Ski-Exoten bei der FIS Alpinen Ski WM 2013 in Schladming

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Natürlich gibt es auch Ski-Exoten bei der FIS Alpinen Ski WM 2013 in Schladming.

Mit der Riesentorlauf-Qualifikation der Herren auf der Reiteralm stiegen am Donnerstag, den 14. Februar 2013 schillernde Figuren wie "Jamaika Mike" und Haitis "Rasta Piquet" in die WM 2013 ein.

"Cool Runnings Cup 2013"

Eine Teilnahme am Hauptbewerb in Schladming ist für das Duo sportlich unerreichbar. Aus diesem Grund entschieden sich die beiden für ein Rennen im Rennen. Der Jamaikaner Michael Williams (43) und der Haitianer Jean-Pierre Roy (49) rittern um den "Cool Runnings Cup 2013".

Eigene Siegerehrung

Williams, der nach einem Kreuzbandriss stark gehandicapt und mit einer speziellen Kniestütze ins Rennen geht, und Roy addieren die Zeiten aus den Qualifikationsbewerben am Donnerstag (Riesentorlauf) und Samstag (Slalom). Der Schnellere bekommt eine Goldmedaille, der Verlierer erhält als Trost eine Silberne. Sogar ein Podest soll für die Siegerehrung am Fuße der Reiteralm aufgebaut werden.

Damit sollen die Exoten zumindest ein bisschen "echte" WM-Luft schnuppern dürfen. Denn für die Verfrachtung durch den Weltverband FIS auf die Nebenbühne Qualifikation, die 2007 eingeführt wurde, haben die kleinen Ski-Nationen weiter wenig Verständnis. "Solche Leute gehören auf die Hauptbühne, nicht auf die Nebenbühne", forderte Mexikos Skiprinz Hubertus von Hohenlohe.

Die Schnellsten und die Langsamsten

"Die Leute wollen doch die Gladiatoren sehen: die Schnellsten und die Langsamsten. Alles dazwischen interessiert doch keinen", sagte der in Mexiko geborene und in Marbella (Südspanien), Wien und Cortina (Veneto, Italien) lebende von Hohenlohe. "So wird es aber nur ein Betriebsskirennen unter äußerst schwierigen Bedingungen", weiß der Stammgast bei Großereignissen vor seiner 15. WM.

Denn auf der Reiteralm haben im WM-Vorfeld die Besten der Welt trainiert, die Piste dort ist dementsprechend spiegelglatt. Serienausfälle scheinen vorprogrammiert zu sein.

Für von Hohenlohe ist Olympia 2014 in Sotschi wohl das letzte große Ziel seiner sportlichen Laufbahn. Die WM 2015 in Vail könnte aber eventuell noch ein Anreiz sein, schließlich leben zahlreiche Mexikaner in der WM-Region.

Hohenlohe ist ältester Teilnehmer

Nach Ansicht seines Vorarlberger Trainers und Freundes Kilian Albrecht wird von Hohenlohe die Olympia-Qualifikation schaffen. Dafür fehlen dem 38. der WM-Abfahrt 2005 in Bormio, Italien, lediglich noch ein, zwei passable Ergebnisse bei FIS-Rennen. Von Hohenlohe, mit 54 Jahren der älteste Teilnehmer in Schladming, ist deutlich schneller als Leute wie "Jamaika Mike" unterwegs. Die Qualifikation fürs WM-Hauptrennen ist aber auch für ihn ein Ding der Unmöglichkeit. Lediglich die Top-25 der gar nicht schlecht besetzten Qualifikationsrennen lösen das Ticket für den Hauptbewerb.

Jean-Pierre Roy

Für Roy, der 1965 mit seiner Familie nach Frankreich flüchtete und als Chef einer IT-Firma arbeitet, ist es nach Garmisch-Partenkirchen, Deutschland, die zweite WM-Teilnahme. Im Riesentorlauf war er vor zwei Jahren als 127. der langsamste der ins Ziel gekommenen Athleten. Dasselbe Schicksal ereilte ihn als 78. auch im Slalom, der Rückstand auf den Vorletzten aus Südafrika betrug knapp 26 Sekunden.

Doch sein Trainer Thierry Montillet, dessen Cousine Carole 2002 Abfahrts-Olympiasiegerin war, meinte zuversichtlich: "J.P. hat sich verbessert, zumindest ein bisschen. Und das Wichtigste ist, dass er keine Angst mehr hat." Die sportlichen Leistungen sind für Roy aber eigentlich nur nebensächlich. Denn Roy hat nach einem verheerenden Erdbeben im Jänner 2010 in Haiti beschlossen, dass er seiner Heimat zu mehr Anerkennung in der Welt verhelfen möchte. "Haiti ist nur für Erdbeben und Cholera bekannt. Die Leute wissen gar nicht, welch schöne Frauen und Strände es bei uns gibt. In Haiti kann man fantastisch Urlaub machen."

Benoit Etoc

Die Zukunftsvision von Roy und Montillet ist der Aufbau eines echten Skiteams. In Schladming ist mit dem 32-jährigen Benoit Etoc ein weiterer Athlet für Haiti im Einsatz. Der "Rising Star" genannte "Youngster", im Zivilberuf Rettungswagenfahrer, ist deutlich jünger, fitter und schneller als Roy und Williams und deshalb vom "Cool Runnings Cup" ausgeschlossen.

Zu Olympia 2014 in Sotschi will Haiti neben Etoc auch noch einen Snowboarder und einen Eisschnellläufer entsenden. Das durchwegs in Frankreich stationierte und von Rossignol gesponserte Skiteam freut sich, ein siebenjähriges Talent in der Mannschaft zu haben. Spätestens diese Nachwuchshoffnung soll eines Tages dafür sorgen, dass Haiti im Hauptrennen einer WM vertreten ist.

FIS-Präsident Gian-Franco Kasper zum Thema Ski-Exoten

FIS-Präsident Gian-Franco Kasper äußerte sich am Ende der Ski WM zur unbefriedigenden Situation der Ski-Exoten. "Wir haben viel Geld in kleine Nationen investiert und dürfen nun feststellen, dass dies Früchte trägt. Daher müssen wir uns auch fragen, ob es Sinn hat, die dann in Qualifikationsrennen abzuschieben." Im Herren-Riesentorlauf kämpften 132 Fahrer um die Qualifikation für den Hauptbewerb, im Damen-Riesentorlauf, wo es keine Qualifikation gegeben hat, nahm die Rekordzahl von 55 Ländern am Bewerb teil.

Weblink

Quellen