Arbeiterrevolte in Untergrimming

Aus EnnstalWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Am 19. Dezember1876 kam es in Untergrimming zu einen Aufstand von über Hundert Eisenbahnarbeitern.

Einleitung

Hauptartikel Die Erschließung des Salzkammergutes per Bahn

Die Salzkammergutbahn wurde in den Jahren 1875 bis 1877 errichtet. In dieser Zeit kam es zu einen starken Bedarf an Arbeitskräften in der Region, der auch durch ausländische Arbeiter gedeckt wurde. Viele der Arbeiter kamen aus Italien, der Krain, Ungarn und Südtirol. In Untergrimming befand sich die Baukanzlei der Bauunternehmung Kurz und Krauß. Die Revolte wurde hervorgerufen durch nicht ganz einwandfreies Vorgehen der Bauleitung gegenüber der italienischen Arbeiter, welche mit Knütteln und Steinen die Baukanzlei umringten.

Ereignis

Am 17. Dezember 1876 präsentierte der Subunternehmer und Partieführer Red seine Rechnung, bei deren Prüfung sich herausstellte, dass um 75 Schichten zu viel verrechnet waren. Obwohl der Partieführer schon einen Vorschuss bekommen hatte, konnte er die Löhne nicht zahlen und ersuchte nun das Unternehmen Kurz und Krauß selbst die Löhne auszuzahlen. Subunternehmer und Partieführer Red verschwand kurz darauf ohne seine Arbeiter darüber zu informieren, dass die Bauunternehmung Kurz und Krauß nun eigene Berechnungen der Schichten zur Auszahlung heranziehen würde.

Bei der Auszahlung am 19. Dezember kam es dann zu einem Tumult. Mehr als Hundert Arbeiter versammelten sich vor der Baukanzlei, wovon zwei Personen versuchten in die Kanzlei einzudringen. Sie wurden hinausgedrängt und die Bauleitung versteckte sich in der Kanzlei, nachdem sie alle Lichter gelöscht hatte. Vor der Kanzlei erhob sich Geschrei und alle Fenster im Parterre wurden mit Steinen und Holzknüppel eingeschlagen. Drohungen wurden ausgestoßen, wie jene, das alles in die Luft gesprengt würde. Der Tumult dauerte mehrere Stunden. In der Zwischenzeit kam die Gendarmerie von Irdning mit Postenkommandant titl. Wachtmeister Georg Neuwirth. Er rückte mit zwei Gendarmen sofort nach Neuhaus ab und es gelang dem genannten Wachtmeister durch Energie und besonnenen Einschreiten die Ruhestörung zu unterdrücken und Blutvergießen zu verhindern und die erhitzten Gemüter soweit zu beruhigen, dass ein Ausgleich versucht wurde. Wachtmeister Neuwirth wurde für sein zielbewußtes Vorgehen mit einem Belobungszeugniß vom Landesgendarmeriekommando ausgezeichnet.[1]

Auf Grund der Überzahl der Arbeiter zahlte das Unternehmen auch die zu viel verrechneten Schichten aus. Gegen zehn Uhr abends kam die Gendarmarie von Gröbming und Liezen und die Rädelsführer wurden verhaftet.

Gerichtsverhandlung

Am 27. Jänner 1877 wurde am Kreisgericht Leoben verhandelt. Auf der Anklagebank saßen vier Italiener, zwei Südtiroler, ein Krainer, ein Ungar und ein Steirer. Sechs der Angeklagten wurden wegen öffentliche Gewalttätigkeit und Erpressung zu fünf, vier, drei und eineinhalb Monate verschärften und schweren Kerker verurteilt, sowie nach verbüßter Strafe des Landes verwiesen. Der Steirer erhielt drei Monate verschärften, schweren Kerker. Ein Italiener, der nur Coraggio (Nur Mut!) geschrien hatte und der Ungar, der nur, wie in der Zeitung Welt Blatt von 6. Februar 1877 steht, etwas gewalttätig bitten wollte, wurden frei gesprochen.

Quellen

Einzelnachweis

  1. Auszug bzw. Reinschrift aus dem Gendarmerie-Protokoll (-Buch) des Postens Irdning – "Gendarmerie-Korporalschaft Irdning" übermittelt von Markus Schachner an Hermann Harreiter im Herbst 2020. Eine Kopie (jeweilige Überschrift im Protokollbuch: Kurze Schilderung der Begebenheiten) aus diesem Protokollbuch (Kurrent geschrieben) liegt vor.
Eisenbahngeschichte im Bezirk Liezen