Kristallingeschiebe im Bereich der Hochstube

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Fundstellen von Kristallin-Geschieben im Kemetgebirge
Quarzit-Block am Rande einer Doline nahe der Hochstube
Aus Braunlehm ausgeschwemmter Schutt mit hohem Kristallin-Anteil (Brunnkarl bei der Wiesalm)

Kristallingeschiebe im Bereich der Hochstube

Allgemeines

Die Plateauflächen des Kemetgebirges östlich des Hirzbergs bestehen zur Gänze aus gebanktem Dachsteinkalk. Der Bereich bis etwa zur Neubergalm ist von Verkarstung, mehreren Kleinhöhlen und Schächten geprägt. Im Zuge der Höhlenforschungen konnten lokal Anhäufungen von, für diese kalkalpine Hochregion untypischen kristalline Sedimente beobachtet werden. Diese stammen jedoch nicht von Ablagerungen eines Neogenen Flusssystems in Form von Augensteinschottern, wie sie auf Gebirgsplateaus hier häufig vorkommen, sondern von glazialen Frachten.

Details zu den Funden

Bereich Hochstube

Ca. 300 m nordnordwestlich des Gipfels der Hochstube gibt es in 1 820 m Seehöhe ein größeres Vorkommen von kristallinem Material. Von einer flachen Doline ausgehend, sind in Richtung Osten zunächst Quarzit-Blöcke mit unterlagerndem karbonatischen Schutt zu finden; gefolgt von einem etwa 20 m langen Streifen aus kristallinen Sedimenten mit Korngrößen von einigen Milimetern bis zu mehr als 0,5 m Durchmesser. Ihre Rundung ist sehr unterschiedlich und variiert von kaum gerundet bis kantengerundet. Großteils bestehen die Komponenten aus Quarz und Quarzit.

Weiters wurden auch von einer trichterförmigen Kleindoline, die in Richtung Osten nach etwa sechs Metern in einen Schacht mündet, große Quarzit-Blöcke gefunden. Auch am Schachtrand und auf dessen Boden gibt es kristalline Sedimente.

Da diese Ablagerungen durchwegs einen geringen Rundungsgrad aufweisen, die Komponenten keiner genauen Größenordnung unterliegen und sie auch nicht eingeregelt sind, liegt nahe, dass es sich um Relikte der eiszeitlichen Vergletscherungen handelt. Sie müssen vom Ennstalgletscher stammen, da nur dieser sein Einzugsgebiet im Kristallin der Niederen Tauern hatte.

Weitere Fundorte kristalliner Geschiebe gibt es am Südabfall der Hochstube in ca. 1 740 m Seehöhe, am dazwischen liegenden Sattel.

Bereich Wiesalm

Unmittelbar östlich der Wiesalm in 1 656 m Seehöhe fällt eine tiefe Mulde ab, die Brunnkarlgrube. Hier lagern relativ mächtige Braunlehme, die kristallinen Schutt aus Quarz und Glimmerschiefer inkludieren.

Im Bereich der Wiesalm und des Z'sammtreibbodens sind noch weitere Karstmulden mit Braunlehm und darin befindlichen kristallinen Sedimenten vorhanden.

Ergebnisse

Die bisherigen Recherchen ergaben, dass die Verbreitung von kristallinem Moränenmaterial in dieser Region nur punktuell auftritt. Auf der Hochfläche zwischen Kufstein und Stoderzinken gab es bereits vor der maximalen Würm-Vereisung eine lokale Vergletscherung. Diese wurde anschließend durch die mehr als 1.000 m mächtige Eisdecke wohl überfahren, sodass die kristallinen Anteile bis zum Traungletscher gelangt sein könnten. Nach dem Abschmelzen erreichte kein Gletscher mehr von Süden her diese Region. Deshalb wurden die Ablagerungen nur mehr von lokalen Vereisungen erodiert und die Kristallinanteile größtenteils beseitigt.

Geomorphologie

Die Ausformung im zentralen Teil des Kemetgebirges erfolgte hauptsächlich durch die eiszeitlichen Vergletscherungen. Die Oberfläche bezieht sich in erster Linie auf Glazialmorphologie und wurde erst nach den Vereisungen durch eine Karstmorphologie überprägt.

Eindeutige Indizien für das Glazial sind Kare (Beispiel Leckenkar) und sanfte, gleichförmig ausgeschürfte Mulden (Beispiele Wiesalm, Z'sammtreibboden). Besonders die Tatsache, dass sich in diesen Vertiefungen Geschiebematerial befindet, schließt eine reine karstgegebene Bildung aus.

Im Plateaubereich zwischen Hochstube und Neubergalm gibt es mehrere Kleinhöhlen, die auffallend häufig Ruinen und Reststrecken ehemals größerer Höhlensysteme sind. Sie zeugen von nachhaltiger Erosion der eiszeitlichen Gletscher im östlichen Dachsteingebiet.

Quellen

  • Graf, G.: Kristallingeschiebe im Bereich der Hochstube (Dachsteingebirge). In: Mandl-Neumann, H. & Graf, G. (lekt., 2006). Alpen. Archäologie, Geschichte, Gletscherforschung, Haus, ANISA