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| | == Leben == | | == Leben == |
| − | Dieser Abt nimmt in der langen Reihe der Äbte des Benediktinerstiftes Admont eine besondere Stellung ein. Im Vergleich zu seinen Vor- und Nachgängern war er ein gebürtiger Italiener aus dem Venezianischen. Und er gehörte zum Zeitpunkt seiner Wahl gar nicht dem [[Benediktinerorden]] an. Denn er erhielt sein Amt nicht auf reguläre Weise durch das Votum des Konventes, sondern auf Druck Kaiser Friedrichs III. gekommen war. Dazu kam noch der Vorwurf einer unrechtmäßigen Gebarung mit den ihm anvertrauten Vermögenswerten des Klosters. Aus diesen Gründen hatte manche admontischen Geschichtsschreiber früherer Zeiten sogar darauf verzichtet, den genannten Stiftsvorsteher in die offizielle Liste der Admonter Äbte aufzunehmen. | + | Dieser Abt nimmt in der langen Reihe der Äbte des Benediktinerstiftes Admont eine besondere Stellung ein. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern war er ein gebürtiger Italiener aus dem Venezianischen. Und er gehörte zum Zeitpunkt seiner Wahl gar nicht dem [[Benediktinerorden]] an. Denn er erhielt sein Amt nicht auf reguläre Weise durch das Votum des Konventes, sondern auf Druck Kaiser Friedrichs III. Dazu kam noch der Vorwurf einer unrechtmäßigen Gebarung mit den ihm anvertrauten Vermögenswerten des Klosters. Aus diesen Gründen hatten manche admontischen Geschichtsschreiber früherer Zeiten sogar darauf verzichtet, den genannten Stiftsvorsteher in die offizielle Liste der Admonter Äbte aufzunehmen. |
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| | Noch ein weiterer Aspekt an der Person des Antonius Gratia Dei blieb lange Zeit unbeachtet. Erst der Stiftshistoriker P. [[Jakob Wichner]] († [[1903]]) würdigte diesen: Abt Antonius hatte sich im Laufe der Jahre eine erlesene Büchersammlung angelegt, die neben einem Dutzend Handschriften vor allem eine große Zahl von Wiegendrucken umfasste, die er überdies künstlerisch ausstatten ließ. | | Noch ein weiterer Aspekt an der Person des Antonius Gratia Dei blieb lange Zeit unbeachtet. Erst der Stiftshistoriker P. [[Jakob Wichner]] († [[1903]]) würdigte diesen: Abt Antonius hatte sich im Laufe der Jahre eine erlesene Büchersammlung angelegt, die neben einem Dutzend Handschriften vor allem eine große Zahl von Wiegendrucken umfasste, die er überdies künstlerisch ausstatten ließ. |
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| | === Ordensmann, Theologieprofessor und kaiserlicher Orator === | | === Ordensmann, Theologieprofessor und kaiserlicher Orator === |
| − | Um die Mitte des 15. Jahrhunderts dürfte er im venezianischen Raum auf die Welt gekommen sein. Über Herkunft und Familienzugehörigkeit, seine Kindheit und Jugend sowie über seine gediegene schulische und wissenschaftliche Ausbildung ist wenig bekannt. Auch um welches Minoritenkloster handelt, in das er wohl schon in jungen Jahren eingetreten ist, weiß man nicht. | + | Um die Mitte des 15. Jahrhunderts dürfte er im venezianischen Raum auf die Welt gekommen sein. Über Herkunft und Familienzugehörigkeit, seine Kindheit und Jugend sowie über seine gediegene schulische und wissenschaftliche Ausbildung ist wenig bekannt. Auch um welches Minoritenkloster es sich handelt, in das er wohl schon in jungen Jahren eingetreten ist, weiß man nicht. |
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| − | Dass er nicht von adeliger Abstammung war und dass er dem Minoritenorden angehörte, wird erstmals aus zwei recht unterschiedlichen Geschichtsquellen, die beide aus der Zeit um 1478 stammen klar. Bei dem einen Beleg handelt es sich um eine Porträtmedaille, die von Giovanni di Candida in dem erwähnten Jahr für Gratia Dei angefertigt wurde. Auf dieser stellt sich Antonius als "Magister" und somit als Lehrer an einer Universität vor. Diese Medaille weist nicht kein Familienwappen auf, da Antonius sein eigenes Wappen nachweislich erst ab 1484 geführt hatte, als er schon längst als Abt in Admont war. Zudem führte er schon den Titel eines "kaiserlichen Pfalzgrafen" (eines mit speziellen Befugnissen ausgestatteten Notars). Seine Zugehörigkeit zum Orden der Minoritenbrüder wird hingegen von der Eintragung in der Universitätsmatrikel von Löwen (Leuven, Louvain) vom [[13. Oktober]] [[1478]] bezeugt, die zugleich einige Hinweise auf die akademische Karriere vermittelt. | + | Dass er nicht von adeliger Abstammung war und dass er dem Minoritenorden angehörte, wird erstmals aus zwei recht unterschiedlichen Geschichtsquellen, die beide aus der Zeit um 1478 stammen, klar. Bei dem einen Beleg handelt es sich um eine Porträtmedaille, die von Giovanni di Candida in dem erwähnten Jahr für Gratia Dei angefertigt wurde. Auf dieser stellt sich Antonius als "Magister" und somit als Lehrer an einer Universität vor. Diese Medaille weist kein Familienwappen auf, da Antonius sein eigenes Wappen nachweislich erst ab 1484 führte, als er schon längst Abt in Admont war. Zudem führte er schon den Titel eines "kaiserlichen Pfalzgrafen" (eines mit speziellen Befugnissen ausgestatteten Notars). Seine Zugehörigkeit zum Orden der Minoritenbrüder wird hingegen von der Eintragung in der Universitätsmatrikel von Löwen (Leuven, Louvain) vom [[13. Oktober]] [[1478]] bezeugt, die zugleich einige Hinweise auf die akademische Karriere vermittelt. |
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| − | Die nächste mutmaßliche Station von Gratia Deis Lebensweg findet sich ab [[1477]] am Hofe des späteren Kaisers Maximilian. Dieser war durch seine Heirat mit Maria von Burgund auch Herrscher der Niederlande geworden und hielt sich häufig in Belgien auf. Der Aufenthalt am burgundischen Hof könnte im Zusammenhang seiner Berufung im Oktober [[1478]] an die Universität in Löwen durch sein Zeitgenossen und Freund namens Franciscus Cremensis stehen. Ab dem Herbst des folgenden Jahres konnte er als außerordentlicher Professor der Theologie seine Vorlesungstätigkeit aufnehmen. Es war ihm hierbei freigestellt, über Werke des franziskanischen Philosophen und Theologen Duns Scotus, Schriften des heiligen Augustinus oder sonst ein Buch, "das den Studenten zusagte", zu dozieren. Seine Lehrtätigkeit war jedoch auch hier, ähnlich wie in Paris, nicht von allzu langer Dauer, da er schon [[1480]] seine Professorenstelle aufgab, um sich künftig vorwiegend auf dem politischen Parkett zu bewegen. | + | Die nächste mutmaßliche Station von Gratia Deis Lebensweg findet sich ab [[1477]] am Hofe des späteren Kaisers Maximilian. Dieser war durch seine Heirat mit Maria von Burgund auch Herrscher der Niederlande geworden und hielt sich häufig in Belgien auf. Der Aufenthalt am burgundischen Hof könnte im Zusammenhang seiner Berufung im Oktober [[1478]] an die Universität in Löwen durch seinen Zeitgenossen und Freund namens Franciscus Cremensis stehen. Ab dem Herbst des folgenden Jahres konnte er als außerordentlicher Professor der Theologie seine Vorlesungstätigkeit aufnehmen. Es war ihm hiebei freigestellt, über Werke des franziskanischen Philosophen und Theologen Duns Scotus, Schriften des heiligen Augustinus oder sonst ein Buch, "das den Studenten zusagte", zu dozieren. Seine Lehrtätigkeit war jedoch auch hier, ähnlich wie in Paris, nicht von allzu langer Dauer, da er schon [[1480]] seine Professorenstelle aufgab, um sich künftig vorwiegend auf dem politischen Parkett zu bewegen. |
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| − | Gratia Dei beschäftigte sich in seinen Löwener Jahren auch mit astrologischen Fragen. So soll er einem Benediktiner namens Hieronymus Roost aus der Abtei Rookloster bei Brüssel sein künftigen Schicksal prophezeit und dem gelehrten Minoriten die genauen Zeitumstände seiner Geburt geschildert haben. Gratia Dei erklärte Roost, dieser würde einen hohen Berg ersteigen und von diesem herunterstürzen und sein Leichnam von wilden Tieren zerrissen werden. Jedoch traf diese Prophezeiung nicht ein, denn der neugierige Mönch, der zeitlebens nie über seine engere Heimat hinaus (und schon gar nicht auf einen Berg hinauf) gekommen war, starb friedlich 1489 in seinem Bett gestorben und in der Kirche seines Klosters beigesetzt worden. | + | Gratia Dei beschäftigte sich in seinen Löwener Jahren auch mit astrologischen Fragen. So soll er einem Benediktiner namens Hieronymus Roost aus der Abtei Rookloster bei Brüssel sein künftigen Schicksal prophezeit und dem gelehrten Minoriten die genauen Zeitumstände seiner Geburt geschildert haben. Gratia Dei erklärte Roost, dieser würde einen hohen Berg ersteigen und von diesem herunterstürzen und sein Leichnam von wilden Tieren zerrissen werden. Jedoch traf diese Prophezeiung nicht ein, denn der neugierige Mönch, der zeitlebens nie über seine engere Heimat hinaus (und schon gar nicht auf einen Berg hinauf) gekommen war, starb friedlich 1489 in seinem Bett und wurde in der Kirche seines Klosters beigesetzt. |
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| − | Erfolgreicher schien er in diplomatischen Angelegenheiten gewesen zu sein. Im Oktober [[1480]] berichten Urkunden, dass er sich als Gesandten Maximilians in Florenz aufhält. Dort verhandelte er über eine Beihilfe zum Krieg gegen die Türken. Die Signoria hatte er dabei offensichtlich mit seinen umfassenden Kenntnissen und seiner Sprachgewandtheit sehr beeindruckt. Seine nunmehr vollzogene berufliche Wandlung vom Theologieprofessor zum Gesandten - ein solcher wurde damals "Orator" = "Redner" genannt - kommt recht deutlich darin zum Ausdruck, dass er während seines Aufenthaltes in Florenz eine weitere Medaille prägen ließ. | + | Erfolgreicher schien er in diplomatischen Angelegenheiten gewesen zu sein. Im Oktober [[1480]] berichten Urkunden, dass er sich als Gesandter Maximilians in Florenz aufhält. Dort verhandelte er über eine Beihilfe zum Krieg gegen die Türken. Die Signoria hatte er dabei offensichtlich mit seinen umfassenden Kenntnissen und seiner Sprachgewandtheit sehr beeindruckt. Seine nunmehr vollzogene berufliche Wandlung vom Theologieprofessor zum Gesandten - ein solcher wurde damals "Orator" = "Redner" genannt - kommt recht deutlich darin zum Ausdruck, dass er während seines Aufenthaltes in Florenz eine weitere Medaille prägen ließ. |
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| − | In Rom war er dann im Jänner [[1481]], wo er mit dem Humanisten und vatikanischen Bibliothekar Bartolomeo Manfredi (genannt Aristophilus) zusammentraf. Auch konnte er sich mit einer Reihe von päpstlichen Privilegien in verschiedenen Angelegenheiten versehen. Die Rückreise in den Norden führte ihn über Venedig, wo er eine große Disputation von Angehörigen seines Ordens leitete. Über Innsbruck, wo er sich dann für kurze Zeit am Hof des Erzherzogs Sigismund von Tirol aufhielt, reiste er zu Friedrich III. nach Wien. Hier konnte er seinem kaiserlichen Auftraggeber nicht nur eine offenbar sehr positive Bilanz seiner bis dahin vollbrachten diplomatischen Aktivitäten vorlegen, sondern auch noch in einigen recht heiklen kirchenpolitischen Angelegenheiten, die damals gerade zur Erledigung anstanden, tatkräftig zur Seite stehen. | + | In Rom war er dann im Jänner [[1481]], wo er mit dem Humanisten und vatikanischen Bibliothekar Bartolomeo Manfredi (genannt Aristophilus) zusammentraf. Auch konnte er sich mit einer Reihe von päpstlichen Privilegien in verschiedenen Angelegenheiten versehen. Die Rückreise in den Norden führte ihn über Venedig, wo er eine große Disputation von Angehörigen seines Ordens leitete. Über Innsbruck, wo er sich dann für kurze Zeit am Hof des Erzherzogs Sigismund von Tirol aufhielt, reiste er zu Friedrich III. nach Wien. Hier konnte er seinem kaiserlichen Auftraggeber nicht nur eine offenbar sehr positive Bilanz seiner bis dahin vollbrachten diplomatischen Aktivitäten vorlegen, sondern ihm auch noch in einigen recht heiklen kirchenpolitischen Angelegenheiten, die damals gerade zur Erledigung anstanden, tatkräftig zur Seite stehen. |
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| | === Zwischen Kaiserhof und Kloster: ein ungewöhnliches Prälatenschicksal === | | === Zwischen Kaiserhof und Kloster: ein ungewöhnliches Prälatenschicksal === |
| − | Friedrich III. wollte diesen italienischen Gelehrten, der sich als so fähiger "Orator" erwiesen hatte, auch künftig in seinem Mitarbeiterstab behalten. Für die materielle Absicherung dieser Tätigkeit musste ein langfristige Lösung gefunden werden. Da der Kaiser notorische Geldprobleme hatte, bot sich für ihn die Übertragung kirchlicher Pfründen, über die er als Landesfürst verfügen konnte, als einzig mögliche Form einer "Besoldung" an. Gratia Dei erhielt die Einkünfte von der Pfarre Gars in Niederösterreich. Diese erwiesen sich jedoch als zu gering, um die aufwendigen Spesen eines kaiserlichen Diplomaten auf die Dauer auch tatsächlich zu decken. | + | Friedrich III. wollte diesen italienischen Gelehrten, der sich als so fähiger "Orator" erwiesen hatte, auch künftig in seinem Mitarbeiterstab behalten. Für die materielle Absicherung dieser Tätigkeit musste ein langfristige Lösung gefunden werden. Da der Kaiser notorische Geldprobleme hatte, bot sich für ihn die Übertragung kirchlicher Pfründen, über die er als Landesfürst verfügen konnte, als einzig mögliche Form einer "Besoldung" an. Gratia Dei erhielt die Einkünfte der Pfarre Gars in Niederösterreich. Diese erwiesen sich jedoch als zu gering, um die aufwendigen Spesen eines kaiserlichen Diplomaten auf die Dauer auch tatsächlich zu decken. |
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| − | Eine zwiespältige Abtwahl im Spätherbst 1483 im Stift Admont erforderte das Eingreifen des Kaisers als weltlichen Schutzherrn des Klosters. Friedrich nahm diese willkommene Gelegenheit sofort wahr und drängte dem Stiftskapitel Gratia Dei als Abt auf. Den Mönchen blieb, um größeren Schaden für ihr Stift zu verhüten, keine andere Wahl, als dem Ansinnen des Landesfürsten zuzustimmen. Aber mit nicht weniger als zwanzig Bedingungen sicherten sie ihre Rechte, auf die sich der neue Prälat nun seinerseits einlassen musste. So durfte er beispielsweise ohne Zustimmung des Konventes keine Vergabe von Stiftsgütern vornehmen, niemanden ohne Einwilligung des Kapitels - und schon gar keinen von "fremder Nation und Zunge" - in die Klostergemeinschaft aufnehmen, und er musste versprechen, die Verfehlung eines Mönches nicht härter als üblich zu bestrafen. Besonderes Augenmerk legten die Patres auf die als "schatzliche Hab" bezeichneten Wertgegenständen des Klosters. Sie sollten mit drei Schlössern abgesichert sein, wobei der neue Prälat ein Inventar und einen Schlüssel, der Konvent jedoch ein gleiches Inventar und die zwei anderen Schlüssel in Händen haben sollte. Diese Bestimmung, die ja einer offenbar befürchteten unrechtmäßigen Gebarung des Abtes mit dem "Klosterschatz" einen Riegel vorgeschoben hat, ist später wohl im Sinne der schon erwähnten negativen Charakterisierung des ungeliebten "Eindringlings" so mißverstanden worden, als ob Gratia Dei sich tatsächlich an den Kleinodien vergriffen hätte. | + | Eine zwiespältige Abtwahl im Spätherbst 1483 im Stift Admont erforderte das Eingreifen des Kaisers als weltlichen Schutzherrn des Klosters. Friedrich nahm diese willkommene Gelegenheit sofort wahr und drängte dem Stiftskapitel Gratia Dei als Abt auf. Den Mönchen blieb, um größeren Schaden für ihr Stift zu verhüten, keine andere Wahl, als dem Ansinnen des Landesfürsten zuzustimmen. Aber mit nicht weniger als zwanzig Bedingungen sicherten sie ihre Rechte, auf die sich der neue Prälat nun seinerseits einlassen musste. So durfte er beispielsweise ohne Zustimmung des Konventes keine Vergabe von Stiftsgütern vornehmen, niemanden ohne Einwilligung des Kapitels - und schon gar nicht einen von "fremder Nation und Zunge" - in die Klostergemeinschaft aufnehmen, und er musste versprechen, die Verfehlung eines Mönches nicht härter als üblich zu bestrafen. Besonderes Augenmerk legten die Patres auf die als "schatzliche Hab" bezeichneten Wertgegenständen des Klosters. Sie sollten mit drei Schlössern abgesichert sein, wobei der neue Prälat ein Inventar und einen Schlüssel, der Konvent jedoch ein gleiches Inventar und die zwei anderen Schlüssel in Händen haben sollte. Diese Bestimmung, die ja einer offenbar befürchteten unrechtmäßigen Gebarung des Abtes mit dem "Klosterschatz" einen Riegel vorgeschoben hat, ist später wohl im Sinne der schon erwähnten negativen Charakterisierung des ungeliebten "Eindringlings" so missverstanden worden, als ob Gratia Dei sich tatsächlich an den Kleinodien vergriffen hätte. |
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| | Dieser Forderungskatalog, der vom [[3. Dezember]] [[1483]] datiert ist, schien dem Admonter Konvent für eine Zeitlang für beide Seiten ein praktikabler Weg der Koexistenz mit dem Stiftsvorsteher gewesen zu sein. Der Kaiser hatte damit einen geeigneten Versorgungsposten für Gratia Dei gefunden. | | Dieser Forderungskatalog, der vom [[3. Dezember]] [[1483]] datiert ist, schien dem Admonter Konvent für eine Zeitlang für beide Seiten ein praktikabler Weg der Koexistenz mit dem Stiftsvorsteher gewesen zu sein. Der Kaiser hatte damit einen geeigneten Versorgungsposten für Gratia Dei gefunden. |
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| | Nach den politisch motivierten Aufenthalten in Frankfurt und Aachen reiste Gratia Dei noch für eine Zeitlang in die Niederlande. In der Universitätsstadt Löwen, einer seiner ehemaligen Wirkensstätten, machte er am [[22. Oktober]] 1486 von seinen schon erwähnten Amtsbefugnissen als "Pfalzgraf" Gebrauch und nahm die Legitimierung eines unehelichen Brüderpaares vor. | | Nach den politisch motivierten Aufenthalten in Frankfurt und Aachen reiste Gratia Dei noch für eine Zeitlang in die Niederlande. In der Universitätsstadt Löwen, einer seiner ehemaligen Wirkensstätten, machte er am [[22. Oktober]] 1486 von seinen schon erwähnten Amtsbefugnissen als "Pfalzgraf" Gebrauch und nahm die Legitimierung eines unehelichen Brüderpaares vor. |
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| − | Kaum war er nach Admont zurückgekehrt, war er im folgenden Jahr bereits wieder in hohem Auftrag unterwegs. Er reiste nach Niederbayern und in Landshut, der Stadt berühmter Waffenschmiede, ließ er sich bei dieser Gelegenheit eine Rüstung anfertigen. Wohl rechnete er mit der Möglichkeit, dass er seine Tätigkeit doch nicht ausschließlich mit den Mitteln friedlicher Diplomatie auszuüben sein wird. Im Oktober [[1487]] war er in St. Pölten auf einer Konferenz, die den Weg für künftige Friedensverhandlungen mit den Ungarn ebnen sollte. Er führte dabei den Vorsitz. | + | Kaum war er nach Admont zurückgekehrt, war er im folgenden Jahr bereits wieder in hohem Auftrag unterwegs. Er reiste nach Niederbayern und in Landshut, der Stadt berühmter Waffenschmiede, und ließ sich bei dieser Gelegenheit eine Rüstung anfertigen. Wohl rechnete er mit der Möglichkeit, dass seine Tätigkeit doch nicht ausschließlich mit den Mitteln friedlicher Diplomatie auszuüben sein würde. Im Oktober [[1487]] war er in St. Pölten auf einer Konferenz, die den Weg für künftige Friedensverhandlungen mit den Ungarn ebnen sollte. Er führte dabei den Vorsitz. |
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| − | Seine letzte große Reise in allerhöchstem Auftrag und zugleich seine letzte diplomatische Aktivität führte den Prälat im Frühjahr [[1490]] als Gesandter Maximilians nach Venedig. Für den 11. April, den Ostersonntag, ist ein großer Auftritt im Dogenpalast überliefert. Gratia Dei blieb dann noch einige Monate in der Lagunenstadt und wahrscheinlich hatte er jene prächtig ausgeschmückte Galenus-Ausgabe, die dort am 27. August gedruckt worden war, am Ende dieses Aufenthaltes wohl noch druckfrisch erworben. Von Venedig reiste er an den Hof der Este in Ferrara, wo er nach dem Bericht des schon genannten Freundes Franciscus Cremensis mit seiner umfassenden Bildung und seiner Rednergabe einen faszinierenden Eindruck hinterlassen haben musste. In Ferrara kam es dann auch zu der Begegnung des Cremensis mit dem Abt von Admont, in der die beiden kongenialen Zeitgenossen einander kennen und schätzen lernten. | + | Seine letzte große Reise in allerhöchstem Auftrag und zugleich seine letzte diplomatische Aktivität führte den Prälaten im Frühjahr [[1490]] als Gesandter Maximilians nach Venedig. Für den 11. April, den Ostersonntag, ist ein großer Auftritt im Dogenpalast überliefert. Gratia Dei blieb dann noch einige Monate in der Lagunenstadt und wahrscheinlich hatte er jene prächtig ausgeschmückte Galenus-Ausgabe, die dort am 27. August gedruckt worden war, am Ende dieses Aufenthaltes wohl noch druckfrisch erworben. Von Venedig reiste er an den Hof der Este in Ferrara, wo er nach dem Bericht des schon genannten Freundes Franciscus Cremensis mit seiner umfassenden Bildung und seiner Rednergabe einen faszinierenden Eindruck hinterlassen haben muss. In Ferrara kam es dann auch zu der Begegnung des Cremensis mit dem Abt von Admont, in der die beiden kongenialen Zeitgenossen einander kennen und schätzen lernten. |
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| | Seine häufige Abwesenheit vom Kloster und die hierdurch bedingte Vernachlässigung seiner Aufgaben als Ordensoberer ließen ihn in seiner Wahlheimat nie wirklich heimisch werden. Wie die zahlreichen in seinem Namen ausgestellten Urkunden und seine Korrespondenz beweisen, hat er sich zwar höchstpersönlich um geradezu erstaunlich viele alltägliche Kleinigkeiten in Admont gekümmert, dürfte aber aus Mangel an genauer Kenntnis der Verhältnisse nicht immer jene Entscheidungen getroffen haben, die auch sein Konvent hätte vollauf akzeptieren können. Man brachte dem geistig überlegenen und weltgewandten Mann, den man ohnedies von Anfang an beargwöhnt hatte, in Admont nur wenig Sympathie entgegen. Vielmehr waren die Mönche darauf bedacht, ihn beizeiten wieder loszuwerden. | | Seine häufige Abwesenheit vom Kloster und die hierdurch bedingte Vernachlässigung seiner Aufgaben als Ordensoberer ließen ihn in seiner Wahlheimat nie wirklich heimisch werden. Wie die zahlreichen in seinem Namen ausgestellten Urkunden und seine Korrespondenz beweisen, hat er sich zwar höchstpersönlich um geradezu erstaunlich viele alltägliche Kleinigkeiten in Admont gekümmert, dürfte aber aus Mangel an genauer Kenntnis der Verhältnisse nicht immer jene Entscheidungen getroffen haben, die auch sein Konvent hätte vollauf akzeptieren können. Man brachte dem geistig überlegenen und weltgewandten Mann, den man ohnedies von Anfang an beargwöhnt hatte, in Admont nur wenig Sympathie entgegen. Vielmehr waren die Mönche darauf bedacht, ihn beizeiten wieder loszuwerden. |
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| − | Was 1491, dem Schicksalsjahr von Gratia Deis tatsächlich vorgefallen ist, wird sich wohl nie mehr vollständig rekonstruieren lassen. Im Juli dieses Jahres dürfte es zu einer schwerwiegenden Auseinandersetzung zwischen Abt und Konvent gekommen sein, die sogar den Kaiser bewog, sich über die Vorfälle informieren zu lassen. Offensichtlich hatten jene Geldtransaktionen, die der Abt von Zeit zu Zeit auf die Garzoni-Bank in Venedig hatte durchführen lassen, das ohnedies vorhandene Misstrauen der Mönche verstärkt. Sie befürchteten eine Verschleppung des Stiftsvermögens. Spätere Geschichtsschreiber haben dann die nie geklärten Vorwürfe zum Anlass genommen, um den Abt des Nepotismus zu bezichtigen. Er soll seinen venezianischen Verwandten geradezu die Klosterschätze zugeschanzt und so das Stift ganz empfindlich geschädigt haben. | + | Was 1491, im Schicksalsjahr von Gratia Deis tatsächlich vorgefallen ist, wird sich wohl nie mehr vollständig rekonstruieren lassen. Im Juli dieses Jahres dürfte es zu einer schwerwiegenden Auseinandersetzung zwischen Abt und Konvent gekommen sein, die sogar den Kaiser bewog, sich über die Vorfälle informieren zu lassen. Offensichtlich hatten jene Geldtransaktionen, die der Abt von Zeit zu Zeit auf die Garzoni-Bank in Venedig hatte durchführen lassen, das ohnedies vorhandene Misstrauen der Mönche verstärkt. Sie befürchteten eine Verschleppung des Stiftsvermögens. Spätere Geschichtsschreiber haben dann die nie geklärten Vorwürfe zum Anlass genommen, um den Abt des Nepotismus zu bezichtigen. Er soll seinen venezianischen Verwandten geradezu die Klosterschätze zugeschanzt und so das Stift ganz empfindlich geschädigt haben. |
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| − | Letztlich floh Gratia Deis aus Admont, wurde aber bei Arnoldstein in Kärnten aufgegriffen und auf die Burg Gallenstein in "ehrenhaften Gewahrsam" gebracht. Dort soll er am 16. Jänner 1492 gestorben sein. | + | Letztlich floh Gratia Dei aus Admont, wurde aber bei Arnoldstein in Kärnten aufgegriffen und auf die Burg Gallenstein in "ehrenhaften Gewahrsam" gebracht. Dort soll er am 16. Jänner 1492 gestorben sein. |
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| | [[Kategorie:Person (Geschichte)]] | | [[Kategorie:Person (Geschichte)]] |