Bergtragödie am Grimming 1948

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Die Bergtragödie am Grimming ereignete sich am 20. Juni 1948.

Der Ablauf

Am Abend des Vortags hatte bei bereits einsetzender Dunkelheit der Linzer Eduard Kargl mit dem Abstieg vom Gipfel begonnen. In der Dunkelheit hatte er sich verstiegen und musste die Nacht in einem Latschengestrüpp verbringen. Nicht unüblich fiel just in jener Nacht Schnee bis auf 2 000 m ü. A. herab und das Wetter verschlechterte sich sehr schnell.

Von den Felswänden des Grimmingstocks konnte man dann am frühen Morgen des 20. Juni Hilferufe hören, auf die Otto Peer, ein Bahnarbeiter, sein Freund Hans Moser und andere Kameraden sofort reagierten. Zusammen mit Peter Zehner und dem Bergmann Toni Adam bildete Peer mehrere Gruppen, die in das gefürchtete Bergmassiv aufstiegen, das in eine Nebelwolke gehüllt war. Doch ihr Rettungsversuch musste aufgrund von Regen und Schneesturm erfolglos abgebrochen werden. Die Mannschaften kehrten erschöpft, durchnässt und unterkühlt zurück.

Nun alarmierte man die besten Kletterer aus dem Ausseerland, Karl Resch, Franz Meier, Ernst Köberl und Ing. Albin Schranz. Zwar lag der Grimming nicht in ihrem Einsatzbereich der Bergrettung, aber sie zögerten keine Sekunde. Mit einem Auto fuhren sie nach Klachau. Dort erwartete sie schon eine heftig gestikulierende Menschenmenge.

Um 10:20 Uhr stiegen sie in die Damberger-Route hinauf zum Multereck. Zunächst schien sich das Wetter zu beruhigen. Doch bald zeigte sich der Berg von seinen grauslichsten Wetterseiten. Unter eisigem Regenschauer stieg das Quartett weiter in den Fels. Schon bald waren die Manchon-Sohlen der Kletterpatschen von der Nässe aufgeweicht und verloren damit auch ihre Trittsicherheit auf dem nassen Fels.

Die Bergretter waren aufgrund der schlechten Versorgungslage in den Nachkriegsjahren nur dürftig verpflegt und obwohl die vier im Zweiten Weltkrieg Gebirgsjäger gegen waren, ließen ihre Kräfte in Eis und Schneesturm immer mehr nach. Franz Maier starb um 19:40 Uhr 30 Meter südlich des Vermessungszeichens an Erschöpfung. Drei Stunden später musste auch Karl Resch sein Leben lassen, er starb 80 Meter unter dem Seilabstieg nach einem 30-Meter-Absturz ebenfalls an Erschöpfung. Ernst Köberl konnte mit seinen letzten Kraftreserven den völlig erschöpften Albin Schranz vom Berg bringen.

Um 00:10 Uhr kamen die beiden im Tal an, wo sie sich bei der britischen Besatzungsmacht, die in Klachau in der Nähe des früheren Kaufhauses Spanner stationiert war, zurückmeldeten.

Ironie des Schicksals

Während die beiden Männer auf einer Bank in der Kontrollstube lagen, war Eduard Kargl, um dessetwillen die ganze Aktion begonnen hatte, bereits längst mit dem Zug in seine Heimatstadt Linz zurückgekehrt. Er war bereits am 20. Juni um 11 Uhr vom Bergrettungsmann Sepp Geier aus Klachau geborgen worden. Das dann erst am frühen Nachmittag gegebene Sammelsignal "Mann gerettet, kommt zurück!" konnten die Männer im sturmumtobten Fels des Grimmings nicht mehr hören.

Am 21. Juni brachten 16 Mitglieder des Bergrettungsdienstes aus dem Ausseerland und dem Hinterbergertal mit gesenkten Köpfen die beiden Toten ins Tal, und am 23. Juni nahmen fast 3 000 Menschen Abschied von Karl Resch und Franz Maier.

Literatur

  • Gaiswinkler, Albrecht: Helden im Fels: Bergtragödie unter Zugrundelegung einer wahren Begebenheit in den Felsen des Grimmings in der Sommersonnwendnacht des Jahres 1948, Selbstverlag des Autors, 1950, 111 Seiten

Quelle