Holzzaun

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Ein traditioneller Holzzaun in Donnersbach.
Zäune entstanden lange ohne die Verwendung eines Nagels, hier ein Beispiel im swiki:Salzburger Freilichtmuseum[1]
Der Flechtzaun war lange Zeit die vorherrschende Zaunform; Salzburger Freilichtmuseum.
Der im Ennstal übliche Girschtenzaun; Salzburger Freilichtmuseum.
Ein Blick über die Landesgrenze: der Lungauer Bänderzaun; Salzburger Freilichtmuseum.

Ein Holzzaun als uralte Äußerungen einer überwiegend doch nur friedlichen Regungen entsprießenden Volkskultur stellt im Rahmen einer Haus- und Hofforschung oder einer Beschäftigung mit Siedlungskultur, Architektur und Holzbauweisen einen interessanten Aspekt innerhalb der Alltagskultur dar. Kulturanthropologen dokumentieren dabei die Bedeutung und den Formenreichtum des für den alpinen Raum so charakteristischen Landschaftselements.

Zäune als Grenzen

Traditionelle Zaunformen sind auch heute noch außerhalb von Freilichtmuseen zu finden, auch wenn der Stacheldraht das Naturprodukt Holz stark zurückgedrängt hat. Zum Unterschied von vielen anderen neuen Trennlinien schafft ein Holzzaun nach wie vor eine eher optische Verbindung denn eine kühle Scheidewand. Das Abgrenzen, Trennen und Schützen ist dabei die primäre Funktion des Zaunes, er steht als äußeres Zeichen für Besitz und Eigentum. Im Gegensatz zu natürlichen Grenzen wie Gebirgsketten oder Flussläufen, sind Zäune vom Menschen künstlich errichtete Trennlinien.

Wortursprung und -verwendung

Im Althochdeutschen steht der Begriff Zaun steht für Einfriedung als auch für das eingehegte Grundstück selbst. Der in der Mundart gebräuchliche Bezeichnung Hag (mhd. Gehege, Gehage) war zunächst als lebende Hecke aus Hasel, Hagedorn und Hagerose zu verstehen.

Anstelle des natürlich gewachsenen Hags tritt der aus Fall- und Krummholz, mit Steinen beschwerte G’häg im Gebirge.

Die Abgrenzung der Herrschaftsbereiche und Besitze hatte stets eine große grundrechtliche Bedeutung und deren Missachtung konnte zu Streitigkeiten oder sogar Krieg führen. In den Weistümern, also historischen Rechtsquellen, von Kärnten und Salzburg unterscheidet man bereits Hofzaun, Dorfzaun und Schiedzaun.

Ein Friedzaun galt als Zeichen für Eigentum und Sicherheit: innerhalb der Umzäunungen kam der sogenannte Königsfrieden zum Tragen. Die Salzburger Taidinge(festgelegte Orte der Rechtsprechung; diese Bezeichnung hat ihren Ursprung in der germanischen Rechtstradition) bestimmten genau, dass die Zäune bis Sankt Georg und St. Philipp und Jakobi fertiggestellt sein mussten. Das Zaunholz wurde durch Servitutsrecht dem Bauern zugestanden (unter Servitut ist ein beschränktes Nutzungsrecht an einer fremden Sache zu verstehen).

Hagzissa

Hagzissa oder Hagzussa, sind althochdeutsche Name für Wesen, die "auf dem Hag bzw. Zaun sitzen", im übertragenen Sinne mit einem Bein in der Welt der Menschen (der Welt innerhalb des Zaunes), mit dem anderen in der der Geister (Wildnis) stehen. Aus diesen Bezeichnungen entwickelte sich schließlich das Wort Hexe.

Zaunformen und Herstellung

Im alpinen Raum haben sich je nach vorhandenem Material und gewünschter Funktion eine Vielzahl von Zaunformen entwickelt; heute sind davon nur noch wenige zu finden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Dauerzäunen und zeitlich begrenzten Zäunen, z.B. dem Weidezaun.

Der Zaun, Hag oder auch Schräg entstand nur durch handwerkliche Geschicklichkeit - durch kunstvolles Flechten oder Verkreuzen schräger Stöcke und Latten, ohne die Verwendung eines Nagels.

Im Hochmittelalter sind als Frühformen einfache Flechtzäune, die Etter bekannt.

Damit verwandt ist der Bänder- oder Ringzaun, hier wurden in regelmäßigen Abständen Stöcke in den Boden geschlagen und mit parallelen Schrägstangen versehen. Als Verbindungsteile wurden in einem aufwendigen Arbeitsgang Zaunringe (geputzte Fichtenäste, gebäht und zu Ringen gedreht) hergestellt. Schwartling-, Latten-, Bretter- oder Stäblzäune erhielten ihre Namen durch das verwendete Holzmaterial, doch auch die Herstellung und Funktion konnte namensgebend sein: Kreuzzaun und Flechtzaun bzw. Wildhag, Geleitzaun und Weidezaun.

Der vor allem im Ennstal sehr bekannte Forscher zur Volkskunde und Gründer des Museums Schloss Trautenfels, Karl Haiding, beschreibt die aufwendige Herstellung des im steirischen Ennstal üblichen Girschtenzaunes (Girstbaum = spaltbarer Nadelholzbaum zur Herstellung von Zaunstecken), wonach man nach Anzahl und Steckenlänge einen dreifachen, vierfachen oder fünffachen Zaun unterscheidet: Der Girschtenzaun des oberen Ennstales ist so dicht, daß auch keine Hasen hindurch schlüpfen können, immerhin noch lockerer als Salzburger Zäune, durch die angeblich nur der Zaunschlüpfer hindurch mag. Noch 1941 gab es etwa einen lückenlosen Grenzzaun zwischen dem Salzburgischen Pinzgau und Pongau.

Im Ennstal

Der Wildhag oder Wildzaun ist eine für das untere Ennstal und das Salzatal typische Zaunform. Er begrenzte und schützte vor dem Eindringen des Wildes auf Wiesen- und Weideflächen.

Zaundurchlässe

Um einen Zaun oder Hag zu überwinden bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an: Als Zaundurchlässe für Mensch und Tier kennt man Tore oder Teelgatterl (kleines Tor), Überstiegt (Stufe) und Leggn (Vieheingang). Der Winkeldurchgang ist auch heute noch häufiger zu finden.

Heutiger Stellenwert des Holzzaunes

Viele Zaunformen sind nur noch auf Bildern und Darstellungen vorhanden, wobei das Verschwinden sicherlich mit dem hohen Zeit- und Holzbedarf bei der Erzeugung zusammenhängt.

Doch bekommen aus Holz gefertigte Zäune wieder neuen Aufschwung, da man die Bedeutung und Schönheit der fast schon verschwundenen Zeitzeugen wieder neu erfasst hat. Speziell in Freilichtmuseen, wie die Fotos aus dem Freilichtmuseum Großgmain in Salzburg zeigen, wird auf die Präsentation dieser Zaunformen besonderes Augenmerk gelegt.

Quelle

  • Da schau her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 14. Jahrgang. Nr. 3, Juli 1993

Fußnote

  1. Verlinkung(en) mit "swiki:" beginnend führen zu Artikeln im Salzburgwiki, dem Mutterwiki des EnnstalWiki