Johann Geyer

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Johann Geyer vulgo Grantschbauer aus Wörschachwald war Anfang des 19. Jahrhunderts zu Fuß zum Kaiser nach Wien gegangenen.

Einleitung

Mut und Klugheit rettete den Bauern von Wörschachwald ihre Besitzansprüche.

Während der Napoleonischen Kriege in den Jahren zwischen 1800 und 1809 wurden in der gesamten Steiermark Befestigungen angelegt. Es handelte sich meist um Schanzbauten, sogenannte "Franzosen-Schanzen", als Deckung der Infanterie oder von Kanonen sowie um Hindernisse am Weg.

Mehrere solche Schanzen aus Holzblockwerk mit Steinfüllung wurden im Gemeindegebiet von Wörschachwald über Anordnung der Herrschaft Hinterberg, zu welcher der Wörschschacher und Pürgger Forst gehörten, errichtet. Hier führte ja ein Zweig der wichtigen Salzstraße von Bad Aussee ins Ennstal vorbei.

Es handelte sich um umfangreiche Arbeiten, die weit über das übliche Robotmaß hinausgingen und auch sehr viel Holz verschlangen, sodass den Bauern eine entsprechende Entlohnung in Aussicht gestellt wurde.

Die zugesagte Entlohnung blieb aber nur ein leeres Versprechen. Alle Proteste stießen bei der Grundherrschaft auf taube Ohren, was die Bauern von Wörschachwald nicht hinnehmen wollten. "Wenn nur unser gütiger Kaiser von diesem Unrecht erfahren würde. Er würde schon für Gerechtigkeit sorgen," hieß es allemal.

Die Reise des Johann Geyer nach Wien

Als wieder einmal im Wirtshaus darüber diskutiert wurde, stand plötzlich Johann Geyer, überall nur der Grantschbauer bekannt, auf. Er war Besitzer eines der höchstgelegenen Bauernhöfe, direkt unter den Wänden des Hechlsteins gelegen.

"Die Angelegenheit muss dem Kaiser persönlich mitgeteilt werden. Wahrscheinlich weiß er gar nichts davon."

"Darauf kannst du Gift nehmen, unsere bisherigen Petitionen liegen bei irgendeinem Hofschranze in der Tischlade."

"Drum geh ich eben selber zum Kaiser ..."

"Grantschbauer, hör auf! Das hilft doch alles nichts, du kommst an den allerhöchsten Herrn ja nie heran."

"Das werden wir sehen ..."

Und wenn sich der Grantschbauer, der unverbrüchlich an die Gerechtigkeit in dieser Welt glaubte, etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnten ihn keine zehn Ochsen von der Ausführung seiner Ideen abhalten.

Und tatsächlich, Johann Geyer machte sich auf den Weg nach Wien - natürlich zu Fuß, denn mit der Postkutsche wäre es zu teuer gewesen.

Sieben Tage benötigte er bis in die Kaiserstadt. Wie es ihm gelang, beim Kaiser eine Audienz zu erhalten, das bleibt uns heute leider ein Geheimnis, aber er war erfolgreich. "Versprechen müssen selbstverständlich gehalten werden" ... und so wurde immerhin wenigstens die Hälfte der versprochenen Geldzuwendungen ausbezahlt.

Es ergingen Schriftstücke von der kaiserlichen Kanzlei ins Hinterbergische, in denen auch die Wörschachwalder Bauern und ihre Besitzungen an Ackerland und Wald angeführt waren.

Und gerade der letztgenannte Punkt sollte sich wenig später als besonders wichtig herausstellen. Da ging es nämlich mit der k.u.k. Ärarverwaltung in einem mehrjährigen Prozess um die Besitzverhältnisse in den Waldungen von Wörschachwald: Sollten die Bauern Besitzer bleiben oder nur ein Servitutsrecht erhalten?

Sie konnten aufgrund der Dokumente und der Hälfte der ausbezahlten Entschädigung (die zweite Hälfte ist man bis heute noch schuldig) für die Schanzarbeiten aber nachweisen, dass schon damals ihre Waldbesitzungen von Wien aus anerkannt waren.

Und so sind sie bis heute Besitzer und nicht Servitutsnehmer. Und die mehreren hundert Hektar umfassenden Waldungen heißen heute noch der "Kaiserwald".

Quellen

  • Paternus Schachner, Ururenkel des Johann Schachner aus Greith, Tauplitz Nr. 159
übermittelt von Hermann Harreiter via E-Mail an Administrator Peter am 7. Juli 2020