Weiblgrab

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Weiblgrab heißt eine Sage aus dem Ennstal.

Einsames Grab am Berg

Nur den Almbauern und einigen Bergwanderern ist das Weiblgrab, eine kleine Steinanhäufung mit schlichtem Holzkreuz, bekannt. Das Weiblgrab befindet sich auf dem Weg von der Plankenalm zum Bärenloch in einer Seehöhe von 1 720 m ü. A..

Die Sage

Unter den Einheimischen erzählt man sich, dass unter der Steinanhäufung eine auf ihrem Weg über das Gebirge verstorbene alte Frau begraben liege. Und obwohl das Ereignis kaum mehr als ein Menschenalter her sein dürfte, waren keine eindeutig belegbaren Beweise zu erbringen. Sehr früh aber hat die Legendenbildung um den einsamen Tod des Weibls eingesetzt.

Wahrheitsfindungsversuche

Herta und Franz Mandl haben nun versucht herauszufinden, wer die Verstorbene gewesen ist und wann sich das Unglück ereignet hat. Auf der Suche nach Gewährsleuten, die etwas darüber wissen könnten, befragten die Mandl folgende Personen:

  • Johanna Huber, vlg. Rainhaber
  • Ida Gruber, geb. Huber,
  • Rainhabertochter, beide Sennerinnen auf der Schiltenwang- und Plankenalm,
  • Matthias Gruber, vlg. Linharter
  • Sepp Hoala, alle aus Weißenbach bei Haus,
  • Franz Fuchs, vlg. Jagl aus Weyern, Gröbming-Winkl
  • und den bereits 93-jährigen Simon Gruber, der selbst von 1916 bis 1929 Stornalm-Hüter war.

Johanna Huber berichtete, dass ihre Großtante, Rosalia Huber, die von 1907 bis 1935 Sennerin auf der Schiitenwang- und der Plankenalm gewesen war, ihr gegenüber erwähnt habe, dass das Unglück vor 1928 geschehen sei. Auch Franz Fuchs vlg. Jagl meinte, dass das "Ganze" in den 1920er-Jahren passiert sei. Simon Gruber glaubte zu wissen, sie sei zwischen 1908 und 1910 verstorben. Eine Durchsicht der Sterbematriken der Pfarre Haus im Ennstal von 1900 bis 1930 verlief ergebnislos. Alle Gewährsleute meinen, dass die Leiche einige Zeit unentdeckt blieb. Simon Gruber weiß darüber hinaus, dass ein gewisser Raimund Müllner die Agerl durch einen Zufall gefunden habe. Am Abhang des Kessels - nur 50 Meter neben der jetzigen Grabstelle - soll sie bereits ganz zerfallen gelegen haben. Diese Aussage deckt sich auch mit jener von Matthias Gruber, der den Fund auch Raimund Müllner (vlg. Müllner, Weißenbach, Raimund Kolb, lediger Auszügler, * 29. September 1880 in Großsölk; † 25. Juli 1944 in Weißenbach) zuschrieb, der sich auch gerne als "Gweihsuacha" (Suche nach Abwurfstangen) betätigte. Er soll den Leichnam auch "eingstoant" haben.

Schließlich wurde der Hoala Lipp beauftragt, die Tote zu bergen und zu Tal zu bringen. Der durch einen riesigen Kropf verunstaltete Lipp war aufgrund der schlechten Wirtschaftslage gezwungen, sich mit Gelegenheitsarbeiten durchs Leben zu schlagen. Er half bei verschiedenen Bauern aus, hielt aber auch Totenwachen und verrichtete Hilfsarbeiten bei Begräbnissen. Wegen seiner schönen Handschrift wurde dieser durchaus gescheite Mann auch immer wieder mit Schreibarbeiten beauftragt. Da die Leiche schon sehr zerfallen war, konnte sie nicht mehr geborgen werden. Laut Angaben von Franz Fuchs habe sie der Kaplan von Haus im Ennstal eingesegnet. Johanna Huber meinte, der Geistliche sei Dinawitzer gewesen. Auch Ida Huber berichtet von Dinawitzer, der den Lipp begleitet habe. Dazu sei angemerkt, dass Univ. Doz. Msgr. Dr. Johann Dinawitzer schon als junger Geistlicher eifriger Jäger war und gerne dieses Berggebiet aufsuchte. Da Johann Dinawitzer, der am 2. Juli 1923 zum Priester geweiht wurde, die Verstorbene einsegnete, kann der Zeitpunkt dieses Unglücks als "vor 1928 geschehen" realistisch sein.

Geheimnisvolles Weiblgrab

Obwohl die näheren Umstände ihres Todes und der Bergung der Leiche bald in Vergessenheit geraten sind, haben dennoch Sennerinnen der Agerl gedacht. Johanna Huber erinnert sich, dass sie das Weiblgrab immer gepflegt und mit Blumen geschmückt hätten. Nach Simon Gruber wurde in den 1960er-Jahren ein kleines Holzkreuz am Grab errichtet. Dieses ist allerdings im Winter durch den Schneedruck bald zerstört worden. Doch wird es immer wieder von Almleuten, Jägern und auch den Autoren dieses Beitrages erneuert.

Nach wie vor rankt sich ein Geheimnis um dieses Grab, das zur Mythenbildung anregt, da noch zu viele Bausteine fehlen. Was bleibt ist ein Schicksal aus längst vergangenen Tagen, das aber doch nicht vergessen ist.

Quellen