Aus dem Pfarrleben der Pfarre Lassing im 19. Jahrhundert

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Hochaltar der Pfarre Lassing um 1955

Der Artikel aus dem Pfarrleben der Pfarre Lassing im 19. Jahrhundert gibt eine Übersicht über das Pfarrleben im Ennstal im 19. Jahrhundert anhand er Verkündbücher der Pfarre Lassing.

Einführung

Im Pfarrarchiv von Lassing befinden sich einige recht interessante Werke, unter anderem ein Verkündbuch, das die Jahre von 1876 bis 1881 umfasst. Auf dieses wird hier näher eingegangen, da es ein Schlüssel ist zu einem längst verlorenen Pfarrleben, nicht nur in Lassing, sondern stellvertretend für viele Pfarren des Enns- und Paltentales.

Allgemeines zum Pfarrleben

Das Verkündbuch beginnt mit dem Neujahrstag, dem 1. Jänner 1876, mit einem heiligen Amt für die Pfarrgemeinde und "der dabei üblichen Opferung für die Pfarrarmen", zum Schluss der Messe folgt ein gesungenes Te Deum. Nachmittags um 2 Uhr ist gesungene Litanei und Segen.

In Lassing begegnet uns die gesungene Litanei an jedem Sonntag um 2 Uhr Nachmittags. Dazu kann auch noch ein Segen (Eucharistischer Segen mit der Monstranz) kommen. Es sei weiters bemerkt, dass vor der Messe die Predigt gehalten wurde. Auch die Messe (Requiem) in der Kirche wird erst nach der Beerdigung von Verstorbenen auf dem Friedhof gelesen.

Nicht vergessen werden darf, dass bis ins Jahr 1957 das Halten von Abendmessen nicht oder nur in Ausnahmefällen erlaubt war. So finden alle Gottesdienste, die hier behandelt werden, stets am Morgen statt, um 7 Uhr das Frühamt und um 8 Uhr Rosenkranz, halb 9 Uhr Predigt, danach Messe. Die Predigt war im Römischen Ritus vor der Liturgierreform im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils nicht Teil der Messe. Meist wurde sie vor der Messe gehalten. Daher auch der Brauch in vielen ländlichen Gemeinden, dass man erst nach der Predigt zur Kirche ging.

An den Vortagen von Hochfesten sind immer gebotene Fast- und Abbruchtage.

Die Messen werden wie auch heute noch üblich von den Pfarrbewohnern bestellt, unter anderem mit den Worten: "…lasst der Raml das Hl. Amt halten." oder "… lässt der Moar zu Neusiedl zu Ehren der hl. Dreikönige, zur Ehre der Geburt Christi und zur schuldigen Danksagung das hl. Amt Aufopfern."

Weiters findet man für die "Verstorbene Freundschaft" häufig auch Messen von "Brautleuten auf gute Meinung". Fast jede Woche wird auch eine Messe vom Friedhofopfer für alle auf dem Friedhof Bestatteten gelesen. Zu dieser Zeit besteht auch eine Rosenkranzbruderschaft sowie eine Messbruderschaft die immer wieder Messen lesen lassen. Am Cäcilientag lassen die Musiker zu Ehren der Heiligen eine Messe lesen.

Auch der Hausmütter- und der Hausväterverein bestellen regelmäßig hl. Messen. Für diese Vereine werden auch regelmäßig Beichtstunden abgehalten. Jedes Monat hält der Pfarrer Christenlehren (Katechismusstunden) in der Kirche, mit anschließender Litanei und Segen, oder im Sommer Landchristenlehren, bei Kapellen von Bauerngütern.

Kirchliche Feste im Jahreslauf

Am Nachmittag des Vortages des Dreikönigstages wurde das Dreikönigswasser geweiht und um 5 Uhr Abends fand eine gesungene Litanei statt. Am Dreikönigstag, Hl. Amt, um 2 Uhr gesungene Vesper.

Am Fest Maria Reinigung (Mariä Lichtmess) nach der Predigt die Kerzenweihe und anschließend Prozession, danach das Amt.

Am Blasiustag, wie heute Blasiussegen. Aschermittwoch ist Einäscherung.

Während der Fastenzeit wurde an allen Sonn- und Festtagen um halb Acht der Kreuzweg gebetet. In der Quatemberwoche sind Mittwoch und Freitag gebotene Fasttage und um 7 Uhr früh ist am Sonntag Quatemberandacht, ebenso um halb 2 Uhr vor Litanei und Segen. An Mittfasten (Mittwoch in der vierten Fastenwoche) begann die österliche Beichtzeit, die Beichtordnung wurde nach Ortsteilen und Hausnummern verkündet. Die Schulkinder hatten eigene Beichttage mit anschließender Kommunion. Am Passions oder Schwarzen Sonntag wurden die Kreuze und Bilder verhüllt.

Am Palmsonntag wie heute die Passion verlesen und die Palmbuschen geweiht. Am Gründonnerstag gab es die Pfarrarmenbeteilung beim vlg. Stritzl. Am Abend des Gründonnerstags Prozession auf den Kalvarienberg mit Andacht.

"Am Charfreitag beginnen die Ceremonien um 8 Uhr, nach denselben ist die Predigt und darauf Austheilung des hochwürdigsten Gutes im hl. Grab."

Danach begannen die Beststunden in folgender Reihenfolge:

Danach Auferstehungsfeierlichkeit mit Prozession in folgender Ordnung:
Die Schulkinder, Hausväterverein, Hausmütterverein, weißgekleidete Mädchen, die große Fahne, die Musiker, die Auferstehungsstatue und das Allerheiligste, die Pfarrgemeinde.

Nach Rückkehr in die Kirche war Te Deum und Regina coeli, danach hl. Segen- Einsetzung des Allerheiligsten.

Ostersonntag war hl. Amt und Opferung für die Pfarrarmen, die Fleischweihe um 8 Uhr, nach dem ersten Amt. In der gesamten Osterzeit war jeden Sonntag um 2 Uhr nachmittags gesungene Vesper.

Am Georgstag Bittprozession nach St. Georgen bei Rottenmann. Auszug um 5 Uhr, abends um 6 Uhr Rosenkranz und Vesper für Erhaltung der Erdfrüchte, Abhaltung von Ungewitter.

Am Markustag Prozession auf den Kalvarienberg, danach Amt in der Kirche.

Am vierten Sonntag nach Ostern endete die kirchliche Beichtzeit, man hatte die Beichtzettel abzugeben und an diesem Sonntag waren auch die Kirchensitze zu lösen, dies galt für jeden Besitzer eines Bauernhofes, jeder Hof hatte seinen festen Sitz in der Kirche, die mitverkauft wurden (samt Gesinde).

An den drei Bitttagen ging den Prozessionen eine Stillmesse voraus. Danach ging man montags zum Nichtlkreuz (Burgfried), Dienstags zum Pemserkreuz (Gatschling) und Mittwochs zum Ramlkreuz (Wieden).

Pfingstsamstag war gebotener Fast- und Abbruchtag. Um halb 7 Uhr begannen die Zeremonien der Taufwasserweihe (heute Osternacht) danach Hl. Messe.

Pfingstdienstag Prozession nach Oppenberg (5 Uhr Auszug).

Am Fronleichnamsfest war um 8 Uhr die Hl. Messe bei der die Jungfrauen ihren Opfergang halten. Prozessionsordnung: Schulknaben, Hausväter-, Hausmütterverein, Jungfrauen, Sänger und das Allerheiligste. Zuletzt Männer und Frauen. 14 Uhr feierliche Vesper.

Fest Maria Heimsuchung - Prozession nach Oppenberg (5 Uhr).

Am zweiten Samstag im Juli Armenbeteilung beim vlg. Stritzl.

Am Fest des Pfarrpatronss Jakobus kamen die Töchterpfarren je in Prozessionen nach Lassing. Um 6 Uhr war die erste Messe, danach Einzug der Rottenmanner Prozession – Amt, danach Einzug der Liezener und Oppenberger Prozession- Amt. Unmittelbar danach Festpredigt und Hochamt für die gesamte Pfarrgemeinde. Sammlung für die Armen, am nächsten Tag Armenbeteilung beim Pfarrhof.

Am letzten Sonntag im September wurde in Lassing das Erntedankfest gefeiert. Nach der Predigt, dem Amt und Te Deum wurde eine Prozession abgehalten: Vorraus die Schulknaben, Hausväter und Hausmütterverein, weiß gekleidete Jungfrauen, Priester, Männer und Frauen. Danach Segenserteilung in der Kirche. Auch nach dem Erntedankfest gab es Armenverteilung beim Pfarrhof.

Am Allerheiligentag vormittags Messe, um 2 Uhr gesungene Litanei, danach Totenvesper, anschließend Libera und Rundgang auf dem Friedhof. Am Allerseelentag um halb 8 Vigil, Predigt und das Requiem für die 'Armen Seelen'. Danach Libera und Friedhofsumzug.

Im Advent wird täglich eine Rorate gehalten.

Am 24. Dezember wird um 10 Uhr Abends das erste Glockenzeichen, um 11, das zweite und um halb 12, das dritte gegeben. Um Mitternacht Mette gebetet und ein gesungenes Te Deum gehalten, danach feierliches Mettenamt.

Am Christtag um 7 Uhr wurde das Hirtenamt gehalten und um 9 Uhr Predigt und feierliches Hochamt. Armenbeteilung an beiden Weihnachtstagen im Pfarrhof.

Es wird vom Pfarrer darauf hingewiesen, dass die Christnacht, Neujahrsnacht und Heiligen Dreikönigsnacht Rauchnächte sind- in der Christnacht soll nicht mit Karten gespeilt werden, sondern man solle diese mit Gebet und Lesen guter Bücher zubringen (z. B. das im Kath. Pressverein erschienene Buch: Heiligenlegenden).

Am Stephanstag wird Salz und Wasser geweiht und am Johannestag der Wein, am Fest der Unschuldigen Kinder wird das Amt für die Kinder gehalten.

Sonstiges

Am 10. August 1879 besuchte Fürstbischof Graf Attems Lassing und wurde mit großem Visitationszeremoniell empfangen, eine Vesper wurde gesungen und der Fürstbischof hielt am nächsten Tag die Hl. Messe.

Am Geburtstag und Namenstag seiner Majestät des Kaisers wurde nach dem gesungenen Kaiseramt ein Te Deum gesungen, und Schulkinder aufgefordert zahlreich zu erscheinen.

Natürlich werden auch ganz profane Dinge von der Kanzel verlesen. Etwa, was häufig vorkam, dass jemand seinen Schlüssel verloren hatte, oder auch der Verlust von "Tücheln" und "Brieftaschen" kam vor.

Kirchliche Sammlungen:

  • für den Leopoldinenverein: 1 fl 40 kr.
  • Zweite Tafelsammlung in der Fastenzeit für den Hl. Vater (Jeden Sonn und Feiertag): 1 fl 40 kr./ 1 fl 70 kr/ 2 fl 4 kr/ 1 fl 72 kr/ 1 fl 14 kr = 10 fl ÖW
  • Palmsonntag für das hl. Grab in Jerusalem: 2 fl
  • Am Passionssonntag Opfer für das Schießpulver für die Auferstehung
  • Dreifaltigkeitsopfer für das Pulver der Böller bei der Fronleichnamsprozession
  • An den Sonntagen vor Erntedank für das Pulver bei der Ernteprozession
  • Oft wird in der 2. Tafel auch für Notleidende im Bezirk gesammelt: Brandopfer in Weißenbach oder auch für verarmte Bauern in Lassing, mindestens einmal im Monat war Sammlung für die Dorfarmen.

fl = swiki:Florin

Quelle