Autostraße auf den Dachstein

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1935, in jenem Jahr, in dem die berühmteste Alpenpanoramastraße Europas, die Großglockner Hochalpenstraße, eröffnet wurde, diskutierte man im Ennstal über die Errichtung einer Autostraße auf den Dachstein.

Das Projekt

Das Grazer Volksblatt meldete in jenem Jahr, dass von der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Fremdenverkehr Jugend in Arbeit, ein Projekt Autostraße auf den Dachstein diskutiert wird. Hofrat Klieber, Ing. Leopold Weissinger und Referent Kraßmann leiteten diese Arbeitsgemeinschaft. Sie war durch Erfolge in kurzer Zeit bekannt geworden, so eröffnete sie die Raxhöhlen (das Windloch und die Eishöhle), sowie die beiden Skiabfahrten auf der Rax, Kesselgraben und Ofohlhirn. Ursprünglich wollte die Arbeitsgemeinschaft nur den Sport und Fremdenverkehr im Rax- und Semmeringgebiet ausbauen. Dann weitete sich ihr Aktionsradius auf ganz Niederösterreich aus und schließlich plante sie einzelne Aktionen in ganz Österreich.

Im Mittelpunkt ihres Ennstaler Projekts stand die Erschließung der Mammuthöhle. Die geplante Autostraße sollte mitten durch diese Mammuthöhle führen (!). Diese Höhle weist einen Durchmesser von 800 Metern bei einer Höhe von 250 Metern auf. Projektiert wurde ein Parkplatz im Inneren der Höhle für rund 50 Pkw. So hätten die Besucher bequem die Möglichkeit, die Höhle in Ruhe zu bestaunen.

Zum damaligen Zeitpunkt, 1935, war man damit beschäftigt, den genauen Verlauf der Autostraße auf den Dachstein festzulegen und die Baukosten zu errechnen. Als Bauzeit nahm man zwei Jahre an. Wobei rund 1 500 Arbeitskräfte auf der Baustelle zum Einsatz kommen sollten[1].

Der Ennstaler berichtete

Eine Autostraße auf den Dachstein?

In jüngster Zeit wird in der Oeffentlichkeit wieder Projekt einer Dachsteinstraße erörtert.

Dieses Projekt geht, wie das 'Grazer Volksblatt' meldet, "von der Arbeitsgemeinschaft für Sport und Fremdenverkehr 'Jugend in Arbeit'" aus, die unter der Leitung des Hofrates Klieber, Ing. Leopold Meissinger und Referenten Kraßmann steht und in verhältnismäßig kurzer Zeit große Erfolge aufzuweisen hat, wie die jüngst veröffentlichen Raxhöhlen, das Windloch und die Eishöhle, ferner die beiden Skiabfahrten auf der Rax, Kesselgraben und Ofohlhirn. Nun hat die Arbeitsgemeinschaft, die ursprünglich nur zur Hebung von Sport und Fremdenverkehr im Semmering- u. Raxgebiet gedacht war, ihr Tätigkeitsfeld über ganz Niederösterreich, in einzelnen Fällen sogar über einzelne Bundesländer ausgedehnt.

Eine Reihe bemerkenswerter Projekte, die weit über die engen Grenzen unserer Heimat größte Beachtung verdienen, steht für die nächste Zeit auf dem Arbeitsprogramm des Vereins, so vor allem eine Autostraße auf den Dachstein.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Erschließung der berühmten Mammuthöhle. Diese Autostraße soll nämlich durch die Riesenhöhle hindurchführen! Bekanntlich hat die Mammuthöhle einen horizontalen Durchmesser von 800 Meter bei einer Höhe von 250 Meter. Man kann sich an Hand dieser Maße ein beiläufige Vorstellung von den gigantischen Dimensionen dieses Riesendoms machen, der wirklich zu einer der größten Sehenswürdigkeiten des Kontinents zählt. Im Inneren der Höhle wird ein Parkplatz für etwa 50 Autos angelegt, so daß den Besuchern die Möglichkeit geboten wird, in Ruhe die Besichtigung des riesenhaften Höhleninneren vorzunehmen. Die mächtig emporstrebenden Wände, sowie die gewaltige Deckenwölbung sind reich an vielgestaltigen, prachtvollen Tropfsteingebilden und zahllose Stollen und Gänge warten überdies ihrer restlosen Erforschung.

Derzeit ist Universtitätsprofessor Dr. Kyrle gemeinsam mit Ing. Meissinger damit beschäftigt, den genauen Entwurf für die Durchführung der Straße auszuarbeiten und die hierauf entfallenden Kosten zu berechnen. Man nimmt an, daß der

Straßenbau rund zwei Jahre

in Anspruch nehmen wird und seiner Bewältigung ungefähr 1 500 Arbeiter notwendig sein werden. Was die Kostenfrage betrifft, erwartet man bei den hiefür zuständigen Stellen weitestgehendes Verständnis zu finden.

Sowie die Meldung des genannten Grazer Blattes. Eine Stellungnahme zu diesem Projekt ist wohl erst dann möglich, wenn nähere und genauere Angaben vorliegen und wird es dann Sache aller in [unlesbare zwei letzte Zeilen].

Hinweis

Wir haben in diesem Absatz die Originalschreib- und ausdrucksweise des "Ennstalers" übernommen und bitten keine grammatikalischen oder Rechtschreibfehlerkorrekturen vorzunehmen.

Quellen

  • Der Ennstaler, Sonderausgabe 100 Jahre Der Ennstaler, August 2006

Einzelnachweis

  1. Den Anstoß zum Bau solcher Straßen, die karge Alpentäler dem automobilen Fremdenverkehr erschließen sollte, gab 1929 der New Yorker Börsenkrach. Diese Katastrophe traf das ohnehin ärmliche Österreich mit verheerender Wucht. Die Arbeitslosigkeit stieg über die 500 000-Personen-Grenze, das waren 26 Prozent. Binnen drei Jahren sackte die Wirtschaftsleistung um ein Viertel ab. So wurden neben dem realisierten Projekt der Großglockner Hochalpenstraße eben noch andere Projekte entwickelt