Der Lindwurm vom Gradenbach

Im Zellerlsee hauste einst - der Sage nach - ein Lindwurm.

Der Lindwurm vom Gradenbach heißt eine Sage aus dem Ennstal.

Die Sage

In der Nähe des sogenannten Lärchschachens am Gradenbach bei Weißenbach, einem Ortsteil der Marktgemeinde Haus, war vor vielen, vielen Jahren ein Bauer beim Pflügen seines Feldes auf ein altes, verrostetes Turmkreuz gestoßen. Man fand damals nichts Besonderes daran. Als aber Jahre später in derselben Gegend beim Hieflersetzen ein Vorstecken auf Nimmerwiedersehen in der Erde verschwand, erinnerte man sich wieder daran. Einige Leute wurden nun nachdenklich und stellten Nachforschungen an. Dabei fanden sie heraus, dass der Vorstecken in den Rauchfang eines versunkenen Hauses gefallen sein müsste und das Turmkreuz von einer verschütteten Kirche stammen könnte.

Eine Sage erzählt nämlich, dass im Bereich des heutigen Lärchschachens vor langer, langer Zeit eine schöne Stadt stand. Nicht weit davon, in der Nähe des Gradenbachwasserfalles, erstreckte sich zu jener Zeit ein großer See, in dem ein fürchterlicher Lindwurm hauste. Diesem Drachen wurde es mit der Zeit am Grund des Sees anscheinend zu eng. So begann er, die Felsen am Fuß des Berges abzunagen und daran zu beißen. Er musste sich schließlich so tief hinein gefressen haben, dass sich von oben riesige Felsbrocken lösten und in die Tiefe stürzten. Dadurch entstand in der Felswand ein großes Loch, aus dem Wasser in gewaltigen Mengen floss. Rauschend und brausend wälzte sich eine riesige Flut ins Tal, auf die Stadt zu. Nach und nach versanken die Häuser samt Kirche unter den Massen von Sand und Geröll, bis man schließlich von der einst blühenden Stadt nichts mehr sah. Nicht weit vom Gradenbach-Wasserfall liegt heute ein kleiner See, der Zellerlsee, in dem sich friedlich die Fische tummeln. Auch gibt es in diesem Gebiet auffallend viele kleine Quellen und sumpfige Stellen, alles noch Hinweise und Reste vom einstigen, großen See. Im Zusammenhang mit dieser Sage ist vielleicht auch interessant, dass ein Ortsteil der nahen Ortschaft Aich noch heute "Vorstadt" genannt wird.

Quellen

• nacherzählt von Walter Bastl, ÖAV Haus im Ennstal