Schnee-Lagerwirtschaft

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Schneedepot in der Nähe der Eiskarhütte, Aufnahme 27. Juni 2013.

Schnee-Lagerwirtschaft (engl. snow farming) nennt man das Anlegen von Schnee-Depots für schneearme Winter.

Allgemeines

Formen der Schnee-Lagerwirtschaft gibt es unter anderem in so manchem Gletscherskigebiet Tirols, in Kitzbühel, im Salzburger Saalbach-Hinterglemm sowie in der steirischen Ramsau.

Schnee-Lagerwirtschaft im Ennstal

In der Ramsau gibt es die Schnee-Lagerwirtschaft seit 2013. Im Winter 2014/15 hatte man wieder rund 10 000 Kubikmeter alten Schnee in die Ramsau gebracht, so eine Sprecherin der Urlaubsregion Schladming-Dachstein gegenüber dem Nachrichtendienst APA.

Zwischen 20 und 30 Prozent betrug der Schmelzverlust bis zur Präparierung der 1,5 Kilometer langen Loipe und heuer erstmals mit Winter 2015/16 auch der örtlichen 98 Meter-Skisprungschanze. Allerdings verzögerte sich der Betriebsbeginn der Schanze wegen der extrem warmen Temperaturen im November bis Ende (statt Anfang) November. Die Gesamtkosten für das Anlegen des Schneedepots über den Sommer 2015 bezifferte die Sprecherin mit rund 10.000 Euro. Da die Methode sich "auf jeden Fall als wirtschaftlich" erwiesen habe, sei nun geplant, die Schnee-Lagerwirtschaft in der Ramsau zu erweitern – vorausgesetzt es schneie in diesem Winter genug.

Zukunftsinvestition

Längerfristige Erfahrungswerte gibt es bereits aus Finnland und aus der Schweiz. Dort wird Schnee-Lagerwirtschaft bereits seit längerem in größerem Ausmaß angewendet. Dabei geht es um die Saisonsicherung sowohl auf ausgewählten Skipisten, Langlaufloipen und Skisprungschanzen. Die Kosten für derartige Depots belaufen sich derzeit auf 50 bis 60 Euro pro angelegtem Kubikmeter Schnee.

Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos hat vor sieben Jahren (2009) eine richtungsweisende Studie vorgelegt, derzufolge die Anlage von mit einer 30 bis 40 Zentimeter dicken Schicht aus Sägemehl oder Spänen abgedeckten Schneedepots sich im Vergleich zur Abdeckung mit Planen, die bisher hauptsächlich verwendete Methode, überlegen ist. Den vergleichsweise geringeren Schneeverlust bei der Sägespäne-Abdeckung – 20 bis 25 Prozent – führten die Forscher auf den effektiveren Strahlenschutz zurück. Das SLF berät sowohl Schweizer als auch internationale Wintersportgebiete, wie zum Beispiel das Südtiroler Martelltal.

Schnee-Lagerwirtschafts-Methoden wurden in Antike zur Kühlung verwendet

Die Wurzeln der Schnee-Lagerwirtschaft reichen, der gängigen neudeutschen Bezeichnung (snow-farming) zum Trotz, bis weit in die Vergangenheit zurück. In Europa legte man spätestens in der Antike, in Griechenland und auch im alten Rom Eis- und Schneedepots an, die im Sommer zur Kühlung von Lebensmitteln, zur Klimatisierung von Räumlichkeiten und sogar zur Herstellung von Speise-Eis verwendet wurde. Als Abdeckung verwendete man damals allerdings Materialien wie Torf oder Erde.

Auch in Fernost wurden ähnliche Methoden angewandt. In Afghanistan ging es vorwiegend um die Bereitstellung von Trinkwasser-Reserven in Dürreperioden und in besonders heißen Sommern.

In den Alpenländern, so auch in Österreich, fand vor allem Eis zur Kühlung von Bier Verwendung.

Quelle

Einzelnachweise