Kirchenruine St. Ägydius

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Kirchenruine St. Ägydius
Kirchenruine St. Ägydius
Blick in Richtung Donnersbach-Zentrum

Die Kirchenruine St. Ägydius in Donnersbach stammt von einer ursprünglich romanischen Kirche, die dem hl. Ägydius geweiht war. Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten.

Lage

Sie befindet sich südöstlich über dem heutigen Ortskern von Donnersbach an der Straße Richtung Planneralm und besticht Besucher durch das Kirchenensemble, dessen besondere Lage am Berg und der damit verbundenen Aussicht über Donnersbach in das Ennstal und auf die umliegenden Berge.

Gegenwart und geschichtliche Bauphasen

Romanische Kirche

Die heute noch sichtbaren Mauerreste stammen von einer romanischen Kirche aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der typische romanische Grundriss zeigte sich bei einer Teilergrabung des Fundamentes: ein Triumphbogen trennt das Langhaus von der Apsis. Das Gebäude war einst mit einer hölzernen Flachdecke eingedeckt, wovon ein Absatz der Auflage über dem Triumphbogen zeugt. Auch drei halbrunde Fenster in der Nordwand sind dokumentiert.

Der Boden des romanischen Langhauses war mit einem Holzfußboden versehen. Im Langhaus befand sich wahrscheinlich auch eine Westempore. Teile der Emporensäule wurden als wieder verwendete Bauteile (Spolien) in der Kirche entdeckt. Andere Spolien könnten die Umrahmung eines Rundbogenportales gebildet haben. In der Apsis können drei Fenster angenommen werden, wovon zwei in Resten auszunehmen sind.

Umbau im gotischen Stil

Nach einem Brand wurde die Kirche gotisiert. Anstelle der Flachdecke wurde ein Kreuzrippengewölbe eingezogen. Die romanischen Fenster und die Westempore blieben unverändert. Der Altarbereich wurde hingegen mittels einer Stufe erhöht. Spätestens in der Zeit der Gotik wurde an der Südseite des Langhauses auch ein Kirchturm angebaut, dessen Erdgeschoß als Sakristei genutzt wurde. Ein Stich aus dem Jahr 1680 zeigt Donnersbach und im Bildhintergrund die romanische Kirche nach der gotischen Umgestaltung.

Umbau im barocken Stil

Aus dem Jahr 1714 sind Beschädigungen durch ein Erdbeben am Schloss in Donnersbach aktenkundig. Es besteht die Vermutung, dass dieses Erdbeben auch in der Ägydiuskirche große Schäden angerichtet hat. Wahrscheinlich sind im Zuge des Erdbebens das gotische Gewölbe und auch der Kirchturm eingestürzt. Jedenfalls wurde die Kirche daraufhin zum dritten Mal im großen Stil erneuert und umgebaut. Die Steinplatten, die sich in der heutigen Pfarrkirche im Schloss befinden, bedeckten bis dahin wahrscheinlich einen Teil des Fußbodens der St. Ägydiuskirche. Die Stufe im Altarbereich wurde um ca. zwei Meter in westlicher Richtung versetzt. Die romanischen Fenster wurden zugemauert und durch wesentlich größere Fensteröffnungen ersetzt. Die Westempore wurde nun zur Orgelempore umfunktioniert und baulich entsprechend verstärkt. Die gotischen Konsolen verschwanden hinter Ecksäulen, die ein barockes Tonnengewölbe trugen.

Geschichtlicher Hintergrund

St. Ägydius galt als Patron u. a. der Kaufleute und der Reisenden. Sein Patrozinium ist im Zusammenhang mit der alten Salzstraße, einem Passweg, der vom Ennstal über das Glattjoch in das Murtal führte, zu sehen.

Die dem hl. Ägydius geweihte Kirche am Ilgenberg war einst eine Filialkirche von Irdning. Über ihre Entstehungsgeschichte finden sich leider keine Aufzeichnungen. Die erste Erwähnung stammt vom Jahr 1357, wobei es als sicher gilt, dass der Kirchenbau wesentlich älter ist. Wie man aus Untersuchungen weiß, hat bereits vor dem Bau dieser Kirche an derselben Stelle ein Friedhof bestanden, desse ehemalige Ummauerung im Zuge der Bestandssicherung wieder errichtet wurde.

Nachnutzung und Bestandsicherung

Mit der Errichtung einer eigenen Pfarre in Donnersbach im Jahr 1786 wurde ein Saal im Schloss Donnersbach umgebaut, als Pfarrkirche geweiht und dazu das Patrozinium und die Einrichtung der alten Ägydikirche übernommen.

Nach der Kirchenauflassung wurde das vorhandene Material der alten Kirche verkauft und das Gemäuer dem Verfall preis gegeben. Die Mauersteine wurden teilweise abgetragen und kamen anderswo zum Einsatz. Um 1920 wurde in die Kirchenruine eine Säge eingebaut, ab 1933 die Mauern als Stadel verwendet.

Auf Initiative der Gemeinde Donnersbach wurde diese kunsthistorisch und landesgeschichtlich bedeutende Kirchenruine als historisch wertvolles Objekt vor dem weiteren Verfall gerettet. Nach einer intensiven archäologischen Untersuchung durch die Abteilung für Ur- und Frühgeschichte des Landesmuseums Joanneum und einigen baulichen Instandsetzungen und Sicherungsmaßnahmen ist das historische Ensemble der St. Ägydiuskirche seit dem 1. September 2000 (Fest des Hl. Ägydius) öffentlich zugänglich.

Finanzierung

Die Gemeinde Donnersbach, die für diese Maßnahmen hohe finanzielle Mittel aufgewendet hat, erhielt vom Revitalisierungsfonds des Landes Steiermark und vom ILE-Fonds der Europäischen Union großzügige Unterstützung.

Auszeichnung

Die Kirchenruine St. Ägydius wurde für die liebevolle Restaurierung als Steirisches Wahrzeichen ausgezeichnet.

Bildergalerie

weitere Bilder

  Kirchenruine St. Ägydius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

  • Informationstafeln bei der Kirchenruine