Landwirtschaft

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Die Landwirtschaft war und ist ein das Ennstal prägender Wirtschaftszweig.

Die Landwirtschaft im Ennstal vom Mittelalter bis heute

Seit der Besiedelung des Ennstals wurde hier Landwirtschaft betrieben. Durch die Franken kam das System der Maierhöfe (Meierhof, Mayerhof) in die Region. Ein Meierhof war ein Großhof, der in Huben unterteilt wurde, diese wiederum in Lehen oder "Lechen". Aus der Maierhofstruktur entstanden später die noch heute typischen Weiler zum Beispiel Altlassing in der Gemeinde Lassing.

Die Huben und Lehen hatten selbst nur Kleintierhaltung wie Schweine und Gänse und wurden von Grundholden bewirtschaftet. Erst einige Zeit danach wurden auch die Maierhöfe selbst an Bauern vergeben und nicht mehr von der Grundherrschaft bewirtschaftet. Später kamen auch noch Höfe dazu, die hauptsächlich der Tierhaltung gewidmet waren - die sogenannten Schwaigen.

Eine weitere Hofeinheit war ein sogenannter Stadelhof, lat. "curtes stabolaria". Dieser befand sich in Gebieten mit Getreideanbau und war ebenfalls von kleineren Huben umgeben. Als Beispiel im Gemeindegebiet von Lassing ist der Ortsteil Treschmitz zu nennen, mit dem vulgo Treschmitzer als Stadelhof. Im Paltental kann als typischer Stadelhof der vulgo Grießmoar in Au bei Gaishorn genannt werden. Leider wurde der mächtige Stadel nach einem Windschaden abgetragen.

Um 1200 kann man davon ausgehen, dass die Bauernschaft sich als eine einheitliche Gruppe etablierte. Sie war zwar rechtlich von der Herrschaft abhängig, jedoch wirtschaftlich durchaus eigenständig.

Bis in das 13. Jahrhundert war die Freistift die häufigste Besitzform. Der Grundherr konnte den Bauern jederzeit an- oder abstiften. In frühester Zeit wurde ein Hof nur auf ein Jahr vergeben, später wurde dies durch das Leibgedinge abgelöst – ein Hof gehörte für eine Lebenszeit dem darauf sitzenden Bauern.

Die Ennstaler Bauernaufstände

Die Anfänge im Ennstal

1478, als sich in Kärnten Bauernunruhen ausbreiteten, gelang es den Ennstaler Bauern, sich zu einem Bauernbund zusammenzuschließen. Dieser hatte sogar schon eigene Statuten. In Folge kam es zu einem ersten Bauernaufstand im Ennstal, der sich gegen die Herrschaft des Benediktinerstifts Admont, der swiki:Salzburger Domherren[1] und des swiki:Erzstifts St. Peter richteten. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Lehre Martin Luthers durch umherziehende Prediger verbreitet. Die Bauern sahen in der von Luther verbreiteten Meinung, "alle Menschen seien frei", die Botschaft, sich von Leibeigenschaft und Knechtschaft befreien zu dürfen. In ganz Mitteleuropa brachen Bauernaufstände aus.

Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525

Hauptartikel: Schladminger Bauern- und Knappenaufstand 1525

Die Ennstaler und Paltentaler Bauernrevolte 1739

Durch die andauernden Kriege gegen die Türken war es notwendig immer mehr Soldaten aus der Landbevölkerung zu rekrutieren. Unter Kaiser Karl VI. kam es so zu Zwangsrekrutierungen von Bauernsöhnen und der anschließenden Verweigerung des Loskaufes vom Wehrdienst. 1739 führte dies zu einer Bauernrevolte im Enns- und Paltental, welche jedoch nach einiger Zeit darauf wieder abflaute.

Die Bauernberfreiung 1848 und die Auswirkungen

Grundsätzlich muss man festhalten, dass die Bauern in den westlichen Gegenden Österreichs, beginnend in der Obersteiermark, mehr Freiheiten besaßen als etwa Bauern im Osten Österreichs. So wurde die Robot nach den Quellen im Ennstal schon meist im 16. Jahrhundert in Geldzahlungen abgeleistet und es gab in den österreichischen Erblanden an sich "fast" keine Leibeigenschaft mehr. Maria Theresia milderte 1778 die Robotleistungen ab. Kaiser Joseph II. führte 1781 durch das Untertansstrafpatent, die Festlegung des Beschwerderechts und die Robotablöse wesentliche Erleichterungen ein[2]. Geltend für Böhmen mit wenigen Auswirkungen auf die Ennstaler Gegenden.

Mit der Einführung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (AGBG) 1811 unter Kaiser Franz II. wurde auch das System des Erbrechtes in Österreich festgeschrieben und somit auch die Übergabe der nicht der Grundherrschaft gehörigen bäuerlichen Besitzungen.

Das Feudalsystem wurde erst abgeschafft als im Reichstag von 1848 der aus Schlesien stammende Abgeordnete H. Kudlich den Antrag auf Aufhebung der "Untertänigkeit mit allen daraus entsprungenen Rechten und Pflichten" stellte. Mit einem am 7. September 1848 von Kaiser Ferdinand I. unterzeichneten Patent wurden die Untertänigkeit und das "schutzobrigkeitliche Verhältnis" aufgehoben und die Entlastung von Grund und Boden durch eine Entschädigung der Vorbesitzer angeordnet[2].

In den Folgejahren stellten Kommissionen diese Entschädigung für die bisherigen Grundherren (zwei Drittel des Schätzwerts) und die im Lauf von 40 Jahren abzugeltenden Verpflichtungen der nun Eigentümer gewordenen Bauern fest. Anstelle der Herrschaften musste der Staat Gemeinden, Bezirksverwaltungen und Gerichte gründen [2].

Es kam zu einem regelrechten Bauernsterben, da viele mit der neu gewonnen Freiheit ohne den wirtschaftlichen Schutz der Herrschaft nicht umgehen konnten. Ein Drittel der Ablösesumme, die an den ehemaligen Grundherren zu zahlen war, musste vom Bauern aufgebracht werden. Viele Bauern zahlten ihre Schulden von 1848 noch bis ins Jahr 1938 zurück. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die letzten Hypotheken durch die sogenannte Bauernentschuldung getilgt.

Bauernsterben bis 1920

1868 fiel auch noch das Belastungsverbot für bäuerliche Liegenschaften und die Genehmigungspflicht bei bäuerlichem Besitzverkauf. Durch die Verschuldung kam es zu häufigen Zwangsversteigerungen von Bauerngütern. Oft kauften den Besitz wieder Bauern, die ihn dann zerstückelten und weiterverkauften, sogenannte "Güterschlächter".

Als Beispiel der Aussiedlung ganzer Täler kann die Katastralgemeinde Mitteregg in Aigen im Ennstal genannt werden. Hier wurden bis 1910 fast alle kleineren Bauerngüter aufgelassen und zu Großgrundbesitz zusammengefasst. Die neuen Eigentümer waren hier etwa die Grafen Lamberg, die Familie Keller und die Familien Krenn und Schaunitzer aus Lassing. Dasselbe passierte überall in der Region, Industrielle und Adelsfamilien versuchten ihre Besitzungen zu erweitern oder durch Zukauf eine neue Gutsverwaltung zu errichten. So etwa in Lassing der Industrielle Dr. Julius Hofmeier. In seinem Buch Jakob der Letzte beschreibt der steierische Schriftsteller und Dichter Peter Rosegger diese Vorgehensweise und den Umbruch in der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert.

Allein in den Gerichtsbezirken Liezen und Rottenmann sind seit den 1870er Jahren 300 ehemalige Bauerngüter verschwunden. 17 000 ha von einer Bezirksfläche im Ausmaß von 80 600 ha – also fast ein Viertel – gingen in die Hände von Großgrundbesitzer oder anderen Bauern über.

Regulierungsvergleiche

Viele Bauern übernahmen auch Almrechte, die in sogenannten Regulierungsvergleichen festgeschrieben wurden. Meist verpflichtete sich die ehemalige Grundherrschaft gegenüber dem Bauern, ihm dieses Recht einzuräumen. Die Zahl der Tiere und sonstigen Rechte war genau festgeschrieben. Da diese Rechte nicht verjährten und auf dem Besitz bestehen blieben, mussten sie vom Grundeigentümer abgelöst werden. Viele Bauern ließen sich in den Jahren nach 1900 ihre Alm und Weiderechte ablösen oder verkauften ihre Eigenalmen.

Landwirtschaft im 21. Jahrhundert

Die Bedeutung der Landwirtschaft im Ennstal im 21. Jahrhundert wird durch mehre Lehr- und Forschungsstätten dokumentiert. Das Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein hat seinen Standort in Raumberg-Gumpenstein. Die Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft und die Land- und Forstwirtschaftliche Fachschule Gröbming sind Fachschulen in Gröbming. Die Landwirtschaftliche Berufsschule Grabnerhof ist eine Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft in Hall in der Marktgemeinde Admont.

Bei den Unternehmen sei die Landgenossenschaft Ennstal (LGE) erwähnt, eine Genossenschaft, unter deren Dach sich mehrere Ennstaler Unternehmen des Bezirks Liezen zusammengeschlossen haben.

Bilder

  • Landwirtschaft – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien bei Ennstalwiki

Quellen

  • EnnstalWiki-Artikel Lassing und die dort angeführten Quellen
  • Tremel, Ferdinand: Eine Bauernrevolte im Ennstal, in: Blätter für Heimatkunde (Steiermark), Bd. 26 (1952) S. 33-37
  • Uitz, Karl: Der Rückgang des bäuerlichen Besitztums in den Alpenländern, seine wichtigsten Ursachen und Mittel zu seiner Bekämpfung, Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung (Wien 1915), 231-236

Einzelnachweise

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  2. 2,0 2,1 2,2
    • Eintrag zu Bauernbefreiung in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)