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Geschichte Grundlsees

Historische Postkarte mit Grundlsee und Totem Gebirge aus den 1950er- oder 1960er-Jahren.

Namensgeschichte

Der Name Grundlsee wird standarddeutsch [grundlseː] ausgesprochen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Name 1188 als Chrungilse. Die Schreibweise des Namens variierte im Laufe der Zeit, bis sich schließlich die heutige Schreibweise durchsetzte: Chrungilse (1188) > Chrungelse (1300) > Chrungelsee (1386) > Krungelsee (1450) > Crungelsee (1479) > Grunglsee (1493) > Chrundelsee & Grundelsee (1494) > Krunglsee (1496) > Crunglsee (1566) > Grundelsee (1665) > Grundlsee (heute).

Der Name der Katastralgemeinde Grundlsee leitet sich von der Bezeichnung des Sees ab. Diese hat ihren Ursprung wahrscheinlich im altslawischen krągl jezero (runder See). Statt zum lautgesetzlichen Krungelsee veränderte sich diese Urform jedoch zum heutigen Grundlsee. Dies erfolgte wahrscheinlich durch eine volksetymologische Einwirkung vom mittelhochdeutschen grundel, grundelinc (der Gründling).

Urzeit, Kelten und Römerzeit

Die frühesten Zeugen menschlicher Siedlungstätigkeit im Grundlseer Gemeindegebiet bilden altsteinzeitliche Funde in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge. Dort aufgefundene Holzkohlereste einer paläolithischen Feuerstelle konnten auf ein Alter von rund 34 000 Jahren datiert werden. Zahlreiche Relikte aus der Bronze- und der Eisenzeit, sowie eine bronzezeitliche Siedlungsstelle wurden entlang der natürlichen Verkehrslinie des Koppentales in der Nachbargemeinde Bad Aussee gefunden. Diese Funde sind im Kontext des nur 20 km entfernt liegenden Ortes Hallstatt zu erklären, der aufgrund seiner archäologischen Bedeutung namensgebend für die ältere Eisenzeit (800–450 v. Chr.) wurde. Die jüngere Eisenzeit-La-Tène-Zeit (500–100 v. Chr.), die von den Kelten getragen wurde, hinterließ archäologisch keine Spuren. Nur der Flussname Traun (aus keltisch druna, die Laufende) deutet auf keltische Besiedelung hin. Als Zeugen der römischen Herrschaft in swiki:Norikum[1] wurden bei Ausgrabungen in Bad Aussee, sowie am Altausseer Michlhallberg (Sandling-Massiv) spätrömische Siedlungsspuren entdeckt. Dem bisher geborgenen Fundmaterial der zufolge dürfte die Siedlung in Altaussee vom Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. bis ins späte 4. Jahrhundert bestanden haben. Es wird dort ein römerzeitlicher Salzbergbau vermutet.

Slawen und Bajuwaren

Die Epoche der Völkerwanderung hinterließ keine Spuren im Ausseerland. Die nächste Bevölkerungsgruppe, die sich mit Sicherheit nachweisen lässt, waren die Slawen. Namensmäßige Spuren der slawischen Besiedelung sind im gesamten Ausseerland zu finden (Orts- und Flurnamen mit den Endungen -itz, -itsch, -isch; in Grundlsee z. B. Stimitz, Toplitz, Zimitz). Um 800 begann eine starke Zuwanderung von swiki:Bajuwaren. Wichtige Spuren der ersten Berührung der Slawen mit den Baiern sind wiederum die Ortsnamen. Die frühesten datierbaren Eindeutschungen von Ortsnamen im Ausseerland stammen aus der althochdeutschen Zeit vor 1100.

Mittelalter

Der Name Grundlsee (apud chrungilse) wurde am 2. August 1188 erstmals urkundlich erwähnt. Herzog Ottokar IV. befand sich an diesem Tag am Grundlsee und siegelte dort drei Urkunden.

Nach dem Tod des letzten Babenberger Herzogs Friedrich II. im Jahr 1246 besetzte der erwählte Erzbischof von Salzburg, swiki:Philipp von Spanheim, weite Teile des Ennstals und somit auch das Ausseerland. Zur Befestigung des neuen Machtanspruchs und zum Schutz der nahen Salzbergwerke am Sandling und der Saumpfade erbaute er im benachbarten Altaussee die kleine Festung Pflindsberg. Philipp von Spanheim musste sich nach dem Frieden von Ofen von 1254 wieder zurückziehen und die Burg und das Ausseerland wurden um 1260 in die Steiermark einverleibt. Die vorherige Geschichte des Ausseerlandes ist umstritten. Höchstwahrscheinlich war es im 12. bis 13. Jahrhundert Teil einer Grafschaft im Ennstal unter den Markgrafen der Kärntner Mark. Die Theorie, dass das Ausseer Gebiet vorher zur Grafschaft Traunau gehörte, lässt sich nicht nachweisen. Die Anlage entwickelte sich zum Verwaltungsmittelpunkt mit niederer Gerichtsbarkeit der eigenständigen Herrschaft Pflindsberg, die von der landesfürstlichen Herrschaft Grauscharn-Pürgg abgetrennt wurde. Sie umfasste rund 90 % der Güter des Ausseerlandes und war als Teil des Salzkammergutes landesfürstlich.

Protestantismus, Rekatholisierung (ab 1599), Dominanz des Salzabbaus

Mit der Reformation im 16. Jahrhundert war die Bevölkerung des Ausseerlands weitgehend protestantisch geworden. Ab 1599 setzte eine Rekatholisierungskommission gewaltsam die Gegenreformation durch. Von den größeren kriegerischen Auseinandersetzungen und sozialen Aufständen des 16. und 17. Jahrhunderts (Bauernkriege, Dreißigjähriger Krieg) blieb das gesamte Ausseerland verschont. Gründe für das Ausbleiben sozialer Spannungen waren ein relativ gesichertes Auskommen der Bevölkerung und weitreichende soziale Zugeständnisse von Seiten der Obrigkeit. Das gesamte Salzkammergut war ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, das sich einer Monowirtschaft verschrieben hatte. Der einzige Erwerbszweig war die Salzproduktion, auf die alle wirtschaftliche Tätigkeit abgestimmt war. In Altaussee wurde das Salz abgebaut, in den Sudpfannen in Bad Aussee zu Salz versotten. Grundlsees Rolle in dieser Monowirtschaft war vor allem die Versorgung der Sudpfannen mit dem nötigen Brennholz, also die für die Salzgewinnung notwendige Forstwirtschaft. Die in diesem Zweig beschäftigten Arbeiter waren zusätzlich meist kleine Nebenerwerbsbauern, die gemeinsam mit ihren Familienangehörigen einen Teil der lebensnotwendigen Produkte selbst erzeugten. Der Kargheit und den strengen klimatischen Bedingungen entsprechend gab es in der gesamten Region nur relativ wenige Vollerwerbsbauern.

Während der Napoleonischen Kriege marschierten zwischen 1800 und 1809 mehrmals französische Truppenverbände durch das Ausseerland. Im Jahr 1809 wurden deshalb der Koppen- und der Pötschenpass verschanzt und befestigt. Zu Kampfhandlungen kam es aber nicht. Im Jahr 1813 befestigte man den Pötschenpass abermals, dieses Mal mit mehreren Geschützstellungen, einem Pulvermagazin und zwei Kasernen. Die erwarteten Kämpfe um den Pass blieben aus, da Napoleons Truppen im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig entscheidend geschlagen wurden.

Anfänge des Fremdenverkehrs

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Salzkammergut für die swiki:Sommerfrische entdeckt. So lernte Erzherzog Johann von Österreich im August 1819 am Toplitzsee seine spätere Frau Anna Plochl kennen. Das nahe swiki:Bad Ischl entwickelte sich zu einem prominenten Kurort und war ab 1849 kaiserliche Sommerresidenz. Durch die Anwesenheit des Adels in der Region wurde auch das Ausseerland immer mehr zum Anziehungspunkt für die vornehme Gesellschaft. Schon bald zog es viele Künstler und Vertreter der Wiener Gesellschaft nach Grundlsee, das seit 1850 durch die Aufhebung der Grundherrschaft (1848) eine politische Gemeinde geworden war. Die Ausseer Landschaft hat schon früh viele Maler angezogen.

Zwischen 1801 und 1848 ließ Erzherzog Johann seine Kammermaler im Ausseerland arbeiten, unter anderen Jakob Gauermann, Matthäus Loder, Thomas Ender und Jakob und Rudolf Alt, wobei eine Vielzahl an Landschaftsbildern mit Grundlseer Motiven entstand. Als weiterer in Grundlsee wirkender Maler ist Johann Matthias Ranftl zu nennen, nach dem die 1850 errichtete Ranftlmühle am Stimitzbach benannt ist. Im Jahr 1877 wurde die Kronprinz‑Rudolf‑Bahn eröffnet und das Ausseerland war schließlich infrastrukturell bestens für den Fremdenverkehr erschlossen. Bereits 1879 wurde in Grundlsee mit dem hölzernen Dampfboot Erzherzog Johann der touristische Dampfschifffahrts-Verkehr aufgenommen. Unter den Künstlern und Intellektuellen, die ihren Sommerurlaub in Grundlsee verbrachten, oder sich dort dauerhaft niederließen, sind der Großindustrielle und Volkskundler Konrad Mautner, der Neurologe und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud und der Dr. med. swiki:Ernst von Karajan (der Vater des berühmten Dirigentens swiki:Herbert von Karajan) besonders hervorzuheben.

Nationalsozialismus, Alpenfestung, Nazi-Schatz im Toplitzsee

Nach dem swiki:Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde das gesamte Ausseerland in die Verwaltungseinheit Oberdonau (Oberösterreich) eingegliedert. Die Eigenständigkeit der Gemeinden Bad Aussee, Grundlsee und Altaussee wurde aufgelöst und eine Bürgermeisterei in Bad Aussee eingerichtet. Die Gemeindeämter Grundlsees und Altaussees waren fortan Außendienststellen von Bad Aussee.

Das Ausseerland zog in der Folge zahlreiche Nazi-Größen an, die meist zuvor arisierte Villen bewohnten. So zum Beispiel verbrachten drei nationalsozialistische Gauleiter regelmäßig ihre Ferien im Nachbarort Altaussee: August Eigruber, Konrad Henlein und Hugo Jury. In Grundlsee residierte der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels samt seiner Familie im Schloss Grundlsee.

Im Jahr 1943 hatte man begonnen, im nahen Salzbergwerk Altaussee ein Depot für Kunstgüter einzurichten. Im August desselben Jahres begann die Einlagerung von Kunstschätzen aus österreichischen Kirchen, Klöstern und Museen, um sie vor Bombenangriffen zu schützen. Ab Februar 1944 wurde der Bestand von etwa 4 700 Kunstwerken eingelagert. Es war dies in ganz Europa geraubtes Kunstgut, das unter dem Decknamen Sonderauftrag Linz von Adolf Hitler angesammelt wurde und für das geplante Führermuseum in Linz bestimmt war. Zum Kriegsende umfasste das gesamte Depot in elf stillgelegten Werksanlagen etwa 6 500 Gemälde, sowie zahlreiche Statuen, Möbel, Waffen, Münzen und Bibliotheken. Darunter auch ein Teil der für Linz vorgesehenen so genannten Führerbibliothek. Der größte Bestand dieser Bibliothek wurde in der Villa Castiglioni in Grundlsee deponiert.

Zwischen 1943 und 1945 wurden am Toplitzsee zahlreiche waffentechnische Versuche der deutschen Kriegsmarine durchgeführt. Zu Kriegsende wurden Kisten mit gefälschten britischen Pfund-Banknoten der Operation Bernhard im See versenkt, mit denen die britische Wirtschaft hätte geschwächt werden sollen. Gerüchteweise seien im See zu Kriegsende auch Goldreserven des Dritten Reichs, Hinweise für Nummernkonten sowie Kunstgegenstände versenkt worden. Diese Gerüchte vom "Goldschatz im Toplitzsee" wurden bis dato aber nicht bestätigt.

Das Ausseerland war Teil der so genannten Alpenfestung und 1944–1945 ein letztes Rückzugsgebiet für nationalsozialistische Partei- und Regierungsstellen und Wehrmachtstäbe. Zuflucht suchten aber auch ganze Regierungen, die von den Nationalsozialisten in den Balkanstaaten eingesetzt worden waren.[29] Im Nachbarort Altaussee hielten sich so zu Kriegsende zum Beispiel neun profaschistische Exilregierungen aus Osteuropa auf.

Am 8. Mai 1945 erreichten die US-Amerikaner das Ausseerland. Am nächsten Tag folgte die Hauptmacht der US-Armee. Zuvor hatte sich in Bad Aussee schon eine selbsteingesetzte Zivilregierung unter Albrecht Gaiswinkler gebildet, die die Ordnung wahrte und die Verpflegung der Bevölkerung sicherstellte.

Zweite Republik

Am 1. Juli 1948 wurde Grundlsee wieder in die Steiermark zurückgegliedert. 1945 bis 1955 war es Teil der US-amerikanischen Besatzungszone in Österreich. Bis 2011 war Grundlsee Teil der politischen Expositur Bad Aussee, welche ab 1. Jänner 2012 in eine Außenstelle der Bezirkshauptmannschaft Liezen umgewandelt wurde. Im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform stand die letzten Jahre ein Zusammenschluss mit den Gemeinden Bad Aussee und Altaussee zur Debatte. Seit Februar 2013 ist allerdings entschieden, dass die drei Gemeinden eigenständig bleiben werden.

Quellen

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki