Ingeborg Fleckseder

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mag.a phil. Ingeborg Fleckseder (* 31. Dezember 1917 in Hieflau; † 20. August 2012 in der swiki:Stadt Salzburg[1]) war eine Ennstaler Künstlerin, die Scherenschnitte herstellte.

Leben

Ingeborg Fleckseder kam als Tochter des Lehrerehepaares Bauernberger zur Welt. Sie maturierte 1936 und begann im selben Jahr das Lehramtsstudium für Gymnasien und Höhere Schulen in den Fächern Leibesübungen und Geographie. Die Lehramtsprüfung legte sie 1941 ab und ging nach Wien an ein Gymnasium. 1942 heiratete sie den Diplomingenieur Dr. Hermann Fleckseder, mit dem sie 1943 ihr erstes Kind bekam. Noch vor der Geburt des zweiten Kindes suchte sie um die Entlassung aus dem Schuldienst an.

Der Zweite Weltkrieg und die schwierigen Jahre danach führten neben beruflichen Gründen zur Übersiedlung der Familie nach Liezen, Kempten im Allgäu und in Liestal in der Schweiz. Erst 1960 kam sie wieder nach Wien zurück, wo sie bis 1974 zur Berufung ihres Mannes als ordentlicher Professor für Maschinenbau an die Montan-Universität in Leoben in der Steiermark kam.

Ingeborg Fleckseder hat schon als Kind gerne gezeichnet und gemalt. Unterstützt wurde sie im Gymnasium durch einen ausgezeichneten Lehrer, der ihr Talent frühzeitig erkannte und förderte. Ihr ausgeprägter Sinn für Natur ließ sie schon bald Pflanzenmotive als Scherenschnitte kreieren. Meist verschenkte Fleckseder ihre Scherenschnitte oder stiftete sie für karitative Zwecke. Dies ist der Grund, weshalb sie selbst kaum noch Scherenschnitte besitzt, lediglich als Buchillustrationen sind Drucke ihrer Scherenschnitte komplett erhalten. Da es früher noch keine Kopierer gab, wurden ab 1973 erste Siebdrucke nach einem Scherenschnitt angefertigt.

Ein altes Bilderbuch ihrer Mutter mit Kindersprüchen und schwarzen Bildern war das entscheidende Erlebnis, das ihre Liebe zum Scherenschnitt weckte. Gefördert wurde sie aber auch bereits von ihren Eltern, die ihr viele Ausschneidebögen schenkten. Dabei machte ein Ein Plischke-Kalender einen besonderen Eindruck auf Ingeborg Fleckseder als Kind. Damals hatte sie auch noch keine Kontakte zu anderen Scherenschnittkünstler und war in ihrer Umgebung die einzige, die in dieser Technik arbeitete.

Neben ihrem Interesse an Scherenschnitt widmete sie sich auch der Seidenmalerei, das sie noch heute bewegt. Auch das Handweben von Bildern, den "Stenzelarbeiten" (mit selber angefertigten Schablonen für Stoffbemusterung), Töpfern, sowie das Gestalten von Ostereiern mit Scherenschnitten und Malerei zählen zu ihren künstlerischen Tätigkeiten. Sie hat einige hundert Steine aus der Enns gesammelt, mit unterschiedlichsten Motiven bemalt und als Handschmeichler, Briefbeschwerer oder als Wärmesteine verschenkt und Wohltätigkeitsveranstaltungen zur Verfügung gestellt.

Doch nicht genug der künstlerischen Kreativität - auch die Freude, Blumen zu stecken und Arrangements aus Trockenblumen zu machen, entwickelte sie. Für ihre eigenen vier Kinder hat sie je ein Tafelservice mit jeweils eigenem Motiv bemalt. Für das Haus ihrer Tochter Helga in Graz hat sie die Motive der Kacheln für einen Kachelofen geritzt. Sie ritzte dazu in feuchtem Ton mit einer "stumpfen" Spitze über Plastikfolie Muster. Durch das sofortige Aufstellen im Brennofen nach dem Glasurauftrag auf die geritzte Kachel bilden sich Farbunterschiede, die das Motiv klar hervortreten lassen. Sie schuf noch 50 Kacheln für die Küche, die sie mit Gewürzen und Heilkräutern bemalte.

Ingeborg Fleckseder lag jedoch niemals etwas an der der kommerziellen Nutzung ihrer Scherenschnitte. Über die evangelische Kirche, in deren Dienste sie ihre Arbeit stellte, fanden ihre Werke weitere Verbreitung. Zunächst wurden ihre Scherenschnitte als Kartenserien aufgelegt. Dann folgten Ausstellungen in Österreich, Deutschland und den Niederlanden, die ihre Scherenschnitte zeigten.

Mit der Autorin Liselotte Fischer entstand das erste Buch "Heiter bis Wolkig" (Streiflichter aus dem Dasein einer österreichischen Pfarrfrau), das 1985 erschien, für das Ingeborg Fleckseder die Buchillustrationen anfertigte. 1986 folgte das zweit Buch mit Scherenschnitt-Illustrationen, "Oban Tal" (Mundartgedichte von Lieselotte Stauber-Gray). Bilder für einen Kalender sowie ein Buch, Lieselotte Stauber-Gray für die Roseggergemeinschaft als Anthologie[2] herausgab.

Ingeborg Fleckseder sah es rückblickend als großes Geschenk, auch noch im hohen Alter die Natur wahrnehmen zu dürfen und in Schnitte umsetzen zu können. Mit dieser Liebhaberei konnte sie immer noch anderen Freude bereiten.

Quelle

Einzelnachweise

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki
  2. eine themenbezogene Zusammenstellung aus literarischen, musikalischen oder grafischen Werken, siehe Wikipedia Anthologie