Thomasnacht

Aus EnnstalWiki
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Die Thomasnacht ist von 21. auf 22. Dezember die erste Raunacht.

Allgemeines

Da sie die längste Nacht des Jahres ist, galt sie stets auch als Orakelnacht.

Bräuche im Ennstal

Das Baumbefragen

Ledige Mädchen, die wissen wollen, aus welcher Richtung ihr Bräutigam kommen wird, gehen zu einem Obstbaum und schütteln diesen so lange, bis ein Hund bellt. Während diesem Schütteln sagt die Ledige "Bamerl, i schüttel di, Bamerl, i rüttel di, host du koan Monn für mi?"

Aus der Richtung, aus der sie das Bellen eines Hundes hört, wird ihr Bräutigam kommen (stammt aus einem Dorf in dieser Richtung).

Das Bettstadltretten

Ledige Mädchen ,die wissen wollten wer ihr Bräutigam sein wird. Stellen sich auf ihr Bett und während sie darauf rumtretten wird folgendes Spruch aufgesagt:

..."Bettstadl i tritt di,
...Hl. Thomas i bitt di,
..Lass ma in da Nocht den erscheinen ,
..Den du tuat ma zum Monn vermeinen."

Ab diesen Augenblick darf nicht mehr gesprochen werden, damit der Zukünftige im Traum erscheint.

Das Lassln

Lösseln nennt man das Hüatl heben. Dieser bekannteste Orakelbrauch in der Thomasnacht wird aus allen Orten zwischen Schladming, Admont und Lassing berichtet. Bei diesem Brauch treffen sich eine oder mehrere Familien treffen entweder zu Hause oder in einem Gasthaus zum Hüatl heben.

Dabei werden unter neun Hüten neun verschiedene Symbole versteckt, die jeweils eine bestimmte Bedeutung habe:

  • Ring = Heirat, Verlobung, Freund, Bindung
  • Schlüssel = eigenes Haus, Wohlstand oder gegenteilig (Arrest)
  • Puppe = Kindersegen
  • Geld = Reichtum, Geldzuwachs, Gewinn
  • Wanderbinkerl = Übersiedlung, neue Stelle, auswandern
  • Kamm = "lausige", schlechte Zeiten, Armut, Verlust
  • Buch = Weisheit, Lernen, Aufstieg
  • Polster = Krankheit
  • Brief = Liebesbrief, gute Nachricht

In früheren Zeit gab es noch ein zehntes Symbol für den Tod. Das wird aber nicht mehr verwendet.

Die Hüte werden gemischt und jeder darf einmal heben. Dann wird neu gemischt. Drei Mal darf jeder einen Hut heben und hat er drei Mal denselben Gegenstand gehoben, gilt es als sicher, dass das Symbol im kommenden Jahr zutreffen wird.

Aus Gröbming wird überliefert, dass früher in dieser Thomasnacht beim Lasseln auch kleine Laienspiele aufgeführt wurden. Es gab auch noch das Sterngucken, Widderlgreifen und Häferlanflicken - Bräuche, die sonst unbekannt sind.

Weißer Thomas, Thomashutzn und Nikolofrau

Diese Bräuche werden noch heute in Gams bei Hieflau gepflegt. Am Abend des 21. Dezember formiert sich der "Thomasniklozug". Voran geht der weiße "Hieflertrager", der einen "Heuhiefler", eine Heutrockenstange mit Kerzen auf den Aststummeln, trägt. Dem "hl. Thomas" in Bischofsornat folgt ein dem "Hieflertrager" ähnlicher "Liachter" mit hoher Mütze sowie die "Nikolofrau". Ein buckliger Pfeifenraucher und die "Thomashutzn", eine Schabelpercht, schließen neben den Krampussen den Zug ab.

Die Bezeichnung "Hutzn" weist im Unterschied zu heute auf eine ehemals unansehnlich Verkleidung. Die Verkleidung der "Hutzn" hat sich im 20. Jahrhundert geändert, bei der Maske von Stroh zu Pelz und im Gewand von ungegerbten Schafshäuten zum ausgesuchten Schafspelz.

Die Figuren betreten mit beleuchtetem "Hiefler" den Raum, in dem sich die Familie versammelt hat. Der "hl. Thomas" fragt die Kinder nach einem Lied oder Gebet und belohnt sie mit Süßigkeiten. Zum Abschied sagt der "hl. Thomas": "Dieses Haus ist mir gut fürwahr, wir kommen wieder nächstes Jahr!" Nun pirscht sich wie ein Laufvogel die "Hutzn" stumm an den Keksteller, stiert mit dem Holzschnabel darin und verlässt schleichend den Raum.

Thomasniklo in Hall, historisch in Johnsbach

Seit 2005 taucht in Hall der "Thomasniklo" wieder auf. In [[Johnsbach[[ kam noch bis Ende der 1950er-Jahre ein "Thomasniklo", der als Waldschrat verkleidet war. Er hatte langes, zottiges Haar, trug Hut und Umhang, einen imitierten "Roßfuaß" und einen "eisernen Hiefler" mit Nägeln oder Eisenspitzen, der in Johnsbach unüblich war und die Kinder schreckte. Der "Thomasniklo" besuchte nur "schlimme" Kinder, bei denen nach dem Krampus am 5. Dezember keine Besserung eingetreten war, und ermahnte sie ohne Rute, aber eindringlich.

Quelle


Ein Beitrag im Rahmen des Leader-Projekts "Heimatkunde - heimatkundig"
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