Die Flora der Haller Mauern

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Die Flora der Haller Mauern wurde bereits von Pater Gabriel Strobl (* 1846; † 1925), dem Mönch mit der Botanisiertrommel aus dem Benediktinerstift Admont, aufgezeichnet.

Allgemeines

Pater Gabriel Strobl war Besteiger des Hexenturmes und als Erstbegeher von dessen Südrinne kennengelernt. Er war ein ausgezeichneter Botaniker und später ein weltweit anerkannter Insektenforscher. Er begründete das Naturhistorische Museum Benediktinerstift Admont im Benediktinerstift Admont. Als Alpinschriftsteller hinterließ er zahlreiche Beschreibungen von Bergtouren sowie von botanischen Wanderungen. In dem Buch "Die Haller Mauern" schrieb er den topographischen, zoologischen, botanischen und geognostischen Teil sowie im Anhang "Die Flora der Haller Mauern" mit 889 Pflanzen und deren Fundorten!

Besonders oft werden die Grabneralpe, der Natterriegel und der Grabnerstein (der damals bis zum Grabnertörl reichte - der Name "Admonter Warte" für dessen westliche Felsen ist erst seit dem Bau des Admonter Hauses gebräuchlich) als Fundorte genannt. Der Grabnerstein gilt heute als "schönster Blumenberg der Steiermark". Auf diesen sanften Südhang trifft zu, was Strobl unter der "Vegetationsform der Alpenmatten" beschreibt:

Außer diesen unscheinbaren Halmpflanzen (gemeint sind Gräser und Seggen) entzückt unser Auge aber auch eine Fülle im herrlichsten Farbenfeuer erprangender Gebilde. Wohl fehlt Edelweiss und Edelraute, aber dieser Mangel wird überreich ausgeglichen. Da winken uns dichte Polster der seltenen arezienartigen und der Gerardischen Miere, der Zwergmiere, des vielstängligen Sandkrautes, der wundervollen Silberwurz, der Zwerg-Schlüsselblume, des Aneisblättrigen und des zuerst am Monte Baldo entdeckten Labkrautes, der gestutztblättrigen und Jacquinischen Weide, des Alpen-Sonnenröschens, der stengellosen Silene, des rosadoldigen Berg-Spitzkieles;

da schauen wir die zierlich gewimperten Rosetten des gelben, immergrünen Hungerblümchens, den goldgelben Alpen-Wundklee, den zweifarbigen Alpenlattisch, mannsschildblättrigen Steinbrech, Eis-Gemswurz, die prangenden Aehren des rosenrothen und Jacquinischen Läusekrautes, zwei niedliche Soldanellen mit zierlich gefranzten, hängenden, blauvioletten Glöckchen, weissen Alpen-Ranunkel, Schnee-, Zwerg-, kurzblättrige und stumpfblättrige Gentianen in azurblauen, himmelblauen, lilafarbigen oder weissgelben Blüthen, clusische Primeln, tiefblaues Alpen-Vergissmeinnicht, zarte Alpenvarietäten des Augentrostes, Zwergauflagen der Butterblume, spitzkeimenden Knöterich, Alpennelke, die im Winde flatternden purpurschwarzen Blüthen des Hahnenkopfes, vor allem aber den vielgesuchten Speik, mit dessen Stämmchen die Hörner des Alpenvieh’s beim Abtrieb umwunden werden.

Sollten Sie die zwei letzten Sätze tatsächlich genauer gelesen haben, so haben Sie einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Almmatten erfahren. Dazu kämen aber noch ebensoviele "Erste Ansiedler der Hochregion" (z. B. Polsterpflanzen wie das Leimkraut, Steinbrech und Gamswurz), Pflanzen der "Voralpenwiesen" wie Läusekraut, Bergranunkel, Germer, Pippau und jene der "Alpenhaiden" mit den Azaleenarten. - So sorgfältig der Blumenpionier Strobl auch gesammelt und geforscht hat: Seine Nachfolger konnten in den vergangenen 100 Jahren noch einige weitere Bergblumen auf dem Natterriegel und Grabnerstein entdecken, darunter auch ein botanisches Kuriosum, wie es Hubert Walter in seinem Werk "Die Buchau" nennt:

Narzissen! einzeln, in größeren Gruppen und kleinflächig standen sie zwischen Latschen und gewachsenen Felsrippen aus Kalkgestein, jetzt Ende Juni ... und in 1700 m Seehöhe. Breite Raiblerschichten ziehen hier überall durch, zwingen das Sickerwasser vorzeitig zum Austritt (Quellhorizonte) und bedingen dieses Feuchtbiotop, das mitten im Sommer hier Narzissen blühen lässt. Ein Phänomen, das sich im Gesäuse am Schafplan (Zinödl) wiederholt, sonst im Raume der Ostalpen aber äußerst selten vorkommt (Steineralpen).

"Blumenpater" Strobl schrieb weiter:

Herrlich ruht es sich aus nach dem anstrengenden Emporklimmen durch die Berg- und Voralpenregion auf der elastischen, weichen Unterlage der Azalee und doppelt froh schaut man hinaus in die herrliche Gotteswelt, wo tief unten die Alpenröschen glühen, die grünen Weideplätze lachen und die unwegsamen Leckenwälder sich dehnen, bis der schweigsame Fichtenwald sich aufthut, darüber hinaus die grünen Ebenen des Ennsthales sich erschliessen und ringsum gewaltige Felskolosse der Kalk- und Tauernkette sich aufbauen.

Quelle