Unglück auf dem Grundlsee 1904

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Rechts Bilder der beiden Opfer.

Das Unglück auf dem Grundlsee ereignete sich am Nachmittag des 30. Jänner 1904.

Das Unglück

Das interessante Blatt berichtete in seiner Ausgabe vom 11. Februar 1904:

Auf der Eisdecke des Grundlsees herrscht frohes Treiben. Man gewinnt hier dem Winter seine heitere und seine praktische Seite ab. Auf der einen Seite blüht der Eissport, auf der anderen ist man bemüht, Eis für Zwecke des Haushaltes zu gewinnen. Zahlreiche Hände sind mit der Eisgewinnung beschäftigt, so daß in der allernächsten Zeit wohl nahezu sämtliche in Grundlsee befindlichen Eiskeller gefüllt sein dürften. Wiewohl die Eisdecke mit einer sehr dünnen Schneeschichte überzogen ist, herrscht auf derselben doch das regste Leben. Groß und Klein tummelt sich da als Schlittschuhläufer umher, unbekümmert um alle Gefahr.

Auf den Eisbahnen finden sich die Eisschützen zum Wettkampfe ein. Ungefähr ein Fünftel des Seespiegels ist aber teils eisfrei, teils mit noch nicht ttagfähigem Eise bedeckt, doch ist Aussicht vorhanden, daß diese Fläche in kurzer Zeit prächtiges Glatteis für den Eislaufspott bieten werde.

In der Vorwoche fand auf der Eisbahn der "Traunmühle" ein "Bratlschießen" statt, zu welchem sich viele Teilnehmer einfanden. Daß sich Be siegte und Sieger nach dem hartnäckigen Kampfe bei dem vorzüglichen Stoffe und dem vortrefflich mundenden "Bratl" alsbald versöhnten und eine sehr animierte Stimmung platzgriff, darf wohl niemanden wundernehmen.

Leider hat der Winterspott auch seine traurige Seite. Eine Katastrophe vom Eise mutet wie ein tragisches Winterbild an. In Grundlsee sind in der Vorwoche an einem Nachmittag der 28 Jahre alte, ledige, beim Fürsten Kinsky bedienstete Jäger Johann Hofer und der 30 Jahre alte, gleichfalls ledige Besitzer Hermann Grieshofer, beide den Sommergästen wohl bekannt, gestorben. Beide übten Schlittschuhlaufen, dürften an eine Eisbruchstelle sich zu nahe herangewagt haben und eingebrochen sein. Die Leiche Grieshofers wurde in der Nähe der Unglücksstelle im See gefunden und geborgen.

Im Grazer Volksblatt vom 1. Februar 1904 stand zu lesen:

... Hermann Grießhofer, Jägerssohn, und Johann Hopfer vulgo Promeßl, Fürst Kinskyscher Jäger, sind beim Schlittschuhlaufen an einer gewiß 50 Meter tiefen Stelle eingebrochen und ertrunken. [...] Das bedauerliche Unglück, dem zwei teure Menschenleben zum Opfer fielen, findet seine Erklärung in den merkwürdigen Witterungsverhältnissen. Bei der Nacht waren jetzt bedeutende Kältegrade und das Thermometer zeigte 10 Grad Reaumur[1] und mehr unter Null. Während des Tages aber stieg die Temperatur aber wieder über Null, ja in der Nacht von Freitag auf Samstag erreichte die Kälte überhaupt nur mehr 3 Grad Reaumur[2] unter Null. Diese Umstände mögen bei dem Unglücke ganz wesentlich sein. Denn an der Stelle, wo die zwei Männer einbrachen, hatte sich das Eis erst in dieser Woche, nämlich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gebildet. Es war Spiegeleis. Die Verunglückten beachteten nun die bebedeutende Kälte während der Nacht zu viel und die hohe Temperaturwärme während des Tages und der letzten Nacht zu wenig und wagten sich auf das neue Spiegeleis. Es ist auch dies begreiflich, wenn man bedenkt, daß der übrige See eben nur überschnelles Eis hat. Die Unglücksstelle liegt in der Linie von der Rot-Villa zu den Wienern, ungefähr in der Mitte. Das Eis ist auf eine ziemliche große Strecke geborsten und ist es deshalb und wegen schwachen Eises unmöglich, der Unglücksstelle ganz nahe zu kommen. Zwar legte man Bretter und versuchte man, die Unglücksstelle zu erreichen, aber es gelang nur derselben auf etwa 60 Meter nahezukommen, auch wachte man während der Nacht auf dem Eise, [...]

Bereits am Mittwoch, den 27. Jänner, geriet der neunjährige Besitzerssohn Johann Amon, Schüler der 1. Klasse, in einen offenen Eisschnitt, kam bis auf den Grund des Sees und blieb dort wohl über fünf Minuten liegen. Die Stelle war nahe am Ufer und nicht tief. Die siebenjährige Schwester Maria Amon sah den Bruder in den See fallen und auf ihr Geschrei eilte der bei Herrn Schramml bedienstete Heinrich Hillbrand herbei und zog den verunglückten Knaben mit einer Eishacke heraus. Längere Zeit war er bewusstlos, jetzt ist er wieder wohlauf.

Quellen

  • anno.onb.ac.at, das interessante Blatt, Ausgabe vom 11. Februar 1904, Seite 7
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 1. Februar 1904, Seite 2

Fußnoten

  1. 12,5 °C
  2. 3,75 °C