Lawinenbeobachtungsstation Hieflau

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Im Hintergrund in der linken Bildhälfte der Tamischbachturm. Rechts, unterhalb des tiefen Einschnitts, befindet sich die Lawinenbeobachtungsstation. Davor, im Tal, das Ennstal mit Hieflau.

Die Lawinenbeobachtungsstation befindet sich nordwestlich des Ortszentrums der ehemaligen Gemeinde Hieflau, heute zur Gemeinde Landl gehörende.

Geografie

Die Station befindet sich auf etwa 1 450 m ü. A. südlich des Buttensattels (1 579 m ü. A.) zwischen dem Schneiderplan im Westen und dem Speernkar im Osten. Nach Südosten fällt eine Rinne in Richtung Enns ab.

Geschichte

Wie die Tamischbachturm-Lawine 1924 und der Lawinen-Jänner 1951 deutlich zeigten, ist die Beobachtung der Gefahr von Lawinen im Bereich des Tamischbachturms nordwestlich oberhalb des Ortszentrums von Hieflau von großer Bedeutung. Vor allem wegen der wichtigen Bahnverbindung der Rudolfsbahn, die die Verbindung von der Westbahn im Norden nach Graz im Süden darstellt. Daher hatten sich die Bundesbahnen nach der Tamischbachturm-Lawine von 1924 zur Errichtung dieser Lawinenbeobachtungsstation entschieden. Auf der historischen Karte aus dem Jahr 1930 von AMap ist diese Beobachtungsstation bereits eingezeichnet.

"Die Weltpresse" berichtete 1951 über diese Beobachtungsstation (Auszug):[1]

In einer Hütte auf dem Mitterriegel, zwi­schen den Lawinengängen, ist die Lawinen­beobachtungsstation auf dem Tamischbachturm untergebracht. In dieser Hütte halten, vom Herbst bis zum Frühjahr, Tag und Nacht, drei Männer Wacht, die die Aufgabe haben, den Berg zu beobachten und ihre Be­obachtungen telephonisch ins Tal hinunterzu­melden. Darüber hinaus erfüllt die Lawinen­beobachtungsstation auf dem Tamischbachturm aber auch noch andere wissenschaft­liche Zwecke. Die ständige Beobachtung eines Lawinenfeldes mit wissenschaftlichen Methoden wird dort oben wahrscheinlich überhaupt zum erstenmal unternommen.

Die Wiener Zentralanstalt für Meteorologie hat die Station mit Instrumenten aus­gestattet, von denen die Wächter die Ergeb­nisse ihrer selbsttätigen Messungen gewissen­haft ablesen und fein säuberlich in Listen eintragen. Niederschlagsmenge, Windstärke, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Schneehöhe und Schneebeschaffenheit sowie die Lagerung der Schneeschichten werden genau verzeichnet. Täglich zweimal melden die Wächter ihre Beobachtungen telephonisch ins Tal.

Die gewonnenen Erfahrungen führten dazu, daß man auf dem Tamischbachturm drei Gefahrengrade bei der Lawinenbildung unterscheiden lernte. Die "kleine" Gefahr ist gegeben, wenn die Temperatur null bis 5 Grad Kälte beträgt, wenn Pulverschnee liegt und es darauf schneit. "Mittlere" Gefahr liegt vor, wenn sich die Temperatur um null Grad herum bewegt und Pulverschnee auf Harsch liegt. Oder wenn bei dieser Tempe­ratur binnen vierundzwanzig Stunden dreißig Zentimeter Schnee, binnen zweiundsiebzig Stunden hundert Zentimeter Schnee ge­fallen sind. Die "große" Gefahr tritt ein, wenn die Temperatur 2 bis 10 Grad über Null beträgt und auf harschiger oder gar vereister Grundlage Neuschnee bis zu einem Meter in vierundzwanzig, bis hundertachtzig Zentimeter in zweiundsiebzig Stunden ge­fallen ist.

Je nach der Größe der Gefahr richten sich die Maßnahmen, die im Tal auf der ge­fährdeten Bahnstrecke getroffen werden. Sie werden von dem sogenannten Gefahrenaus­schuß beschlossen und verfügt, der aus dem Leiter der Streckenleitung Selzthal, dem Bahn meister von Hieflau und aus zwei orts- und wetterkundigen Eisenbahnern besteht. Wird vom Berg herunter Gefahr gemeldet, dann tritt der Ausschuß zusammen oder seine Mit­glieder treten in telephonische Verbindung miteinander, um die notwendigen Maß­nahmen zu besprechen. Bei Gefahr in Verzug aber ist der Bahnhof­vorstand von Hieflau ermächtigt, die Einstellung des Zugverkehrs auf eigene Ver­antwortung zu verfügen.

Weblinks

  • Lage auf AMap, aktualisierter Datenlink 13. Februar 2025

Quelle

  • AMap, historische Karten 1930

Einzelnachweis

  1. ANNO, "Die Weltpresse", Ausgabe vom 23. Jänner 1951, Seite 3