Liebesdrama in Johnsbach im Dezember 1900

Ein Liebesdrama in Johnsbach ereignete sich im Dezember 1900.

Das Liebesdrama

Die "Steirische Alpenpost" berichtet in ihrer Ausgabe vom 29. Dezember 1900:

Ein Liebesdrama. Wie wir in Nr. 48[1] unter Johnsbach berichteten, wurden am 24. v. M. von einem Jäger die stark verwesten Leichen eines Mannes und einer Frauensperson bei der sogenannten Heindelbrücke zwischen Johnsbach und Gstatterboden, die anscheinend durch Selbstmord geendet haben, aufgefunden. Die eingeleiteten Recherchen um die Identität dieser Beiden blieben anfangs erfolglos, bis es vor Kurzem der Wiener Polizei gelang, dieselben zu agnoszieren. Wir entnehmen der Oesterr. Volkszeitung darüber folgende Mittheilung vom 25. v. M.:

Anfangs October d. J. ver­schwand die 20jährige Bertha Leinweber, Tochter des in der Grundsteingasse 22 wohnhaften Metall-Blasinstrumentenerzeugers Friedrich Leinweber, aus dem Elternhause. Das junge Mädchen hatte mit dem in demselben Hause wohnhaften 21jährigen Optikerssohn Leopold Wlk ein Liebesverhältnis, und es war zwischen Beiden ausgemacht, dass sie einstmals ein Paar werden sollten. Der Liebestraum fand aber eine jähe Unterbrechung. Leopold Wlk kam zur Assentierung,[2] wurde behalten und musste am 1. October einrücken. Kurz nach dem Verschwinden des Mädchens traf die Nachricht ein, dass der Rekrut Leopold Wlk gleichfalls abgängig sei. Die Eltern der Beiden waren in tiefste Trauer versetzt, denn sie konnten nichts anderes glauben, als dass ihre Kinder miteinander in den Tod gegangen seien.

Diese Vermuthung hat jetzt ihre traurige Bestätigung gefunden. Vor Kurzem berichtete das Gendarmerie-Postencommando in Admont der Wiener Polizei, dass im Walde nächst Gstatter­boden die ziemlich verwesten Leichen eines Mannes und eines jungen Mädchens gefunden wurden, die sich durch Revolver­schüsse getödtet hatten. Die Erhebungen der Gendarmerie er­gaben, dass das Paar am 5. October in Gstatterboden ange­kommen und im Einkehrgasthaus des Andreas Windisch abgestiegen ist. Sie hatten sich dort als Leopold Wlk und Gattin aus Kattowitz in Schlesien gemeldet. Durch das Sicherheitsbureau der Wiener Polizei wurde nun die Identität der Leichen vom Gesäuse festgestellt. Sie wurden als die des Rekruten Leopold Wlk und seiner Geliebten Bertha Leinweber agnosziert. Die beiden Familien sind, da nun die traurige Wahrheit feststeht, in die tiefste Trauer versetzt.

Quellen

  • ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 29. Dezember 1900 Seite 4

Einzelnachweis und Fußnote

  1. ANNO, "Steirische Alpenpost", Ausgabe vom 1. Dezember 1900, Seite 3, rechts unten
  2. Heutige Bezeichnung ist Einberufung zur Stellungskommission des Bundesheeres