Feuersetzen

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Das Feuersetzen ist eine alte Vortriebs- und Gewinnungsmethode im Bergbau, die auch in Bergwerken der Niederen Tauern zur Anwendung kam. In manchen Stollen erkennt man heute noch Spuren dieser alten Technik zum Erzabbau, welche vor allem im Spätmittelalter sehr gebräuchlich war.

Die Anwendung des Feuersetzens

Das Feuersetzen wurde beim Vortrieb von Stollen und Strecken sowie zum Ablösen tauben Gesteins in Erzvorkommen angewendet. Das abzubauende Gestein wurde durch Feuerbrand rasch und hoch erhitzt, wodurch es mürbe und zerklüftet wurde. Durch die Verschiedenheit der Wärmeausdehnung einzelner Komponenten kam es zu einer Auflockerung des Gefüges. Das Gestein erhielt Risse, sein Verband wurde locker und konnte mit geeignetem Gezähe (Werkzeug des Bergmannes) gelöst werden.

Voraussetzungen für die Anwendung des Feuersetzens

Erfolgreich konnte das Feuersetzen nur in dafür geeigneten Gesteinen, wie quarzreichen Gneisen, Graniten, Kalken und Dolomiten sowie in reichlich Quarz führenden Erzvorkommen angewendet werden. Eine weitere Voraussetzung war ein entsprechendes Angebot an Brennmaterial, vor allem von Nadelholz. Zur gefahrlosen Anwendung des Feuersetzens sollte das zu bearbeitende Gestein frei von Schwefelkies und vor allem von arsenhältigen Erzen sein. Beim Einsatz des Feuersetzens musste auch Rücksicht auf die folgende Aufbereitung und Verhüttung der Erze genommen werden.

Der deutsche Wissenschaftler und "Vater der Mineralogie", Georgius Agricola (' 1494; † 1555; De re metallica libri XII), und der deutsche Bergmann und Markscheider, Balthasar Rösler (* 1605; † 1673; Speculum Metallurgiae Politissimum), gingen in ihren Werken auf die Feuersetzarbeit sehr genau ein. Es sollte demnach nur an trockenen Orten vor festem Gestein geschehen. Von großer Bedeutung war eine gute Bewetterung zur Abfuhr des entstehenden Rauches und der sonstigen Abgase. Oft wurden Strecken und Aufbrüche als Wetterkanäle genutzt. Wegen der Hitze und Rauchentwicklung wurde meist liegend gearbeitet; die zum Schüren verwendeten Kratzen und Krücken hatten oft mehrere Meter lange Stiele. Brände in Abbauen wurden bevorzugt am Wochenende gezündet, um ein Ausrauchen über den arbeitsfreien Sonntag sicherzustellen.

In den unteren Giglerbauen sowie im Annastollen in Bromriesen sind durch Feuersetzen hergestellte Stollen zugänglich und es sind immer noch starke Verrußung zu erkennen. Das Gestein ist durch die Feuereinwirkung rotbraun verfärbt.

Niedrige Holzstöße wurden darin aufgeschlichtet und - um die Flammen gegen das Gestein zu lenken - mit flachen Steinen abgedeckt. Zum Abzug des Rauches wurde im oberen Drittel des Stollens eine Bühne eingebracht und mit Lehm gegen den unteren Bereich abgedichtet. Nach dem Abbrennen eines Holzstoßes wurde das Gestein abgeschlagen bzw. mit Brecheisen gelöst und abtransportiert. Am noch heißen Stoß wurde der nächste Holzstoß aufgeschichtet und in Brand gesetzt.

Das immer wieder angeführte Abschrecken des heißen Gesteins mit Wasser ist anzuzweifeln, denn der so enstandene heiße Wasserdampf hätte wohl zu schweren Verbrühungen der Arbeiter geführt.

Die Erwähnung des Feuersetzens im Schladminger Bergbrief

Das Feuersetzen wurde bereits im Jahr 1408 im Schladminger Bergbrief erwähnt:

"Wie lange ein Tzech (Grubenbau) der anderen mit fewer (Feuersetzen) warten soll.

Es soll auch ein paw (Bau) dem anderen paw warten mit dem fewer von St Michels tag an vntz uff sanct Johans tag vnd soll nicht antzindten, vntz sich tag vnd nacht schydet (vor Beginn der Nacht). vnd von sanct Jorgen tag vntz auff sanct michels tag soll eyner dem andern warten mit dem fewer vntz auff vespertzeit. es soll auch eyner dem andern sagen, wan er antzinten will, vnd wer dess nicht tetht vnd dass vberfore, der soll dem andern seynen schaden legen, den er bewysenn magk mit zweyen fromen mannen, vnd were darzu dem richter vmb den grosen wandel (Geldstrafe) verfallen."

Die im Schladminger Bergbrief enthaltenen Regeln sollten helfen Unfälle durch das Feuersetzen zu vermeiden. So sollte in der Nacht gezündet werden, da die Abkühlung zu dieser Tageszeit den Luftaustausch verstärkt. Ebenso sollte das Feuersetzen zu gewissen Jahreszeiten, in welchen eine Umkehr dieses Effekts häufig eintritt, unterbleiben. Das Nebeneinander vieler Gruben verlangte auch die Verständigung der Nachbargruben um Unfälle durch Brandgase hintanzuhalten.

Unglücksfälle

Trotz aller Vorkehrungen kam es immer wieder zu Unfällen, vor allem zu Vergiftungen durch Brandgase. Georgius Agricola widmete zwei Absätze dem Einfluß schlechter Wetter bzw. fehlender Belüftung auf die Gesundheit der Bergleute, dies besonders in Zusammenhang mit dem Feuersetzen. Er erwähnt Abstürze von bewusstlos gewordenen Bergleuten, Schwellungen der Gliedmaßen, Lähmungserscheinungen und Schmerzen.

Der Naturforscher und Montanist Ignaz von Born erlitt im Jahr 1770 in Siebenbürgen beim Beobachten des Feuersetzens in einer Goldgrube einen Unfall. Er erwähnte in einem Brief an einen Freund, dass sein Mund aufgeschwollen, die Augen mit Blut unterzogen, und alle Glieder gelähmt gelähmt gewesen wären. Born litt an den Folgen dieses Unfalles bis zu seinem Lebensende im Jahr 1792.

Quellen