Röststadel

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Der Nickelschmelzofen in Rohrmoos-Untertal

In der Hopfriesen in Rohrmoos im Obertal finden sich Überreste eines Röststadels, welcher Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gewinnung von Nickelerzen diente.

Röstverfahren

1840 wurde am Talschluss des Obertales eine Anlage zur Aufbereitung und Verhüttung von Nickelerzen vom Gebiet Zinkwand-Vötternspitze errichtet. Die gewonnenen Erze wurden nach dem Abbau sortiert, zerkleinert, aufbereitet und schließlich in einem Röststadel in der Hopfriesen geröstet. Der offene sogenannte "böhmische" Röststadel war rund fünf Meter lang und 4,6 Meter breit. Er hatte einen gemauerten Boden mit Kanälen, die für die nötige Sauerstoffzufuhr sorgten. Über Holzscheitern, Holzkohlestücken und minderwertigem Brennmaterial (Äste, Nadeln) wurde das Röstgut (18 bis 20 Tonnen Erz pro Röstvorgang) aufgeschichtet.

Anschließend wurde alles mit Erde abgedichtet, der Röststadel vorne zugemauert und mit glühenden Kohlen gezündet. Die Entzündung erfolgte durch Einwerfen der glühenden Kohlen in die "Lutte" (eine Art "Kamin") die mit den Kanälen, welche im Brennmaterial ausgespart wurden, verbunden war. Eine Röstung dauerte fünf bis acht Tage, wobei sich das Gewicht der Erze um 10 bis 12 % verringerte. Dabei wurden chemische Verbindungen von Arsen, Schwefel und Sauerstoff als Gase frei. Diese schlugen sich an der Oberfläche der Stadeln als fester Belag ("Hittrach") nieder.

"Hittrach" (Arsentrioxid) wurde als Nebenprodukt weiterverkauft. Es fand vor allem in der Glaserzeugung Verwendung und wurde als Aufputschmittel an Vieh, vor allem Pferde, verfüttert. Da die Giftwirkung von "Hittrach" bekannt war, wurde es auch als "Diplomaten- oder Erbschaftspulver" bezeichnet.

Der nächste Schritt der Nickelverhüttung erfolgte schließlich im Krummofen bzw. Nickelschmelzofen. Die metallurgische Herstellung von Nickel kann heute weitestgehend in einem Schritt durchgeführt werden. Im 19. Jahrhundert brauchte die Herstellung von Nickel sehr viel länger und nahm sechs große Verarbeitungsschritte in Anspruch (Rösten, Schmelze im Krummofen, Raffinierschmelze im Gasflammofen, Rösten, Waschen, Reduktionsschmelzen).

Der Schmelzofen in der Hopfriesen in Rohrmoos-Obertal gilt als bedeutendes Industriedenkmal. Er ist einer der letzten erhaltenen Schmelzöfen für Nicht-Eisen-Metalle im gesamten Ostalpenraum. Die Anlage wurde behutsam restauriert und beherbergt heute ein Nickelmuseum, welches von der Arbeit der Bergknappen und Hüttenleute sowie von der Nickelgewinnung im 19. Jahrhundert berichtet.

Bildergalerie

Quellen

  • Archiv Nickelmuseum Hopfriesen, Rohrmoos-Untertal