Hauslandschaft

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Hauslandschaft bezeichnet eine Landschaft, die durch eine gemeinsame Gehöftform geprägt ist. Landwirtschaftliche, wirtschaftliche ,klimatische und materielle Voraussetzungen, verbunden mit der kulturellen Eigenart der Siedler führten zu unterschiedlichen Haus- und Hofformen. In diesem Artikel sollen die Hauslandschaften des Ennstales dargestellt werden.

Zur Zeit Erzherzog Johanns war die bäuerliche Siedlungslandschaft noch weitgehend von verschiedenen Bauernhaustypen geprägt. Die Häuser entstanden aus dem in der Umgebung vorhandenen Baustoff und gaben einzelnen Landstrichen eine besondere Note, die auch heute noch erkennbar ist.

Die bäuerlichen Siedlungsformen

Die Steiermark hat Anteil am Siedlungsraum der Alpen und der voralpinen Becken- und Hügellandschaft. Nachdem die Stürme der Völkerwanderungszeit keltische und slawische Siedlungen größtenteils vernichtet hatten, äußert sich seit dem 8. und 9. Jahrhundert die deutsche Besiedelung mit unterschiedlichen Hausformen.

Ausgehend von den Altsiedlungen in Tälern und Niederungen, entstand bis in die frühe Neuzeit im wesentlichen jene Siedlungslandschaft, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch das Landschaftsbild bestimmte.

In der Siedlungsart unterscheiden wir eine Streusiedlung und eine Sammelsiedlung. So dominiert etwa im Alpenraum in der Sammelsiedlung die Altform haufendorfartiger Weiler und Dörfer, während im voralpinen Raum die planmäßige Dorfsiedlung mit den verschiedenen Formen des Zeilen-,Straßen - und Angerdorfes vorherrscht.

Bauernhaus und Bauernhof

Einen steirischen Bauernhoftypus schlechthin gibt es nicht. Vielmehr kennt die Hausforschung verschiedene Haustypen, als deren Unterscheidungsmerkmale insbesondere der Grundriss, die Feuerstätten oder Lage von Wohn- und Wirtschaftsräumen herangezogen wurden. Demnach spricht man etwa von Seiten-, Eck- oder Mittelflurhäusern, von Rauchstuben- oder Küchenstubenhäusern, von Wohnspeicher- oder Wohnstallhäusern. Formale Kriterien, die ein Haus auch für den Laien unverkennbar als steirisch ausweisen, gibt es kaum.

Heute sind Archetypen steirischer Hausformen in freier Landschaft nur mehr vereinzelt zu finden. Einige Beispiele werden im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing aufbewahrt.

Das Rauchstubenhaus

Der Hauptraum der Rauchstubenhäuser war die Rauchstube, ein multifunktionaler Raum der zum Kochen, Backen, Essen, Wohnen und Schlafen benutzt wurde. Darin besteht der unübersehbare Unterschied zur Rauchküche, die nur als Kochraum diente und ehedem in allen Häusern in Stadt und Land zu finden war. Die bis zu 50m² großen Rauchstuben waren mit einer Doppelfeuerstätte, bestehend aus offenen Herd und dahinterliegenden Ofen, dem der Feuerstätte stets diagonal gegenüberliegenden Esstisch, einem Truhen- oder Kastenbett, der umlaufenden Stubenbank mit der Hühnersteige sowie einem Vorrats- und Geschirrkasten oder der älteren Schüsselrem ausgestattet. Das obere Viertel der Rauchstube war bei brennenden Herdfeuer mit Rauch gefüllt, der durch den über der Stubentür angebrachten Rauchschlot ins Freie gelangte.

Das Rauchstubenhaus ist kulturgeschichtlich die bemerkenswerteste Wohnform der Steiermark.

Westliches Ennstal

Im westlichen Ennstal hat die Steiermark Anteil an einer Hausform, die in den verschiedenen Varianten von Jenbach in Tirol über das Tiroler Unterland, den salzburgischen Pinzgau und Pongau bis nach Haus in der Steiermark reicht. Vor allen in der Ramsau und an den Berghängen um Schladming standen diese dem bayrisch-salzburgischen-tirolischen Typus zuzurechnenden Häuser, meist als Paarhöfe, seltener als Einhöfe.

Breit hingelagert, mit einem flachgeneigten Pfettendach, das mit Legschindel gedeckt und mit einer Eßglocke ausgestattet ist, sind diese ehedem stets gezimmerten, meist zweigeschossigen Häuser giebelseitig oder traufseitig erschlossen.

Steirisches Ennstal und Seitentäler

Das übrige steirische Ennstal und seine Seitentäler werden durch Paarhöfe geprägt, deren Wohnhäuser im Untergeschoss mitunter gemauert sind. Vereinzelt findet man neben dem überwiegenden Mittelflurgrundriss alte Eck- und Seitenflurhäuser. Die Rauchstube wurde hier früher als in anderen steirischen Landschaften durch die Entwicklung zum Küchenstubenhaus verdrängt. Mittelsteile, zu einem " Schopf" abgewalmte Dächer und ein " Gwandgang" im Obergeschoss prägen diesen Haustypus. Mächtige, meist aus Rundhölzern gezimmerte Stadel mit befahrbaren Tennbrücken und wohlgeformte Getreidekästen gehören zum Bild dieser Höfe.

Quellen

  • Pöttler, Viktor Herbert: Die bäuerlichen Siedlungsformen sowie Bauernhaus und -hof in der Steiermark in: DEHIO HANDBUCH. Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark (ohne Graz)