Das Siederhörndl

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Das Siederhörndl heißt eine Sage aus dem Ennstal.

Die Sage

Auf dem Oberhausberg steht heute noch ein altes, verfallenes Bauernhaus, das "Sieder", und blickt verträumt auf den 1 000-jährigen Marktflecken Haus herab. Schon längst ist das Leben in ihm erloschen. Wind und Wetter haben dem jahrhundertealten Bauwerk zugesetzt, die schweren Steine auf dem Legschindeldach halten Stall und Haus auf kargem Boden des Berges fest.

Vor langer Zeit soll der Besitzer dieses Hofes seine Seele dem Teufel verschrieben haben. Mit dessen Hilfe gelang es ihm nun, allerhand Stückchen und Schabernack zu treiben.

Als er eines Abends nach einem Einkauf im Markt wiederum gemächlich den steilen Hohlweg hinaufstapfte, hörte er das "Ave Maria"-Geläute von der Kirche her. Er kniete auf einer kleinen Anhöhe, die er eben erreicht hatte, nieder und begann ein Gebet vor sich her zu murmeln. Das gefiel freilich dem Teufel nicht, der plötzlich vor ihm stand und ihn zum Raufen aufforderte. Dem Sieder war nichts lieber als das, er stellte sich breitbeinig vor ihn hin und meinte spöttisch: "Spring her, wenn du dich traust, du verdammter Schottenfresser!", und schon flogen sie aufeinander los. Das war eine wüste Balgerei, und als der Sieder Oberhand gewann, packte er den Teufel bei den Hörnern und schleuderte ihn in den Waldschachen hinunter. Der Sieder riss ihm dabei ein Hörndl ab. Seit jener Zeit heißt auch dieser Kampfplatz Siederhörndl.

Ein roter Baumstrunk zeugt von einer weiteren derartigen Begegnung mit dem Leibhaftigen. Wieder blieb der Bauer Sieger, der zu Lebzeiten auch als Wildschütz die Jäger an der Nase herumführte. Auch wenn sie ihn auf frischer Tat ertappten, es half alles nichts. Der Bund mit dem Teufel gab ihm auch die Kraft, sich gefroren zu machen, so dass jede Kugel von dem harten Eis abprallte. Dass daran auch etwas Wahres sein musste, wussten Leute zu berichten, die den Sieder beobachteten, wie er auf seinen Knien Zaunstecken spitzte oder Tabak schnitt.

Heute noch erzählt man sich, dass der alte Sieder hinter der Mauer unterhalb der Katharinenkapelle in gefrorenem Zustand auf seine Erlösung wartet.

Quellen