Koglbrauerei

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Geschlossen
Der hier beschriebene Betrieb oder die Einrichtung existiert in dieser Form nicht mehr. Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte.
Koglerbräu
Bilder oben links und rechts: die Koglbrauerei, 1901.

Die Koglbrauerei (auch "Brauerei zum Kogl" oder "Kogelbräu") war eine nicht mehr bestehende Brauerei im Hinterbergertal in der Marktgemeinde Bad Mitterndorf.

Geschichte

Die bürgerliche Braustätte "Taferne am Kogl" oder "Koglerbräu" war eine der Braustätten und historischen Gastwirtschaften in der heutigen Gemeinde Bad Mitterndorf. Das "Kogler" heute "Haus Trinkl" war seit Mitte des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie Neuper und ist der Stammsitz der späteren Familienzweige. So etwa die Neuper - Braumeister am Neuperbräu in Aussee, in Lassing Fuchslucken und Wald am Schoberpass.

Braumeister bzw. Besitzer waren (Liste unvollständig):

  • Hans Andreas Neuper (Neuperg) mit Maria Catharina Hammerl, um 1680
  • Georg (Johann Georg) Neuper mit Magdalena Mayerl (Zauchenwirttochter), um 1720
  • Leopold Neuper und Elisabeth Mayr, Fleischhackertochter, um 1750
  • Ferdinand Neuper und 1. Elisabeth Ringdorfer, 2. Maria Grieshofer, um 1800
  • Vinzenz Neuper sen. und 1. Helena Vogl, 2. Anna Maria Seidl, um 1850
  • Vinzenz Neuper und Amalia Ferdin, um 1880
  • Friederike Kautek, Emil Breu, 1899 (Braumeister)
  • Gustav Zunzer (Pächter und später Käufer)

Das betrügerische Besitzerehepaar Straßer

Im September 1897 erwarb der 55jährige Edmund Anton Straßer um 14.000 Kronen von Vinzenz Neuper die Koglbrauerei. Auffallenderweise hatte er diese jedoch auf den Namen seiner Braut Friederike Kautek gekauft und so ins Grundbuch als Eigentümerin eintragen lassen. Der Grund dafür war, dass Straßer seit Jahren von Behörden wegen Betrugs gesucht wurde und so seinen Gläubigern entkommen wollte. Friederike Kautek stellte Straßer eine Generalvollmacht aus.

Straßer begann nach dem Kauf mit dem Umbau zu einer größeren Brauerei obwohl er kein Geld besaß. Auch von dem Kaufpreis hatte er nur einen Teil bezahlt und blieb 9.000 Kronen als Hypothek auf die Realität zugunsten des Verkäufers schuldig. Den Umbau finanzierte er ebenfalls mit Hypotheken auf die Realität, u. a. 15.600 Kronen Schulden bei Baumeister und Maschinenlieferanten.

Bereits in seinem früheren Wirkungsort Metz hatten ihm nach Drängen Straßers sein Schwager und Restaurateur Franz Bernas und dessen Gattin Ida eine Generalvollmacht ausgestellt. Von dieser machte nun Straßer in Bad Mitterndorf ausgiebig Gebrauch, indem er für die Ehegatten Bernas Hypotheken im Gesamtwert von 13.600 Kronen aufnahm.

Wie nicht anders zu erwarten war, konnte Straßer seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen und schon im April 1899 begannen gegen Straßer und seine Gattin zahllose Klagen zu laufen, insgesamt bis 1900 waren es 102 Klagen und 98 Exekutionen, wobei die nunmehrige Frau von Straßer keinerlei Vermögen in die Ehe mitgebracht hatte. Aber Straßer meldete keinen Konkurs an, sondern arbeitete einfach so weiter wie bisher. Die Schulden beliefen sich bereits auf 271.060 Kronen, dem eine Aktiva von 143.982 Kronen gegenüberstand. Die Überschuldung um 1900 betrug also 127.082 Kronen. Dies obwohl Straßer weder private Unglücksfälle erlitten hatte noch die Geschäfte schlecht gingen.

Im Oktober 1899 hatte Straßer den Emil Breu als Braumeister und den Heinrich Rotti im April 1900 als Büroleiter angestellt. Breu hatte 30.000 Mark und Rotti 25.000 Mark Kapitel ins Unternehmen eingebracht. Bald erkannten die beiden, dass sie ihr Geld nicht so schnell wiederbekämen und ließen sich auf ein im Oktober 1900 gemachtes Abkommen mit Straßer ein, in dem sie sich zur Beschaffung weiterer 30.000 Kronen verpflichteten. Mit diesem Geld sollten Rückzahlungen der Schulden der Koglbrauerei erfolgen. In diesem Abkommen übernahmen sie den Betrieb von Friederike Straßer in Pacht und Anton Straßer schied aus dem Unternehmen aus.

Im Winter 1900/1901 hatten sich dann die Straßer von Mitterndorf aus angeblich redlich bemüht eine neue Stelle zu finden, in Wahrheit wohl auf neuen unredlichen Erwerb sinnend. Sie fanden dann auch eine Brauerei, jedoch kam aber letztlich der Kauf mangels Geld nicht zustande. Aber die Straßer fanden während den sich hinziehenden Kaufverhandlungen wiederum neue Opfer, die ihnen für diesen geplanten Verkauf Geld gaben, indem sie sich bereits als neue Besitzer dieser Brauerei ausgaben.

Inzwischen war der Stand der rückständigen Steuern der Koglbrauerei auf 131.000 Kronen gestiegen. Am 11. April 1901 wurde die Realität auf einen Wert von 126.431 Kronen geschätzt. Bei einer Zwangsversteigerung im Juli 1901 wurde dann aber nur ein Kaufpreis von 116.000 Kronen erzielt.

Straßer begann am 18. Mai 1901 sein persönliches Eigentum aus der Brauerei zu schaffen und am 20. Mai flüchtete das Ehepaar aus Mitterndorf. Am 21. Mai 1901 erließ das Kreisgericht Leoben einen Haftbefehl. Die Straßer waren indes in die Schweiz geflohen und verbrachten die nächsten Jahre in Deutschland. Schließlich fuhr Straßer nach Eger in Böhmen, wo er wieder zwei Brauereien ankaufte. Zwei Monate später erfuhr die Gendarmerie von Eger, dass Straßer per Haftbefehl gesucht wurde und verhafteten diesen im August 1908. Im Juli 1909 wurde Straßer vor einem Geschworenengericht in Leoben der Prozess gemacht. Am 8. Juli 1909 wurde Straße zu vier Jahren schweren, verschärften Kerker verurteilt.

Das Ende der Brauerei

Die Brauerei wurde später an die Firma Henschel und Zunzer veräußert, welche sie unter dem Namen "Hinterberger Brauerei" einige Jahre weiterführte. Zuerst Pächter und danach Eigentümer war Gustav Zunzer, welcher die Tochter von Vincenz Neuper, Valerie Neuper 1915 ehelichte. Zunzer stammte aus einer bekannten Kärntner Brauerfamilie (Silberegger Brauerei, Hirter Brauerei). Zunzer war zuerst Brauereileiter der Brauerei Schladming (1909-1911) und war danach bei der Brauerei Henndorf bei Salzburg tätig. Von ihm bzw der Firma Henschel und Zunzer wurde der Betrieb schließlich eingestellt. Das Ehepaar Zunzer/Neuper übernahm 1928 noch die "Salzburger Klosterbrauerei Schwarzach-St.Veit).

Quellen

  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 6. Juli 1909, Seite 9, die Vorgeschichte von Straßer
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 8. Juli 1909, Seite 33, das Urteil
  • Forschungsarbeit in div. Pfarrmatriken, Aufsätzen etc., unveröffentlichtes Manuskript von Benutzer:Dietersdorff Autor des Artikels