Der Bau der Ramsauer Straße

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieser Artikel berichtet über den Bau der Ramsauer Straße.

Einleitung

Das 7. Ramsauer Frühlingsfest im Juni 1994 stand unter dem Motto "Vom Leiterwagen zum Wanderbus". Mit der Herausgabe einer Sondernummer der "Ramsauer Gemeinde-Nachrichten" erinnerte man sich aus diesem Anlass auch an den vor 85 Jahren erfolgten Straßenbau von Schladming auf die Ramsau. Da dieses Ereignis für die Gemeinden Schladming und Ramsau am Dachstein gleichermaßen von Bedeutung war, bringen wir hier einen Auszug aus der in den "Ramsauer Gemeinde-Nachrichten" Nr. 2 vom Juni 1994 veröffentlichten Straßenbaugeschichte.

Nach langwierigen Debatten, die bis in das Jahr 1896 zurückreichen, entschloss sich die Ramsauer Gemeindevertretung im Jahre 1900 zu einer Anfrage an den Verein "Marktbürgerschaft Schladming", unter welchen Bedingungen die Trassierung einer Fahrstraße auf die Ramsau möglich wäre. Diese Anfrage war deshalb notwendig, weil ein Teil der Straße über Schladminger Bürgerschaftsbesitz führen musste. Im Zusammenhang damit erklärte sich die Gemeinde Ramsau auch bereit, für einen allfälligen Straßenbau dreitausend Kronen zur Verfügung zu stellen - wenn nicht in Bargeld, so doch durch Robotleistung und Holzlieferung.

In einem weiteren Briefwechsel zwischen der Gemeinde Ramsau und der Bürgerschaft Schladming im Jahre 1902 wurden der Gemeinde folgende Bedingungen als Voraussetzung für die Genehmigung zum Straßenbau mitgeteilt:

1. Die Gemeinde Ramsau hat den Verbindungsweg von der Ramsau bis zum Brandriedl herzustellen.
2. Abschätzung des Holzes nach der Trassierung.
3. Dass durch die Straßenlage der Wald durch sichere Verbauungen geschützt wird.
4. Beihilfe zum Uferschutzbau längs der Enns.
5. Beihilfe zur Lackner-Brücke und zum Weg in den damals noch nicht wieder zur Stadt erhobenen Markt Schladming.
6. Ablösung der nötigen Grundteile von der Lacknerbrücke bis zum Bahnhof Schladming zur Erweiterung der Straße, sowie nötige Beihilfe zur Instandsetzung dieses Weges.
7. Ist vor Abhandlung und Beginn des Baues ein Plan vorzulegen.

Es verging noch eine lange Zeit bis endgültig Hand ans Werk gelegt wurde und die Bauarbeiten an der Ramsauer Straße ihren Anfang nahmen. Allein die Aufbringung der nötigen Geldmittel erforderten viele Verhandlungen zwischen der Gemeinde Ramsau, der Marktbürgerschaft Schladming und dem Landesbauamt in Graz. Man kam schließlich überein, dass Ramsau und Schladming je ein Viertel und graz die restliche Hälfte der Bausumme zu tragen haben werden. Im Jahre 1905 gab es zwischen Schladming und Ramsau neuerlich intensive Verhandlungen bei denen die Schladminger Bürgerschaft sogar Bedenen hinsichtlich einer Realisierung des Straßenprojektes äußerte, da die "Schladminger Leiten", also jenes Gelände am "Sonnenhang" auf dem heute vor allem Eigentums-Wohnhäuser stehen, durch die geplante Straße "derart devastiert wird, dass selbe hernach gar nimmer als Vermögensobjekte angesehen werden kann." So der Wortlaut des Verhandlungsprotokolls.

Im Sommer 1908 war es nun endgültig so weit, dass mit dem Bau der Bezirksstraße von Schladming auf die Ramsau begonnen werden konnte. Ein Bericht im "Der Ennstaler" vom 8. August gibt uns davon Nachricht:

"Mit dem Bau der schon längst geplanten Fahrstraße auf die Ramsau am Fuße des Dachstein wurde nun begonnen. Die ersten Aribeten werden von 48 Sträflingen aus suben vorgenommen. Mit der Fertigstellung dieser Straße wird jene herrliche Hochebene, die einer Riesenstufe gleicht, dem Fremdenverkehr nähergebracht."

Über den weiteren Verlauf der Straßenbauarbeiten sind wir durch Pressebericht gut informiert. Diese Meldungen drücken auch die großen Hoffnungen aus auf eine positive Entwicklung des Sommer- und Winterfremdenverkehrs in der Ramsau durch den neu geschaffenene Zufahrsweg auf die Hochebene zu Füßen des Dachsteinmassivs.

Mit der Verwirklichung dieses Projektes ging es aber sowohl für die Schladminger als auch für die Ramsauer der langgehegte Wunsch in Erfüllung, dass die Austriahütte durch die Verbesserung des Verbindungsweges von der Ramsau auf den Brandriedl dem Tourismus besser erschlossen wurde. Diese Wegverbesserung war ja schon von der marktbürgerschaft Schladming der Geminde Ramsau im Jahre 1902 unter anderem als Vorbedingung für die Genehmigung zum sTraßenbau Schladming – Ramsau gestellt worden.

Über die Fertigstellung der Ramsauerstraße schreibt die "Steirische Alpenpost" im November 1909 (Nr. 44, S.3):

"Anfang November wird die lang ersehnte Fahrtstraße Ramsau am Fuße des Dachsteins vollendet werden. Die Strecke fürht in Serpentinen durch den steilen Waldabstuz zwischen Ennstal und Ramsauerboden in einer Länge von 5 Kilometern und einer Höhendifferent von 450 Metern. Für Touristik und Fremdenverkehr dürfte die neue Straße insoferne Bedeutung haben, als sie den Besuch der Ramsau und Austriahütte bedeutend erleichtern wird. Beim Bau waren über 60 Sträflinge der anstalt Stuben beschäftigt."

Als besonderheit wird schon die nächste Ausgabe der "Steirischen Alpenpost" (Nr. 45, S.2) darauf aufmerksam gemacht, dass "Dank dem Entgegenkommen der Bezirks-Behörde in Schladming die neue Straße den Wintersportlern als Rodelbahn zur Verfügung stehen wird." Und in einem dritten Bericht der November-Nummer 46 meldet die "Steierische Alpenpost", dass "Samstag, dem 6. November von Straßenbauarbeiten verkündeten." Zusätzlich wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass "Dank dem Entgegenkommen der Bezirks-Behörde die Straße auch zu Sportzwecken verwendete werden kann."

Ein strenges Fahrverbot für den Automobilverkehr und das Fahren mit Motorrädern wird gefordert

Es war naheliegend, dass die neu errichtete Straße so manche Automobilisten und Motorradfahrer dazu verleitet, eine Fahrt auf die Ramsau zu unternehmen. Man wollte aber nicht, dass der Autoverkehr auf die Ramsau überhand nimmt und sich ruhestörend auf den zunehmenden Fremdenverkehr auswirkt. Aus diesem Grund fasste man den Gemeinderatsbeschluss (2. Juni 1910), dass der Bezirksausschuss in Schladming aufgefordert werden soll, den Automobilverkehr und das Fahren mit Motorrädern auf der Straße Ramsau-Schladming strengstens zu verbieten.

Das im Jahre 1910 verhängte Fahrverbot für Autos und Motorräder auf der Ramsauer Straße wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss vom 13. Juli 1924 mit der Begründung bestätigt, dass das "Passieren der Ramsauerstraße mit Automobilen nicht nur wegen Verhütung von Unglücken, sondern auch wegen Zugrunderichtung der Straße einstimmig abzulehnen ist."

Und auch noch im Juni 1925 – also ein Jahr vor der Eröffnung des Autobus-Linienverkehrs beharrte der Ramsauer Gemeinderat auf die Einhaltung des Autofahrverbotes auf der Bezirksstraße und begründete dies mit der Feststellung, dass "die Straße für einen solchen Verkehr eine vollständige Unsicherheit für den Passantenverkehr bildet."

In diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant im Gemeinderatsprotokoll vom 24. Juni 1925 zu lesen, dass der Schladminger Kaufmann Josef Niederauer, der Beisitzer des ersten Automobils in Schladming, das Fahrverbot übertreten hatte, jedoch "infolge seines jovialen Verhaltens gegenüber der Gemeinde Ramsau die Strafamthandlung gegen ihn eingstellt wird."

Die langjährigen und schließlich doch erfolgreichen Bemühungen um die Neuerrichtung einer Fahrstraße zwischen Ramsau und Schladming fand gleichsam ihre Körnung in der festlichen Eröffnungsfeier am 10. Juli 1910 über die der "Ennstaler" in seiner Ausgabe vom 27. Juli (Nr. 29, S.7) berichtet:

"Mit dem ersten Nachmittagszuge trafen hier Landeshauptmann Graf Attems, Bezirkshauptmann Baron Braun, Leiter des Landesbauamtes Herr Well und landesausschußbesitzer Herr Stallner ein und wurden am Bahnhof vom Obmann der Bezirksvertretung Herrn Franz Loidl begrüßt. Zwei Mädchen in steirischer Trachttrugen ein Festgedicht vor. Die eigentliche Begrüßungsfeier fand am Hauptplatz statt, wozu sich die Vertreter der Ämter und Behörden eingefunden hatten.

Herr Loidl gab einen Überblick auf die Baugeschite der Straße, welche 14 Jahre zurückreicht und dankte im Namen der Gemeinde Schladming und Ramsau sowie des ganzen Bezirkes für die wamre Förderung des Baues von Seiten des Landes.

Es sprachen noch Herr Bezirkshauptmann Baron Braun und Landeshauptmann Graf Attems, der dabei besonders die beim Baue gelistete technische seine Exzellent erwiderte. Der Landtagsabgeordnete Herr Größwang feierte die Verdienste des Landeshauptmannes Arbeit hervorhob und dem leiter des Landesbauamtes seine besondere Anerkennung aussprach. Die Rede klang aus in ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den Kaiser.

Nun folgte eine Wagenfahrt der Festteilnehmer auf der neuen Straße bis hinauf zum Kulmwirt auf der Ramsau. Es herrschte nur eine Stimme des Lobes über den Bau der Straße die in mehreren Serpentinen sich hinaufschlängelt und schöne Ausblicke auf die Hochgebirgswelt bietet. In Kulm erwartete eine festlich gestimmte Volksmenge die Festteilnehmer. Der Gemeindevorsteher von Ramsau, Herr Schrempf, dankte dem Landeshauptmann worauf und des Statthalters um das zusstandekommen des Straßenbaues. S. Exzellenz der Stadthalter hatte mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand sein Fernbleiben entschuldigt.

Für den unterhaltenden Teil sorgte die Bürgermusikkapelle Schladming. Wir bemerken noch hinzu, dass es besonders der ruhrigen Intervention des Abgeordneten v. Pantz, welcher eine Subvention von 20.000 Kronen zum Straßenbau erwirkte, zu verdanken ist, dass der Straßenbau zustande kam."

Nach langen Debatten war es soweit, dass man sich dazu entschloss, eine Autobuslinie von Schladming auf die Ramsau zu errichten. Der Autounternehmer Hans Lechner aus Schadming machte der Gemeinde Ramsau das Angebot, mit seinem Autobus die geplante Strecke zu befahren. Wie in einem Inserat im "Ennstaler" vom 30. Juli 1926 angekündigt wurde, fand die Betriebseröffnung der Autobuslinie am Donnerstag, dem 29. Juli 1926 statt. Während der Monate Oktober bis April war der Linienverkehr allerdings eingestellt.

Hans Lechner fuhr aber nur bis 1928 im Auftrag der Gemeinde Ramsau, denn diese kaufte Lechners Auto im März 1928 um 25.527 Schilling und übernahm in Eigenregie den Betrieb des Autobusverkehrs. Als Kraftwagenlenker wurde der Mechaniker aus Sankt Gilgen, Matthias Reiter, angestellt. Sein Monatsgehalt betrug 400 Schilling.

Bei der Stadtgemeinde Schladming sucht die Gemeinde Ramsau um einen Autostandplatz am Hauptplatz an, der mit dem Standort vor dem Gemeindeamt (heute Loden Steiner) gegen ein Jahresgebühr von 100 Schilling zugewiesen wurde. Gleichzeitig suchte man auch um einen Auto-Standplatz am Bahnhof Schladming an.

Quelle