"Weniger Müll für´s Lebensg´fühl"

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Das Projekt "Weniger Müll für´s Lebensg´fühl"' wurde zwischen 2019 und 2023 in der Stadtgemeinde Schladming durchgeführt. Zentrale Ziele des Projektes waren die Reduktion des Abfallaufkommens sowie eine verbesserte Abfalltrennung in Schladming.

Beteiligte Organisationen und Fördergeber

Das Projekt wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) geleitet und in Kooperation mit der AQA GmbH und der Pulswerk GmbH umgesetzt. Es wurde zu 100 % durch die Coca-Cola Foundation finanziert.

Handlungsfelder und Maßnahmen

Die Maßnahmen des Projekts wurden in vier Handlungsfeldern umgesetzt:

Handlungsfeld "Veranstaltungen und Events"

Um das Abfallaufkommen bei Veranstaltungen und Events zu reduzieren, wurde das "Green Event Handbuch" entwickelt. Per Gemeinderatsbeschluss sind die Muss-Kriterien des Handbuchs verpflichtend für alle Events ab 1 000 Personen einzuhalten. Für die Planung und Umsetzung von Veranstaltungen wurde die Position des "Abfallbeauftragten" beim AWV Schladming eingerichtet. Auch für Veranstaltungen mit bis zu 1 000 Personen gibt es Empfehlungen im "Green Event Handbuch" bis 1 000 Personen. Des Weiteren wurden im Laufe des Projekts 60 000 Mehrwegbecher eingeführt, die jederzeit abrufbar sind, sowie Mindestanforderungen für gemeindeeigene Veranstaltungen festgelegt.

Handlungsfeld "Tourismus"

Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Tourismus in Schladming wurden Schulungen und Webinare sowie Informations- und Vernetzungsveranstaltungen mit Stakeholdern[2] aus der Hotel- und Tourismusbranche durchgeführt. Auch die Gäste in Schladming wurden gezielt adressiert: Durch die Überarbeitung des öffentlichen Sammelsystems sowie die Errichtung von sieben Pilot-Trennstationen erhielten sie leichten Zugang zu den Informationen, wie in Schladming richtig entsorgt wird. Dafür sorgte einerseits die grafische Darstellung der Trennfraktionen auf den neuen Trennstationen, andererseits ein QR-Code, über den die Gäste alle wichtigen Informationen in 17 Sprachen abrufen können. Bei Buchung eines Wanderpakets über den Tourismusverband Schladming Dachstein erhalten die Gäste außerdem eine Info-Einlage zum Thema Ressourcenschonung und Abfallvermeidung.

Im Handlungsfeld Tourismus wurde außerdem auf die Zertifizierung von Hotelbetrieben mit dem Österreichischen Umweltzeichen gesetzt. Insgesamt 14 Betriebe erlangten im Rahmen des Projekts diese Zertifizierung und tragen seither wesentlich zur Vermeidung von Abfall und der Schonung von Ressourcen bei.

Handlungsfeld "Schulen und Kindergärten"

Zentrales Element dieses Handlungsfeldes waren die jährlich durchgeführten Kreativwettbewerbe. Im Rahmen des "Müllpass-Kreativwettbewerbs" und des "Energietagebuchs" waren die ca. 1 000 Schüler Schladmings jährlich dazu eingeladen, sich kreativ mit dem Thema Abfall bzw. Energie auseinanderzusetzen. Eine Sammlung mit Unterrichtsmaterialien zum Thema Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung für Pädagogen wurde ebenfalls zur Verfügung gestellt. Auch die Besichtigung der regionalen Abfallverwertungsanlage und die Teilnahme am steirischen Frühjahrsputz wurden im Rahmen des Projekts unterstützt.

Handlungsfeld "Einbindung der Bevölkerung"

Die Schladminger Bevölkerung wurde an mehreren Punkten aktiv in das Projekt "Weniger Müll für´s Lebensg´fühl" eingebunden:

  • Die regelmäßig durchgeführten Veranstaltungen des Reparatur-Café Schladming boten den Raum und Beratungsmöglichkeit, sich gemeinsam an der Reparatur kaputter Geräte zu versuchen.
  • In zwei Schreibwerkstätten waren Bürger eingeladen, sich kreativ mit dem Thema "Vom Wert der Dinge" auseinanderzusetzen.
  • Als Angebot an werdende und junge Eltern wurde der sogenannte Windelgutschein eingerichtet, eine Förderungsmaßnahme für Mehrwegwindelsysteme aus Stoff. Ein entsprechender Info-Workshop informierte interessierte Personen über die richtige Anwendung der Windelsysteme sowie den Gutschein.
  • Wichtige Informationen zum Thema Abfallvermeidung und Nachhaltigkeit in Form einer Broschüre wurden über die Gemeinde-Homepage der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellt.

Methodisches Konzept und Lessons Learned für die Arbeit in und mit Gemeinden

Das methodische Konzept stellt die wichtigsten Lessons Learned aus dem mehrjährigen Projekt dar. Es kann als Orientierungshilfe für ähnlich strukturierte Projekte dienen.

Bestandanalyse

Die Bestandsanalyse bildete die Grundlage für alle weiteren Schritte im Projekt. Mithilfe einer allgemeinen Abfallanalyse, einer Literaturrecherche, insbesondere der Abfallberichte, und Interviews mit Stakeholdern wurde die IST-Situation festgestellt. Dadurch konnten das allgemeine Abfallvermeidungspotential und mögliche Ansatzpunkte für Maßnahmen identifiziert sowie ein erster Überblick über das lokale Stakeholder-Netzwerk gewonnen werden.

Identifikation der Low Hanging Fruits

Mithilfe von Workshops mit Vertreter der Stadtgemeinde und relevanten Stakeholdern wurden die sogenannten Schwerpunktbereiche definiert, innerhalb derer die Umsetzung von Maßnahmen ein hohes (Vermeidungs-) Potential sowie eine gute Umsetzbarkeit versprachen. In einem begrenzten Projektzeitraum hat sich als erfolgversprechend herausgestellt, sich zuerst sinnvolle aber leichter erreichbare Ziele (low hanging fruits) zuerst zu stecken. Die komplexeren Themen, die aufgrund von weitreichendem Abstimmungsbedarf lange Zeiträume bis zur Umsetzung in Anspruch nahmen, sollten methodisch in die Diskussion einfließen und als Weiterführung der momentanen Handlungsfelder verstanden und mitgeplant werden. Wichtig für die Umsetzung komplexerer Themen war, dass konkreter Handlungsbedarf bei den lokalen Stakeholdern vorliegt, da dies die Wahrscheinlichkeit für eine tatsächliche Realisierung erhöhte.

Erstellung von konkreten Maßnahmen

Um einen konkreten Maßnahmenplan zu entwickeln, war die Analyse der zuvor identifizierten Schwerpunktbereiche notwendig. Dafür sollten die relevanten Stakeholder aus den verschiedenen Bereichen eine Checkliste ausfüllen, die Klarheit über den Status Quo und mögliche, bereits umgesetzte Maßnehmen, brachte. Die Gründung eines Beirats aus Vertreter:innen der Gemeinde und relevanten Stakeholdern ermöglichte eine gemeinsame Entscheidungsfindung und erhöhte die Akzeptanz für umzusetzende Maßnahmen.

Umsetzung

Damit Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden konnten, wurde ein konkretes Konzepts erstellt und mit Entscheidungsträger abgestimmt. War für eine Maßnahme ein politischer Beschluss nötig, erfolgte dieser durch die Absegnung der Maßnahme durch den betreffenden Ausschuss und den Gemeinde- bzw. Stadtrat. Ansonsten konnte direkt mit der Implementierung begonnen werden. Die Implementierung von einzelnen Maßnahmen wurde ständig von verschiedenen Prozessen begleitet: Bilateraler Dialog und Feedback waren dabei besonders wichtig, um Maßnahmen sinnvoll auszurichten und Probleme rechtzeitig zu erkennen. Netzwerkbildung/Partizipation sowie Öffentlichkeitsarbeit waren ergänzend notwendig, um die Akzeptanz der Bevölkerung bzw. relevanter Stakeholder zu erhöhen und das Bewusstsein für die gesetzten zu Maßnahmen zu schaffen.

Evaluierung[3]

Nach der Umsetzung einer Maßnahme erfolgte zeitnah die Evaluierung. Zur Bewertung einer Maßnahme wurden unterschiedliche Kriterien herangezogen: einerseits die Menge an vermiedenem oder zusätzlich getrenntem Abfall (quantitative Evaluierung), oder die Akzeptanz innerhalb der relevanten Stakeholder-Gruppe, die Nutzungsintensität oder die erfolgreiche Bildung von Bewusstsein für ein spezifisches Thema (qualitative Evaluierung).

Institutionalisierung und Dissemination[4]

Maßnahmen, die nach der Evaluierung als erfolgreich betrachtet wurden, wurden daraufhin institutionalisiert und disseminiert. Unter Institutionalisierung wird dabei die Verankerung einer Maßnahme in lokalen Netzwerken, Institutionen oder Organisationen verstanden, die sich für die Weiterführung von (einzelnen) Projektinhalten auch über die Projektlaufzeit hinaus bereiterklären. Eine erfolgreiche Institutionalisierung erhöht die Akzeptanz für die Projektinhalte, außerdem entfalten viele Maßnahmen erst nach längerer Laufzeit ihr tatsächliches Potential.

Auch Disseminationsaktivitäten zielen darauf ab, die Akzeptanz und das Bewusstsein für einzelne Maßnahmen, aber auch für die Ziele, welche mit dem gesamten Projekt verfolgt werden, zu erhöhen. Für eine erfolgreiche Dissemination der Ergebnisse von "Weniger Müll für´s Lebensg´fühl" wurden vermehrt lokale Netzwerke und Medien genutzt.

Projekterfolg in dynamischen Systemen

Da die lokalen Netzwerke und politischen Strukturen dynamische Systeme darstellen, veränderten sich, insbesondere durch die lange Projektlaufzeit, die Rahmenbedingungen für die Projektarbeit. Um die nötige Flexibilität zu gewährleisten, stand daher das Projekt-Team ständig im Kontakt zu lokalen Stakeholdern, um Maßnahmen ggf. anzupassen. Es war daher von Anfang an wichtig, entsprechende Ressourcen für diese Art von Prozessen bereit zu stellen.

Für den Projekterfolg wesentlich war hier die aktive Einbindung der Akteur:innen in den Entscheidungsfindungsprozess und die Flexibilität für Adaptionen und Kompromisse. Werden alle Akteur:innen eingebunden, dauert die Entscheidungsfindung zwar länger, erfährt aber langfristige Akzeptanz nach der Umsetzung.

Weblink

Quellen

  • Schladminger Stadtnachrichten: 2019-12, 2020-06, 2020-12, 2021-03, 2021-07, 2022-04, 2022-07 und 2022-11
  • ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (E-Mail an Administrator Peter
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  2. deutsch Teilhaber, Interessensgruppe, Interessensvertreter oder Anspruchsberechtigter
  3. sach- und fachgerechte Untersuchung und Bewertung von Projekten, Prozessen und Funktionseinheiten
  4. Worterklärung siehe de.wikipedia.org