Bauernaufstände im Ennstal
Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Bauernaufstände im Ennstal.
Einführung
Die Veränderungen der sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Stellung der Bauern am Ende des Mittelalters durch gesteigerte Abgaben an die Grundherren und die Stände (Rüststeuern für die Türkenabwehr bei ungenügendem Schutz) und durch die Rezeption des römischen Rechts,[1] die zur Beschneidung der Gemeinrechte führte, lösten ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Süden des deutschen Kaiserreichs, in Habsburger Ländern und im swiki:Erzstift Salzburg[2] Aufstände der bäuerlichen Untertanen aus, die teilweise in Kriege ausarteten. Diese Unruhen wurden meist durch lokale Beschwerden veranlasst und richteten sich gegen den Grundherrn und Klerus, niemals gegen Kaiser und Reich.
Größeren Umfang erhielt die Bewegung durch die religiösen Lehren Luthers und anderer Reformatoren, vor allem im Anschluss an den großen deutschen Bauernkrieg von 1525. Sie erfasste das sogenannte "Oberösterreich", zu der die Grafschaft Tirol gehörte, das Erzstift Salzburg sowie Teile der Steiermark, von Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten. Höhepunkte waren die Aktionen swiki:Michael Gaismairs in Tirol (der dann aber auch im Erzstift Salzburg kämpfte), die Belagerung des Fürsterzbischofs swiki:Matthäus Lang von Wellenburg auf der swiki:Festung Hohensalzburg in der Stadt Salzburg und die Kämpfe um Schladming.
Diese Aufstände wurden 1526 durch das Eingreifen des Schwäbischen Bundes und Habsburger Truppen unter Niklas Graf Salm beendet. In den folgenden Jahren kam es besonders in der Steiermark und in Salzburg noch zu einer Anzahl weiterer Aufständen. Ein größerer Aufstand ging 1594-1595 von Oberösterreich aus und dehnte sich 1596 wegen der Belastungen durch einen Türkenkrieg und Maßnahmen der Gegenreformation auch auf Teile des westlichen Niederösterreichs aus.
Die Anfänge im Ennstal
1478, als sich in Kärnten Bauernunruhen ausbreiteten, gelang es den Ennstaler Bauern, sich zu einem Bauernbund zusammenzuschließen. Dieser hatte sogar schon eigene Statuten. In Folge kam es zu einem ersten Bauernaufstand im Ennstal, der sich gegen die Herrschaft des Benediktinerstifts Admont, der swiki:Salzburger Domherren und des swiki:Erzstifts St. Peter richtete. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Lehre Martin Luthers durch umherziehende Prediger verbreitet. Die Bauern sahen in der von Luther verbreiteten Meinung, "alle Menschen seien frei", die Botschaft, sich von Leibeigenschaft und Knechtschaft befreien zu dürfen. In ganz Mitteleuropa brachen Bauernaufstände aus.
Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525
- Hauptartikel Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525
Im Herbst des Jahres 1524 kam ein Prediger, der "Herr Franz" genannt wurde, zu den Schladminger Bergknappen. In seinen Predigten prangerte er, wie zeitüblich, die Missstände in der Kirche an, wetterte gegen die reichen Pfaffen und Prälaten, die dem christlichen Volk keine gute Lehre noch Exempel vortragen und trat gegen die "opfer begenkhnuss und ander gellt chätzungen" auf. Er fand großen Anklang beim Bergvolk im Gebiet von Schladming. Das Besondere an seinem Auftreten war, dass er nicht im Stil der spätmittelalterlichen Metaphorik "fablwerch von meysen und hasen" vorbrachte, sondern das "clar evangelium" verkündete. Er steht damit in der Reihe anderer früher Prädikanten, welche zum Beispiel in den benachbarten Salzburger Bergbaugebieten nachweisbar sind. Der Salzburger Fürsterzbischof Matthäus Lang versuchte die Ausbreitung reformatorischer Gedanken durch Synoden, Visitationen und die Verhaftung der Prädikanten einzudämmen.
Insgesamt muss eine unerhörte Aufbruchstimmung das Land erfasst haben, vielleicht losgetreten von außen her, aber mündend in einen großen religiös bestimmten Zusammenklang. Die Quellen verschweigen uns, wann genau der Aufstand in Schladming losbrach. Man kann die Vorgänge in Schladming nicht isoliert sehen. In allen steirischen Bergbaugebieten, gleich ob auf Salz, Eisen oder Edelmetallen, kam es zu Aufständen oder Unruhen und es gab eine Solidarisierung zwischen Knappen und Bauern. Ohne Bergwesen keinen Aufstand!
Man sagt oft, die Ennstaler sind anders. Vielleicht liegt in diesen Ereignissen die Wurzel zu einem größeren Abstand zur Obrigkeit, zum trotzigen Beharren im evangelischen Glauben durch alle Fährnisse der Gegenreformation hindurch, aber auch eine größere innere Selbständigkeit. Die geschichtliche Entwicklung ging weiter. Es gelang Erzherzog Ferdinand I. nicht, Salzburg in seine Machtsphäre einzubeziehen. Schladming blieb Grenz- und Handelsort.
Quellen
- Buch "Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales"
- www.aeiou.at
- Heimatkundliche Blätter von Schladming Nr. 28, Oktober 1995, Einleitung Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525 von Gerhard Pferschy
Fußnoten
- ↑ Übernahme der Rechtsregeln und Arbeitsmethoden des römischen Rechts
- ↑ Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im SALZBURGWIKI, dem Mutterwiki des EnnstalWikis