Die Brandalmgeister

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Die Brandalmgeister heißt eine Sage aus dem Ennstal.

Die Sage

Die Brandalm im Dachsteingebirge war sein Revier. Ihm gehörte dieses weite und unwegsame Waldgebiet im aufsteigenden Dachsteingebirge zuerst als Wilderer, doch dann schien es der Herrschaft besser, ihn als Jäger zu wissen. Eine auffallende Mannsgestalt, aufrecht und stark, nach der man sich umdrehte, wenn er des Weges kam - das war er, der Linortner Sepp.

Er war weder gottesfürchtig, noch kannte er irgendeine Art von Angst und Furcht, als er die Stelle eines Revierjägers in Brand bekam. Dort oben "geistert's" in der Jagdhütte, bekam er immer wieder zu hören, nachdem sein Vorgänger erschossen aufgefunden worden war. Darüber konnte der Sepp aber nur lachen: "Müaßt's rechnen, dass mit an kaltn Hintern hoamkemmts!" Denn es war seine feste Überzeugung, das es nur der Plan irdischer Wesen sein konnte, ihm Angst einzujagen. Nach einer Pirsch am Allerheiligentag begab sich der Sepp zur Ruhe, draußen eine klare, kalte Nacht. Da hörte er auf dem Gang vor der Hütte ein Poltern und Rumpeln, gerade so, als würde ein Bierfassl über die Bretter gerollt werden. Er fuhr vom Lager auf, hielt Nachschau, konnte jedoch nichts entdecken. Kaum war er wieder in seiner Kammer, da vernahm er plötzlich ein Krachen und Klirren, das aus dem Herrenzimmer kam. Das war der große Spiegel über dem Waschtisch, der da in Brüche gegangen war! Leise schlich der Sepp an die Tür, um den Geistern das Handwerk zu legen, riss diese auf und leuchtete in den Raum. Nichts, aber schon gar nichts war zu sehen. Unversehrt hing der Spiegel an der Wand.

Kaum war es ruhig geworden, ging's über ihm auf dem Dachboden los. "Zwoamal is guat gangen", sagte der Linortner zu sich selbst, "durt oben kemmts mir neamma aus!" Nahm - furchtlos wie er war - sein Gewehr, stürmte nach oben ... Das war aber auch schon alles! Keine Spur, nichts!

Noch glaubte der Sepp an gar nichts, trat vor die Hütte und suchte in jener klaren Nacht nach Spuren, die es ja geben musste, lag doch schon dicker Reif auf den Almböden ringsum. Jetzt wurde er stutzig, als er auch dieses Mal nichts Verräterisches entdecken konnte, für das er eine Erklärung gehabt hätte. Da fühlte sich der Sepp erstmals nicht ganz wohl in seiner Haut - er legte in den darauffolgenden Jahren zu Allerheiligen und Allerseelen sein Gewehr beiseite und ließ die Jagd Jagd sein. Und wenn er im Dorfgasthaus seine Geschichte erzählte, so glaubte man ihm schon deshalb, da er weitum dafür bekannt war, dass ihn nichts erschrecken konnte. Wenig Verständnis zeigte der Linortner aber für jene, die ihm seine Geschichte nicht abnehmen wollten.

Quellen