Sagtümpel

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Der Sagtümpel
Der Sagtümpel

Der Sagtümpel ist eine Karstquelle im nordöstlichen Gebiet von Tauplitz, Marktgemeinde Bad Mitterndorf. Er befindet sich auf 978 m ü. A..

Allgemeines

Bei dem als Glücks- und Kraftplatz geltenden Sagtümpel handelt sich um eine der in Österreich sehr selten anzutreffenden vauclusischen Riesenkarstquellen, was bedeutet, dass das Wasser aus einem tiefen Quellsee von unten emporgedrückt wird.

Die Wasserführung schwankt zwischen 10 l/s und 10 m³/s, wobei das Einzugsgebiet der Quelle hauptsächlich das Plateau der Tauplitzalm umfasst. Markierungsversuche bewiesen einen direkten Zusammenhang mit der Bachversickerung des Krallersees, nördlich des Berggasthofs Hollhaus. Das Wasser überwindet dabei einen Höhenunterschied von über 600 m und eine Entfernung von vier Kilometern. Das Wasser der Quelle fließt über das Sagtümpelbachl zum Tauplitzer Wasserfall , der mit einer bis zu 30 m hohen Kaskade in den Grimmingbach stürzt.

Aufgrund der großen Tiefe und des mystischen Aussehens des Sagtümpels rankt sich auch eine Sage um diesen magischen Ort.

Daten

  • Tiefe des Quelltopfes: 10 m
  • Volumen des Quelltopfes: 1.500 m3
  • Durchschnittliche Wasserführung: 350 Liter pro Sekunde
  • Minimale Wasserführung: 5 Liter pro Sekunde
  • Maximale Wasserführung: 10.000 Liter pro Sekunde
  • Wassertemperatur: ca. 5-6°C

Geschichte

Der Sagtümpel ist altbekannt und mit der Geschichte der Ortschaft Tauplitz eng verbunden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die imposante Quelle bereits von den Kelten als Heiligtum verehrt. Aufgrund des mystischen Aussehens und der großen Tiefe des Quelltopfes rankt sich auch eine Sage über den Wassermann von Tauplitz um die Quelle.

Später spielte der abfließende Bach eine wichtige Rolle, betrieb er doch mehrere Sägen und Mühlen. Unmittelbar unterhalb des Quelltopfes standen gleich zwei wasserbetriebene Sägen, wodurch sich ab etwa 1880 der Name Sagtümpel etablierte.
Zuvor hieß laut alten Schriften die Quelle Tief- oder Tiefenbrunn und der abfließende Bach Tiefbrunnerbach (Göth G. 1843). Nachdem in den 1950er-Jahren beide Sägen und eine Mühle abgerissen wurden verlor der Ort an Wichtigkeit. Die Quelle rückte aber in den 1970er-Jahren wieder ins öffentliche Interesse. Einhergehend mit dem touristischen Aufschwung der Gemeinde Tauplitz in den 1960er-Jahren ergaben sich vor allem in den Wintermonaten immer wieder Engpässe in der Trinkwasserversorgung. Nachdem Beobachtungen und Beprobungen der Sagtümpelquelle eine für den menschlichen Gebrauch ausreichende Wassergüte bezeugten, wurde im Jahre 1975 der gesamte Quelltopf gefasst und ans Trinkwassernetz der Gemeinde Tauplitz angeschlossen.
Die Bauarbeiten wurden von der Firma Fritz aus Stainach in Zusammenarbeit mit dem Baubüro Dipl. Ing. Kurt Hauer aus Amstetten durchgeführt. Um die Fassung realisieren zu können, wurde der Abfluss tiefer gelegt und der Wasserspiegel um mehr als 3 m auf Kote 974,6 m abgesenkt.
Beschreibung der Quellfassungsarbeiten (aus dem Archiv der Gemeinde Tauplitz): „Dazu wurde in der Mitte des Sagtümpels ein Quellschacht ca. 3 x 3 m auf die Kote 972,25 niedergebracht und die Wände bis in eine Höhe von ca. 2,5 m mit Drainagerohren wasserdurchlässig gestaltet. Der Arbeitsraum wurde mit Grobschotter bis auf Kote 976,37 hinterfüllt und darauf liegt eine wasserdichte Betonstahlplatte.
Die Wasserableitung erfolgt über ein Gussrohr NW 300 mm mit Kupferseiher aus dem Quellschacht in den angrenzenden Schieberschacht (1,2 x 1,5 m) und von dort in den Anschlussschacht jenseits des Zufahrtsweges.
Zur Ableitung des Überwassers aus dem Quellkörper unterhalb der Stahlbetonabdeckung wurde eine Abflusskammer neben dem Quellschacht errichtet und zwei Betonrohrleitungen NW 1500 mm bis zur Herdmauer jenseits des Zufahrtsweges geführt. Der Grundablass aus dem Quellschacht NW 300 mm mündet nach ca. 6 m unmittelbar nach dem Schieber in einen Betonrohrkanal NW 400 mm, der nach ca. 50 m in den Sagtümpelablauf mündet. Der Quellschacht und der Schieberschacht sind mit Einstiegsöffnungen versehen, die mit einem tagwasserdichten, versperrbaren Deckel abgeschlossen sind. Weiters wird der Quellschacht bis zu 2,5 m über Gelände entlüftet."
Schon damals wurde für das Quellwasser eine Entkeimungsanlage vorgeschrieben. Aufgrund der bei Hochwasserereignissen auftretenden starken Eintrübung des Wassers gab es bald Beschwerden aus der Bevölkerung aufgrund des „gelben" Wassers. Weit gravierender als der optische Aspekt war jedoch, dass die UV-Entkeimung bei derart hohen Trübungswerten nicht mehr funktionierte. ==Stilllegung==
Nachdem im Talboden im Ortsteil Furt (Kohlmühle) eine Tiefbohrung bestes Trinkwasser aufgeschlossen hatte und dieses ins Ortsnetz erfolgreich angeschossen wurde konnte die Sagtümpelquelle in den frühen 2000er-Jahren stillgelegt werden.
Seit dem wurden von der Gemeinde im Umfeld der Quellfassung keine Wartungsarbeiten mehr vorgenommen. Die Zäune um die Anlage verfielen, Sitzbänke vermoderten und Betonteile begannen langsam abzubröckeln. Der Bereich der Fassungsanlage verwuchs zusehends und dieser einst bedeutende Ort geriet mehr und mehr in Vergessenheit.

Renaturierung

Durch die Renaturierung konnte für Tauplitz wieder ein schönes Wander- und Ausflugsziel in Ortsnähe geschaffen werden. Der Sagtümpel ist nun erneut ein Glücks- bzw. Kraftplatz mit beruhigendem Ambiente geworden.

Kontakt

Ansprechperson Robert Seebacher
Sonnenalm 78
8983 Bad Mitterndorf

Bilder

  • Sagtümpel – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki

Weblink

  • Position auf AMap (korrigierter neuer Link, Datenstand, 06.06.2024)

Quellen

  • Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hatte, stimmen aktuell noch nicht alle EnnstalWiki-AMap-Weblinks, sofern nicht beim Link auf eine bereits erfolgte Aktualisierung hingewiesen wird.