Lawinenkatastrophe 1878 vlg. Siegl in Kleinsölk

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Die Lawinenkatastrophe ereignete sich am 16. Jänner 1878 beim vlg. Siegl in Kleinsölk und forderte drei Todesopfer.

Chronik der katholischen Pfarre Kleinsölk

Zitiert in Originalschreibweise:

1878. 16. Jänner wurden: Josef Fuchs ein 70 J. alter Knecht u. Juliana Holzer 2 ½ J. Theresia Offner 4 Mon. alt (die Töchter der jungen Bäuerin) da die Schneelawine das vg. Sigl in Hinterwald fortriß u. umstürzte, erdrückt; an diesem Tage gingen, da es durch 2 Tage einen ungeheuren Haufen Schnee gemacht hatte, fast bei jedem Graben eine Lahn ab.

Bericht aus dem Jahr 1929

Der Ennstaler berichtete in der Ausgabe Nr. 17 vom 26. April 1929 über das Ableben des Johann Ofner, der zum Zeitpunkt des Lawinenunglückes Besitzer des landwirtschaftlichen Anwesens vlg. Siegl war. In diesem Bericht wurde unter anderem die Lawinenkatastrophe wie folgt beschrieben:

Am 15. Jänner 1878[1] um halb 5 Uhr früh ging bei seinem Besitz eine Schneelawine nieder, die das Haus mitnahm, in dem sich Ofner, seine Frau, 1 Knecht und 3 Kinder befanden, und die unter der Lawine begraben wurden. Die Mägde waren mit Stallarbeiten beschäftigt und blieben, da das Stallgebäude nicht mitgerissen wurde, unversehrt. Sofort eilten alle Nachbarn hinzu um die Bergungsarbeiten mit allem Eifer in Angriff zu nehmen. Von den mitgenommenen Hunden grub einer plötzlich weit unten auf der Lawine ein Stück Selchfleisch aus. Es wurde in dem tiefen Loch sofort Nachschau gehalten und man hörte das Wimmern eines Kindes, das auch bald, ziemlich unversehrt geborgen werden konnte. Den Knecht, den sogenannten alten Blassen Sepp fand man auf seinem Strohsack sitzend, die Tabakspfeife im Munde, tot auf. Der Besitzer Ofner mit seinem Weibe war eingeklemmt zwischen den Betten unversehrt gefunden worden. Die Lawine ist über das Haus weggegangen und hat die Decken durchgeschlagen, die Stube, die ebenerdig lag, eingedrückt und dann auch die Betten durchgeschlagen und die beiden Eheleute so eingeklemmt, daß sie sich nicht rühren konnten. Beide hatten aber keine Ahnung, daß es sich um eine Lawine handelt. Sie hörten wohl das Geröll und das Krachen, dachten aber es sei Donnergeröll und der hohe Schnee habe ihr Haus eingedrückt. Nach langer Zeit gelang es seinem Weib endlich, eine Hand freizumachen und mit einem Stäbchen nach auswärts zu dringen, was natürlich sofort bemerkt wurde. Bald konnten sich die Eingeschlossenen mit den Rettern verständigen, die Bergungsarbeiten mußten aber mit äußerster Vorsicht durchgeführt werden, damit durch eine ungeschickte Handlung die beiden nicht erdrückt werden. Endlich um 11 Uhr gelang es, beide zu retten und aus ihrer Zwangslage zu befreien. Die beiden anderen Kinder, die im gleichen Zimmer schliefen, wurden von einem Trambaum derart zermalmt, daß man die Gesichter nicht erkennen konnte. Die drei geborgenen Leichen wurden beim vlg. Zörweg aufgebahrt, konnten aber infolge des hohen Schnees erst acht Tage später in Kleinsölk beerdigt werden.

Quelle

  • Chronik der katholischen Pfarre Kleinsölk
  • Sterbematrik katholische Pfarre Kleinsölk
  • "Der Ennstaler", Ausgabe Nr. 17 vom 26. April 1929
Einzelnachweis
  1. lt. Chronik der katholischen Pfarre Kleinsölk am 16. Jänner 1878 sowie auch anderen Quellen wie ANNO, Illustrierte Sport-Zeitung, Ausgabe vom 3. Februar 1878, Seite 7 oder ANNO, Volksblatt für Stadt und Land, Ausgabe vom 31. Jänner 1878, Seite 12