Godenbüchsen

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Godenbüchsen, bemalte Spanschachteln, welche meist Münzen zum Inhalt hatten, wurden entsprechend einem Brauch, welcher über Jahrhunderte auch in unseren Breiten gepflegt wurde, dem Täufling von ihren Taufpaten überreicht.

Wortursprung

Das heute nur mehr im Dialekt und in der Schriftsprache nicht mehr gebräuchliche Wort Göd für den Taufpaten ist älter als das lateinische Lehnwort Pate, welches verwandt ist mit dem lateinischen pater, Vater. Göd, Gödel oder Got leitet sich vom Wortstamm gut ab.

Bedeutung

Vornehmlich im 18. bis hinein ins 20. Jahrhundert schenkten God oder Gödel ihrem Patenkind eine schön bemalte Holzbüchse mit einem oder mehreren Münzen darin.

In dieser Büchse bewahrte die Kindsmutter laut Überlieferungen auch mitunter die vertrocknete Nabelschnur des Kindes sowie sein erstes Haarlöckchen auf. Dies kann als Nachwirkungen alten Aberglaubens verstanden werden, alles vom Körper stammende zu schützen, damit böse Menschen nicht in zauberischer Absicht Macht über den Täufling gewinnen konnten.

Die Dose sollte somit auch als beschützender Schrein wirken; übergeben wurde sie oft eingewickelt in ein Tuch, dem ein gedruckter oder geschriebener Segensspruch oder ein Gebet zum Namenspatron beigegeben war.

Godenbüchsen und deren Inhalt wurden oft über Generationen vererbt und auch unberührt als Andenken an einen Ahnen aufbewahrt. Numismatikern unseres Jahrhunderts gibt dieser unberührte Inhalt wertvolle Aussagen über das wirtschaftliche und geldhistorische Umfeld. Der Ursprung des Patengeldes und seine Bedeutung an sich sind nach wie vor unklar, seine vielfach gewandelte Gestalt aber sehr verbreitet und nachgewiesen. Die Taufkerze mit den Opfermünzen ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt, die Kerze diente dem Gottesdienst, die Münzen dafür erhielten Priester und Mesner. Das Kerzengeld wurde zum Patengeld, einem Geschenk des Patens an den Täufling. Patengeld bekam schließlich auch die Funktion eines Talismans; in Familien sorgfältigst verwahrt und oft erst bei der Hochzeit ausgehändigt. Nur in Zeiten höchster Not wurden sie ausgegeben in vielen Fällen sogar mit einem Öhr versehen und zu festlichen Anlässen getragen.

Entwicklung und Verarbeitung

Vor allem als im bayrisch-österreichischen Raum die Kunst der Bauernmöbelmalerei blühte, entwickelte sich auch die Kleinkunst der bemalten Spanschachteln und Goden- oder Krösen(Chrisam-Tauföl)büchsen.

Gedrechselte Dosen gab es schon seit dem Mittelalter in Sakristeien zur Aufbewahrung der Hostien, in Apotheken und in gehobenen Haushalten. Der Weg zur bemalten Godendose dürfte sich über die Klosterapotheken erstreckt haben. Jesus wurde nämlich als höchster Heiler und zugleich Apotheker betrachtet, viele Dosen wurden mit seinem Monogramm verziert.

Die bunt bemalten und teilweise auch aus Hartholz gedrechselten Dosen sollten in ihren verschiedenen Ausprägungen symbolisch das Gute und Schöne verkörpern. Obwohl sie sich im Stil ähnlich sind, gleicht kein Exemplar dem anderen. Die Oberseite des Stülpdeckels weist in der Mitte das Hauptmotiv auf, oft ein Heiligenmedaillon, gelegentlich mit einem Sinnspruch umgeben. Auf der Wandung finden sich Blütenranken und weiße spitzenartige Umkränzungen in Schablonentechnik.

Quellen

  • Da Schau Her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 11. Jahrgang. Nr. 4, Oktober 1990
  • Da Schau Her. Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirkes Liezen, 12. Jahrgang. Nr. 2, April 1991