Josef Schreiber

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Kais. Rat Dr. Josef Schreiber (* 17. März 1835; † 27. September 1908 in Bad Aussee) war Klimatologe, Arzt, Begründer des Kurortes Markt Aussee, Obmann der Kurärztevereinigung sowie Ehrenbürger von Markt Aussee und eine Persönlichkeit im steirischen Salzkammergut

Leben

Dr. Schreiber war ein Pionier in der österreichischen k.u.k. Bäderkultur. Der erste, der im Markt Aussee Soleheilbäder-Anwendungen durchführte war um 1850 Dr. Vizthum im "Badehaus Markt 145".

1867 heiratete er Clara Hermann (* 1848 in Brünn, Böhmen; † 1905 in Meran, Südtirol). Sie wurde eine engagierte Frauenrechtlerin, schrieb Artikel und Bücher zu diesem Thema. Sie galt auch als große Salonière. Gemeinsam hatten sie drei Töchter, Ida, Adele und Lilli (* 1874).

Kurz nach Eröffnung seines Sanatoriums 1869 im Ortsteil Obertressen, damals noch zu Grundlsee gehörend, baute sich Dr. Schreiber einige Meter weiter, bereits in Bad Aussee im Ortsteil Praunfalk an der Altausseerstraße 1874 die Villa Schreiber, an die er 1882 sein neues zweites Sanatorium Cur- und Wasserheilanstalt "Alpenheim" anbaute. Sein Sanatorium hatte er 1873 an Friedrich Ritter von Lössl, verkauft. Im Kaufvertrag wurde ein zehnjähriges Berufsverbot für Schreiber in Aussee vereinbart. In dieser Zeit baute er ein neues Sanatorium für die Wintermonate in Obermais bei Meran in Südtirol auf.

1880 gründeten Josef und Clara Schreiber den Ausseer Hausindustrie-Verein gemeinsam mit Johann Chlumetzky. Das Ziel des Vereins ist die Linderung der Armut im Ausseerland.

Clara Schreiber starb an einem Schlaganfall im Alter von 56 Jahren zwei Jahre vor ihrem Mann. Nach dem Tod von Josef Schreiben standen seine beiden Sanatorien in Aussee und Meran vor großen finanziellen Schwierigkeiten und mussten verkauft werden.

Das "Ischler Wochenblatt" schrieb einen Nachruf auf Dr. Josef Schreiber:

Sonntag den 27. September verschied nach längerer Krankheit kaiserl. Rat Dr. Josef Schreiber, der Begründer des Sanatoriums in Aussee, welches er im Jahre 1869 auf einem herrlichen Punkte im sogenannten Praunfalkh erbaute, aber schon 1873 an die steierische Baugesellschaft verkaufte, von der es dann der Ingenieur Friedrich Ritter v. Lößl erwarb und in das bekannte "Badehotel Elisabeth" »umwandelte. 1882 eröffnete dann Dr. Schreiber die Kuranstalt "Alpenheim", die er an die schon 1874 erbaute große Villa angliederte und auch diese Anstalt brachte er in kurzer Zeit durch außerordentlichen Fleiß, bestens unterstützt von seiner auch als Schriftstellerin bekannten Gemahlin, zur Blüte. Auch in Obermais bei Meran errichtete er die Heilanstalt "Hygiea", die zu den hervorragendsten Einrichtungen Merans zählt Außerdem erbaute er auf einem Hügel bei Altaussee mit ausgezeichneter Rundsicht eine Villa, die er in den letzten Jahren zur Hotel-Pension "Panorama" umwandelte und an einen Schweizer namens Küpper verpachtete.

Dr. Schreiber war ein Mann von außerordentlichem Fleiße, der nebenbei aus wissenschaftlichem Gebiete tätig war, viele, mitunter bahnbrechende Werke verfaßte und sich auch stets im öffentlichen Leben Aussees vielfach betätigte und zur Ausgestaltung Aussees zu einem Kurorte wesentlich beitrug, daher er auch anläßlich seines 60. Geburtstages zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Das Leichenbegängnis gestaltete sich zu einer großen Kundgebung der Dankbarkeit gegen de» Mann, dem Aussee so viel verdankt und in den vielen Kranzspenden mit ehrenden Inschriften wurde dieser Tribut der Dankbarkeit und Anerkennung der Verdienste kund gemacht.

Die Kuranstalt "Alpenheim" ist schon vor drei Jahren in den Besitz der drei Töchter Dr. Schreibers gelangt und wird von seinem Schwiegersohne Roman Baitz geleitet.

Auch die Innsbrucker Nachrichten veröffentlichten einen Nachruf:[1]

(Kais. Rat Dr. Jos. Schreiber †) In Altaussee ist gestern nach längerer Krankheit im 74. Lebensjahre kais. Rat Dr. Josef Schreiber gestorben. 1870 gründete er in Aussee (Steiermark) ein Sanatorium; es war das vierte, welches in Österreich bestand und wurde von Wiener Professoren und auswärtigen Ärzten, öfters aufgesucht. Einige Jahre darauf verkaufte er es jedoch und verbrachte den Sommer nur als praktischer Arzt in Aussee, während er im Winter in Wien, Arco, Paris seine Praxis ausübte. Mitte der 80er Jahre gründete er eine neue Kuranstalt in Aussee, die den Namen "Alpenheim" führt und die er bis 1906 leitete.

Aussee verdankt Dr. Schreiber sehr viel von einem Aufschwung, weshalb er auch vor 15 Jahren dort zum Ehrenbürger ernannt worden war. 1875 erwarb Dr. Schreiber die Dozentur für Klimatologie an der Wiener Universität. Seine Studie "Über das Wesen klimatischer Kuren bei Lungenkranken" machte damals Aufsehen und steht, obwohl man zu jener Zeit noch nichts vom Tuberkelbazillus wußte, bezüglich der Therapie auf dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft, demzufolge es für den Lungenkranken nichts besseres gibt, als Aufenthalt in guter, frischer Luft, gute Nahrung und Wasserprozeduren zur Abhärtung. Schreibers bedeutsamstes Werk ist: "Praktische Anleitung zur Behandlung durch Massage und methodische Muskkelübung". Von ihm stammt der Terminus, technicus "Mechanische Behandlung" statt des bis dahin gebräuchlichen Wortes Massage. Im Laufe der Zeit erschienen viele andere Arbeiten auf gleichem Gebiete. Dr. Schreiber hat viele Vorträge bei den Versammlungen deutscher Naturforscher und Ärzte gehalten. In Meran besah und leitete er seit 1883 die Kuranstalt "Hygiea" in Obermais.

1891 hatte Dr. Schreiber den Titel eines kais. Rates erhalten. Von König Alexander von Serbien war er nach dessen ärztlichen Behandlung mit dem Komturkreuz des St. Sava-Ordens ausgezeichnet worden. Geistig und körperlich frisch, noch unermüdlich tätig, beging er März 1905 seinen 70. Geburtstag; er feierte ihn in aller Stille, da er erst wenige Wochen vorher seine Gattin durch den Tod verloren hatte. Bald darauf begann er zu kränkeln und zog sich von allen Geschäften in die wohlverdiente Ruhe zurück.

"Alpenheim" und "Hygiea" verwalteten nun ­mehr Herr Roman Baitz mit seiner Frau Lili, geb. Schreiber. Eine andere Töchter, Ida, führt in Wien eine Pension und Adele, die bekannte Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, hat seit vielen Jahren Berlin zu ihrem Aufenthaltsort auserkoren. Viele humanitäre Anstalten und Institute verlieren in kais. Rat Dr. Schreiber einen eifrigen Förderer.

Quellen

  • Marie-Theres Arnbom: Die Villen vom Ausseerland, Seite 15ff
  • ANNO, Grazer Volksblatt, Ausgabe vom 29. September 1908, Seite 8, über Tod und Ehrenbürgerschaft
  • ANNO, Ischler Wochenblatt, Ausgabe vom 4. Oktober 1908, Seite 3, Nachruf
  • Bildbeschreibung in Facebook "Vintage Ausseerland", veröffentlicht im Dezember 2017

Einzelnachweis

  1. ANNO, Innsbrucker Nachrichten, Ausgabe vom 29. September 1908, Seite 4